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Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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wieder an die bevorstehende Reise. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, dass man nichts ausschließen durfte. Wenn er nun anfing, in Hirschmanns Vergangenheit zu suchen, dann würde es ein Fehler sein, die Reise unberücksichtigt zu lassen. Doch sie lag nicht in der Vergangenheit, sondern in der Zukunft und war zugleich plötzlich ein Teil der Vergangenheit geworden. Alles gehörte zusammen.
    Winters Handy klingelte. Er zuckte unwillkürlich zusammen. Der Ton klang in dem stillen Haus geradezu unanständig laut.
    »Ja?«
    »Wir haben das Auto gefunden.«
    Es war Ringmars Stimme.
    »Wie bitte?«
    »Das Auto. Der Volvo, der vor dem Restaurant stand. Der Kombi.«
    »Bist du sicher?« Das klang wie Wunschdenken, dachte Winter. Eine falsche Spur. »Wir wissen doch nicht einmal ob es überhaupt ein Volvo war. Wir wissen nicht einmal, ob da überhaupt irgendein Auto stand.«
    »Also, heute Nacht schienst du dem Wachmann noch zu vertrauen«, meinte Ringmar.
    »Erzähl.«
    »Wie du weißt, haben wir heute Morgen die Autos vom Personal gecheckt, und einer der Köche besitzt einen Volvo V70, das Vorjahresmodell, und wir haben ihn gefragt, ob er es heute Nacht vor dem Laden geparkt hatte, und er hat ja gesagt.«
    »Dann wäre das Problem gelöst«, meinte Winter.
    »Ich habe ja gesagt, wir haben das Auto.«
    »Hast du ihn gefragt, warum er es dort geparkt hatte?«
    »Ich war nicht bei dem Verhör dabei. Aneta hat ihn angerufen. Nein, sie ist zu ihm hingefahren.«
    »Und was hat er ihr geantwortet?«
    »Dass er es immer dort hinstellen würde. Diese Nacht sei keine Ausnahme gewesen.«
    »Da ist doch irgendetwas seltsam mit dieser Geschichte«, sagte Winter. »Richardsson, der Wachmann, hat das Auto gesehen, als er kam, aber als wir eine Stunde später danach gesucht haben, war es weg.«
    »Stimmt.«
    »Die Erklärung dafür könnte sein, dass dieser Koch noch bis nach zwei geblieben ist. Richardsson hat gesagt, dass er die Außentür fünf Minuten vor zwei aufgeschlossen hat. Da stand das Auto also dort, wenn es derselbe Wagen ist. Das würde doch bedeuten, dass der Koch noch da war. Wie heißt er eigentlich?«
    »Dinter. Erland Dinter.«
    »Auffälliger Name, Dinter.«
    »Nicht auffälliger als Winter«, sagte Ringmar.
    »Dinter war noch da, weil sein Auto noch da war«, sagte Winter, ohne auf Ringmars Bemerkung einzugehen. »Aber Richardsson hat ihn nicht angetroffen. Nach seiner Beschreibung war Hirschmann als Einziger noch da. Wo befand sich dann dieser Dinter? Warum blieb er noch so lange? Warum hat ihn niemand gesehen?«
    »Das sind Fragen, die du ihm stellen solltest«, schlug Ringmar vor.
    »Worauf du dich, verdammt noch mal, verlassen kannst«, erwiderte Winter.
     
    Erland Dinter war ein Mann mittleren Alters und mittelgroß. Sein dunkles Haar trug er halblang, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen, die verrieten, was er in den vergangenen Stunden gemacht hatte.
    Nun saß er Winter in einem Raum auf der Polizeiwache gegenüber. Winter konnte sich nicht entsinnen, Dinters Gesicht am Abend zuvor in der Restaurantküche gesehen zu haben. Doch er hatte auch gar nicht auf andere geachtet. Jetzt bereute er es.
    Dinter hatte sich als Sous-Chef vorgestellt. Das hieß, er war der stellvertretende Chef in der Küche, wie Winter wusste. Hirschmann hatte seinen Namen nicht erwähnt. Doch Winter hatte in den Wochen vor seinem letzten Besuch im Restaurant gar nicht mit Hirschmann gesprochen. Plötzlich musste er daran denken, dass es wirklich der letzte Besuch gewesen war. Nie wieder. Mit einem Mal war ihm, als ob er in der Zukunft nie wieder richtig gut in einem Restaurant essen würde und dass er es auch nie wieder wollen würde. Das gehörte auch der Vergangenheit an.
    »Sind Sie neu angestellt?«, fragte er.
    »Tja, seit ein paar Wochen.« Dinter hatte sich ein wenig vorgelehnt. »In dieser Branche nennt man das vielleicht nicht gerade neu.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es gibt in der Restaurantbranche eine große Fluktuation. Den einen Monat hier, den anderen dort. Die Läden machen zu und woanders wieder auf. Man weiß es nie.«
    »Wie sind Sie zu Hirschmann gekommen?«, fragte Winter.
    »Er hat mich angerufen«, sagte Dinter. »Hat mich gefragt, ob ich zu ihm kommen wolle. Es war eine Stelle frei geworden.« Dinter lächelte etwas matt. »Und man kann schließlich nicht nein sagen, wenn der große Lars Hirschmann anruft.«
    »Haben Sie beide schon früher einmal zusammengearbeitet?«, fragte

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