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Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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der Zeit, den Leuten beizubringen, Kohlfisch zu essen. Dass er einen unverdient schlechten Ruf habe.«
    »Der Ansicht bin ich auch«, sagte Winter.
    »Jetzt wird nichts daraus«, fuhr Dinter fort. Winter sagte nichts, sondern wartete, ob er noch etwas hinzufügen würde. »Wir wissen schließlich nicht, was jetzt wird.«
    »Wie sehen Ihre Pläne aus?«, fragte Winter.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Dinter.
    »Kann das Restaurant weitergeführt werden?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    Winter stand auf, ging zum Fenster und öffnete es. Hinter den Häusern auf der anderen Seite des Fattighusån ging die Sonne unter. Er hörte mehrere Vögel singen und kannte ihre Namen nicht. Das war eine Bildungslücke. Er hatte oft schon gedacht, er müsste etwas über Vögel lernen, sich vielleicht eine CD mit Vogelstimmen kaufen, mit einem Kommentator dazu, aber es war immer etwas dazwischengekommen. Direkt in seiner Nähe sang einer der Vögel jetzt so laut, dass es fast wie eine Botschaft klang. Vielleicht gab es ja irgendeine CD, auf der die Vogelstimmen übersetzt wurden.
    Er drehte sich um.
    »Warum sind Sie nicht mit dem Auto nach Hause gefahren, Dinter?«
    »Wie … bitte?«
    Von dort, wo er stand, konnte Winter kein Lächeln in Dinters Gesicht erkennen, und die Entfernung war auch zu groß, um irgendein Erstaunen zu bemerken. Aber manchmal war es gut, aus einer gewissen Distanz heraus einen Überraschungsangriff zu starten.
    »Sie haben gesagt, dass Sie um halb eins Schluss gemacht haben. Ihr Auto ist aber viel später noch vor dem Restaurant gesehen worden.«
    »Ach, wirklich?«
    »Hat nicht eine meiner Kolleginnen mit Ihnen darüber gesprochen?«, fragte Winter.
    »Nicht über irgendwelche Uhrzeiten. Sie hat nur nach dem Volvo gefragt, und ich habe gesagt, das sei meiner.«
    »Warum sind Sie nicht direkt nach Hause gefahren, nachdem Sie Schluss gemacht hatten?«
    »Wer sagt denn, dass ich das nicht gemacht habe?«
    »Wir haben Zeugen, die das Auto später in der Nacht noch gesehen haben.« Winter achtete gut darauf, keine exakte Zeit zu nennen. »Es war auf der Straße geparkt.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Dinter.
    »Was stimmt?«
    »Ich bin erst später … mit dem Auto weggefahren. Das war wohl so gegen zwei.«
    »Warum denn?«
    »Ich brauchte einen kleinen Spaziergang. Ich wollte nicht sofort nach Hause fahren.«
    »Warum nicht?«
    »Das war nicht das erste Mal«, antwortete Dinter. »Wenn man einen ganzen Abend in einer großen Restaurantküche gearbeitet hat, dann ist einem einfach nicht danach, sofort ins Bett zu gehen.«
    »Warum nicht? Ist man da denn nicht müde?«
    »Müde … das ist nicht das richtige Wort. Man ist erschöpft, aber gleichzeitig aufgedreht. Das Tempo ist den ganzen Abend so hoch, dass man nicht einfach nach Hause fahren und die Nachttischlampe ausknipsen kann. Das wäre, als würde man nach einem stressigen Bürotag am Nachmittag nach Hause fahren und sich sofort ins Bett legen.« Dinter machte eine Bewegung mit der Hand. »Aber in einer Restaurantküche ist es zehnmal stressiger als im stressigsten Büro.«
    »Was haben Sie gemacht?«
    »Als ich fertig war? Ich habe einen Spaziergang durchs Stadtzentrum gemacht. Das ist die beste Methode, wieder auf den Teppich zu kommen.« Dinter winkte wieder mit der Hand. »Besser als trinken.«
    »Wäre das die Alternative?«, fragte Winter.
    »Mit einem oder zwei Gläschen sitzen bleiben? Definitiv.«
    »Ist das in der Branche üblich?«
    »Absolut üblich.«
    »Aber Sie gehen stattdessen spazieren?«
    »Das ist besser.«
    »Gehen Sie immer allein?«
    »Ja.«
    »Haben Sie irgendwann mal jemanden gefragt, ob er mitgehen möchte?«
    »Nein. Dann könnte ich ja nicht zur Ruhe kommen.«
    »Lars Hirschmann ist also nie mitgekommen?«
    »Nein. Er wollte da drinnen bleiben. Ich glaube, er genoss die Stille, einfach nur, weil kurz vorher in denselben Räumen noch so ein unglaublicher Trubel war.«
    »Also haben Sie gestern Abend einen Spaziergang gemacht«, sagte Winter.
    »Ja.«
    »Sind Sie jemandem begegnet?«
    »Ja, ein paar schrägen Gestalten aus irgendeiner Kneipe. Etwas jünger. Von denen halte ich mich fern. Ich habe die Straßenseite gewechselt. Ein paar Taxis sind vorbeigefahren. Das war alles.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Wie dann?«
    »Als Sie Ihren Spaziergang beendet hatten. Als Sie zur Ruhe gekommen waren.«
    »Dann bin ich zu meinem Auto zurückgegangen und nach Hause gefahren.«
    »Wie spät war es da?«, fragte Winter.
    »Hm, ja, ich habe

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