Winterlicht
die anderen und bearbeitete ebenso entschlossen den Boden, wie sie die Gefährten nach Lumatere geführt hatte. Einer der Dorfbewohner neben ihr zeigte auf Trevanion. Sie drehte sich um und beobachtete, wie er vom Pferd stieg und auf sie zuschritt. Er sah ihre Schultern sinken, als wüsste sie, dass die Zeit gekommen war. Ihre Wachen erschienen neben ihr und Trevanion packte die beiden und hielt sie fest.
„Ihr habt ihnen befohlen, sie sollen mich nicht aus den Augen lassen, Hauptmann Trevanion, und das haben sie auch nicht“, sagte die Königin ruhig.
„Sie brauchen sich auch nicht zu verteidigen, Eure Hoheit“, antwortete er und funkelte die beiden Gardisten an, bevor er sie laufen ließ.
Sie reichte die Hacke einem Bauern, der neben ihr stand. „Kannst du ohne mich weitermachen, Naill?“
„Natürlich, meine Königin.“
Sie folgte Trevanion zum Gutshaus. „Hier muss viel getan werden“, sagte sie.
„Das stimmt“, bestätigte er, „aber nicht von Euch. Wir halten die Grenzen noch immer geschlossen aus Furcht vor einem Angriff der Königtümer, die Euch noch nicht anerkannt haben“, erklärte er. „Es gibt noch immer Verbündete des Thronräubers, die gefasst werden müssen. Und die Waldbewohner bleiben noch immer in ihren Verstecken.“
„Wenn ich in den Palast zurückkehre, werdet Ihr und Sir Topher mich genau wie in Pietrodore einsperren“, warf sie ihm vor. „Oder Ihr stellt mir mindestens zehn Eurer Gardisten an die Seite.“
„Ja“, gab er ehrlich zu. „Denn wenn Euch etwas zustößt, meine Königin, glaube ich nicht, dass wir überleben werden.“
„Dann muss ich meinem Volk beibringen, wie es überlebt“, sagte sie. „Die Menschen können nicht jedes Mal aufgeben, wenn ihrem König oder ihrer Königin etwas zustößt.“
„Sir Topher ist bereits auf dem Weg hierher“, sagte Trevanion und der traurige Ausdruck in ihren Augen hielt ihn davon ab, noch mehr zu sagen.
Bei Sonnenuntergang saßen Sir Topher und die Königin auf dem Hügel, und während ein kalter Wind ihnen um die Ohren blies, sahen sie den Dorfbewohnern unten bei der Arbeit zu.
„Im nächsten Sommer werden wir einen Überschuss an Gerste und Hafer haben und die Nachbarländer werden sich um unser Getreide reißen“, sagte sie. „Der Botschafter hat das Interesse der Belegonier an den Waren aus dem Flussland wecken können. Die Wiedereröffnung unserer Minen wird diejenigen Länder erfreuen, die keinen Handel mehr mit den Sorelanern betreiben wollen. Außerdem haben wir genug in der Schatzkammer, um unser Volk bis zur nächsten Ernte durchzubringen. In spätestens zwei Jahren, Sir Topher, wird es hier wieder bescheidenen Wohlstand geben.“
„Und wir werden uns vielleicht im Krieg befinden“, sagte er nüchtern.
„Beim Dorf Gadros bin ich über eine Wiese gelaufen“, fuhr sie fort, als hätte er nichts gesagt, „und ich stellte mir vor, dass sie einmal so aussehen könnte wie die Wiese nahe der Kreuzung, wo der Priesterkönig und ich krank geworden sind. Deshalb pflanzte ich Malven und wilde Erdbeeren, Narzissen und Gänseblümchen, Ringelblumen und Akeleien.“ Trotz ihrer hoffnungsvollen Worte begann sie zu weinen, und er vergaß die Etikette und legte einen Arm um sie.
„Ich bin in den letzten Wochen ein paarmal durch dieses Königreich gereist, Sir Topher“, flüsterte sie unter Tränen. „So viele Menschen. So viele traurige Geschichten. Die Verantwortung für so viele Seelen. Wie hat mein Vater das nur geschafft?“
„Mit demselben Ausdruck im Gesicht, den Ihr jetzt habt, meine Königin. Voller Angst und Hoffnung zugleich.“
Sie wischte die Tränen weg.
„Isaboe“, sagte er behutsam. „Diese Menschen brauchen nicht noch eine Bauersfrau, die ihnen beim Pflügen der Felder hilft. Sie wollen ihre Königin. Sie wollen, dass sie in den Palast zurückkehrt und das Land regiert.“
„Und einen König?“, schluchzte sie.
„Ich glaube, Ihr habt bereits einen König gewählt“, sagte er leise.
Sie rollte die Augen. „Wenn ich bei den Monts bin, versteckt er sich im Felsendorf, wenn ich im Felsendorf bin, ist er im Tiefland, und wenn ich in den Palast zurückkehre, wird er bei den Monts untertauchen. Ich habe mich daran gewöhnt.“
„Während e r … durch das Königreich gereist ist, hat er an einer Verfassung für ein neues Lumatere geschrieben. Er möchte sie Euch gerne zeigen. Und ich glaube, er hat den König von Sarnak davon überzeugt, diejenigen vor Gericht zu stellen, die
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