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Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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auf die Uhr im Armaturenbrett geschaut, als ich auf die Allén einbog. Ich glaube, es war kurz nach zwei. Ein paar Minuten nach zwei.«
    Fünf vor zwei hatte der Wachmann das leere Auto gesehen. Ob es wirklich leer gewesen war? Ein paar Minuten später war der Wachmann drinnen im Restaurant herumgegangen, während Dinter weggefahren war. Ob er es gewesen war? Pia Fröberg hatte in der Nacht gesagt, dass Hirschmann zwischen zwölf und zwei ermordet worden sei. Sie hatte ihn nachmittags angerufen und die Zeit auf ein Uhr bis halb zwei eingegrenzt. Wenn man Dinter glaubte, dann waren die Spülleute bis ein Uhr da gewesen. Es gab kaum einen Grund für ihn, in dieser Sache zu lügen, und alle diese Zeiten würden sie im Laufe des Tages sowieso bestätigt bekommen. Zwischen eins und halb zwei. Zu der Zeit war Hirschmann in seinem Restaurant allein gewesen. Dinter war draußen auf seinem beruhigenden Spaziergang. Hirschmann war gestorben.
    »Beschreiben Sie mal ganz genau, welchen Weg Sie gelaufen sind«, sagte Winter.
     
    Sie saßen in Ringmars Zimmer. Am Horizont ging die Sonne unter. Winter dachte an die Worte von Dinter, dass man sich nicht einfach nach Büroschluss zu Hause ins Bett legen konnte. Im Moment würde er nichts dagegen haben. Er hatte in dieser Nacht anderthalb Stunden geschlafen und hatte immer noch einen leichten Kater von Hirschmanns uraltem Calvados. So hatte er immer noch eine Erinnerung an Hirschmann, es gab etwas in Winters Körper, das wie eine physische Erinnerung greifbar war. Bald würde auch das vergangen sein.
    »Wie wirkte er?«, fragte Ringmar. »Nervös?«
    »Im Gegenteil.«
    »Verdächtig ruhig?«
    »Du weißt ja, wie das ist, Bertil. Die Unruhigsten können die Unschuldigsten sein, und der ruhige Blick ist im Grunde der des Psychopathen.«
    »Was ist denn dieser Dinter für einer?«
    »Vielleicht ein müder Koch, der einen Spaziergang macht, um sich zu entspannen«, sagte Winter.
    »Glaubst du das?«
    »Es scheint doch glaubwürdig.«
    »Wir müssen überprüfen, ob ihn in der Nacht nicht jemand getroffen oder gesehen hat«, sagte Ringmar.
    »Und wir müssen seinen Hintergrund checken«, meinte Winter.
    »Wenn er so gut ist, wie er zu sein scheint, dann dürfte das nicht schwer sein«, sagte Ringmar.
    »Das ist zu einfach«, sagte Winter.
    »Was denn?«
    »Dass Dinter unser Mann sein sollte.«
    »Glauben wir das denn?«
    »Ich sage ja, es ist zu einfach«, sagte Winter.
    »Hast du ihn nach dem geheimen Rezeptfach gefragt?«, fragte Ringmar.
    »Natürlich nicht.«
    »Vielleicht hätte er reagiert. Die Maske fallen lassen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Ist das nicht etwas komisch, dass Hirschmann und Dinter sich früher nie begegnet sind?«
    »Das kann man wohl sagen«, sagte Winter.
    »Auf der anderen Seite gibt es ja keinen Grund für ihn, in der Sache zu lügen.«
    »Warum nicht?«
    »Wäre es nicht völlig natürlich, dass sie einander schon kannten? Wenn das die Wahrheit wäre?«
    »Schon.«
    »Warum also lügen? Selbst wenn er Hirschmann ermordet hätte.«
    Winter antwortete nicht. Er saß mit dem Gesicht zum Fenster und sah, wie der Rest des Tages nur widerwillig das Licht losließ und zum Abend wurde. Es war noch nicht einmal ein Tag vergangen, seit er das Restaurant mit Angela betreten hatte. Jetzt waren keine Vögel mehr zu hören. Auch sie waren im Dunkel verschwunden.
    »Warum lügen … wenn er lügt.«
    Winter sah zu Ringmar. Sie hatten im Raum noch kein Licht gemacht. Ringmars Gesicht war ein heller Schatten.
    »Weil sie durchaus eine gemeinsame Vergangenheit haben«, sagte Winter. »Eine Vergangenheit, von der er nicht will, dass wir sie entdecken.«
    »Mach weiter«, forderte Ringmar ihn auf.
    »Sie haben etwas zusammen … erlebt … das letztendlich zu Hirschmanns Tod geführt hat.«
    »Hat es mit der Arbeit zu tun?«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    »Betrifft es ihr Erwachsenenleben?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
    »Ihre Jugend?«
    »Kann auch sein.«
    »In diesem Land? Oder im Ausland?«
    »Im Ausland sind Spuren nur schwer zu verfolgen«, sagte Winter.
    »Also sagen wir mal im Ausland«, sagte Ringmar. »Dinter und Hirschmann haben im Ausland irgendetwas gemeinsam erlebt. Vielleicht vor vielen Jahren schon. Ein Geheimnis.«
    »Ein Geheimnis für wen? Für beide? Oder nur für den einen?«
    »Ein Geheimnis in einem Regalfach?«
    »Ein geheimes Rezept, das sie beide kannten? Oder das einer gestohlen hat? Hirschmann vielleicht? Von Dinter

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