Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
Vom Netzwerk:
zeigen.«
    »Was denn zeigen? Etwas Neues? Etwas Spannendes?«
    »Ist es noch da? Das, was er zeigen wollte?«
    »Wir müssen die Leute vom Personal befragen und dann ihre Aussagen mit dem abgleichen, was wir hier drinnen finden«, meinte Ringmar.
    »Wer ist mit ihm mitgegangen? Ein Kollege? Ein anderer Bekannter?«
    »War er wirklich allein zurückgeblieben?«
    »Wartete er vielleicht auf jemanden?«
    »Wie konnte der sich denn versteckt halten?«
    »Vielleicht hat er oder sie sich ja gar nicht versteckt.«
    »Jemand vom Personal?«
    »Man wird sehen.«
    »Einer von den Gästen?«
    »Auch das muss man sehen«, meinte Winter. »Wir müssen die Buchungen durchgehen.« Er machte einen Schritt in Richtung Speisesaal. »Ich war ja selbst einer der Gäste.«
    »Und du hast niemand gesehen, der verdächtig wirkte?«
    »Wenn man sich in einem guten Restaurant für irgendwas nicht interessiert, dann sind es die anderen Gäste«, meinte Winter. »Man hat genug damit zu tun, sich aufs Essen zu konzentrieren.«
    Ringmar sah sich in der Küche um. Am hinteren Ende gab es ein schmales Fenster. Dort konnte man die ersten Anzeichen der Morgendämmerung erahnen. Schon bald würde das Licht hier hereinsickern und sich mit der kalten elektrischen Beleuchtung vermischen. Ein neuer Tag würde beginnen.
    »Was ist das Motiv?«, sagte Ringmar mehr zu sich selbst.
    »Ich kannte ihn nicht besonders gut«, meinte Winter, »nicht gut genug, um ihn von Feinden sprechen zu hören.«
    »Wer könnten seine Feinde gewesen sein? Andere Meisterköche?«
    »Es gibt eine Konkurrenz, aber die hat für gewöhnlich doch Grenzen«, sagte Winter.
    »Worin besteht denn die Konkurrenz?«
    »Essen natürlich. Rezepte. Rezepte für die besten Gerichte. Rezepte für Gerichte der Weltklasse.«
    »Reicht das aus?«, fragte Ringmar.
    »Die Rezepte? Nein. Es genügt nicht, lesen zu können. Du musst auch die richtigen Handgriffe beherrschen. Du musst der Geschickteste sein, mit den Händen, und mit dem Kopf.«
    »Und Hirschmann war offenbar der Geschickteste«, sagte Ringmar.
    »Ja.«
    »Und irgendjemand neidete ihm das.«
    »Ob das ein Motiv ist?«, fragte Winter. »Vielleicht hängt die Geschichte überhaupt nicht mit all dem zusammen«, sagte er und machte eine Geste, die alles einschloss, was er um sich herum sah.
    »Oder es gab etwas hier, das es wert war, dafür zu töten«, entgegnete Ringmar.
    »Wie meinst du das?«
    »Vielleicht besaß Hirschmann etwas, wofür man ihn umbringen wollte«, fuhr Ringmar fort. »Mehr als das, was … er war. Mehr als nur, dass er der Geschickteste war.«
    »Warte mal«, sagte Winter und ging hinüber zum Tisch, an dem sonst die Kaltmamsell arbeitete.
    Vor ein paar Stunden hatte er dort gestanden. Hirschmann hatte die alte Flasche Calvados aus einem geheimen Fach über dem Tresen geholt.
    Das geheime Fach.
    Das war zum Teil Spaß, zum Teil aber auch Ernst gewesen. In dem Fach bewahrte Hirschmann einen Teil seiner Rezeptsammlungen auf, diverse lose Aufzeichnungen, Blätter, schnell hingekritzelte Ideen auf irgendwelchen Zetteln, die gerade zur Hand waren, wenn die Eingebung aus dem Himmel herabgestürzt kam. Wenn man Hirschmann glaubte, dann kannten nicht viele Leute dieses Fach. Außerdem gab es hinter dem Fach noch eines, das hatte er Winter einmal erzählt. Und da würden die echten Geheimnisse verwahrt, hatte er gesagt und Winter zugeblinzelt. Das wissen jetzt nur du und ich.
    Das Regal war hoch. Das Einzige, was Winter sehen und erreichen konnte, war die Calvadosflasche. Er rührte sie nicht an. Dann schaute er sich nach etwas um, worauf er sich stellen konnte. Unter einer der Arbeitsflächen sah er einen Hocker. Doch er entschied, sich nicht darauf zu stellen.
    »Sven, kannst du bitte diesen Hocker mitnehmen und in Plastik einpacken?«, sagte er zu einem Kollegen von der Spurensicherung, die in der Restaurantküche arbeiteten.
    Er ging in den Speisesaal und trug den Stuhl, auf dem er selbst am Abend gesessen hatte, in die Küche. Er legte ein Stück Plastik über den Stuhl und stellte sich darauf, um in das Fach sehen zu können.
    Es war leer. Da war nichts, abgesehen von der Flasche. Nur eine leere glatte Fläche. Soweit er es beurteilen konnte, stand die Flasche ungefähr an derselben Stelle, an die Hirschmann sie etwas früher am Abend gestellt hatte, aber das war eine Sache für die Spurensicherung.
    Wer die Papiere und Ordner vom Regal genommen hatte, musste auch die Flasche verrückt haben.
    Er stieg wieder vom

Weitere Kostenlose Bücher