Winterlicht
einmischt, doch für sie gilt das Gleiche.“
„Finnikin muss die Königin nach Hause in den Palast bringen, Trevanion“, drängte Lord Augustin. „Nicht die Garde. Nicht Sir Topher. Finnikin. Und wir müssen Lucian von den Monts im Auge behalten. Er ist noch ein junger Mann und wird sich alle Mühe geben müssen, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, egal wessen Sohn er ist. Diese Berge sind Charyns Zugang zu unserem Königreich.“
„Warum erzählt Ihr uns, was wir längst wissen?“, fragte Perri.
„Ich habe Lucian im Auge behalten“, sagte Trevanion. „Sein Onkel und seine Yata stehen ihm zur Seite und die Monts üben sich ständig im Waffengebrauch.“
„Und wer bewacht die Novizinnen der Sagrami?“, fuhr Lord Augustin fort. „Das Kloster im Westen ist zu abgelegen, und wenn wir jemals eine Wiederholung de r …“
„Tesadora und die Novizinnen werden auch ohne ihr Wissen bewacht“, sagte Perri nachdrücklich, „von Männern, die ich ausgebildet habe. Jeder, der diesen Teil des Königreichs mit feindlicher Absicht betritt, könnte leicht mit aufgeschlitzter Kehle enden. Nun, habt Ihr noch andere Fragen, die die Sicherheit unseres Landes betreffen?“
Lord Augustin blickte zwischen Perri, Trevanion und Moss hin und her. „Sag mir, dass Perri nicht das Bett mit dieser Schlange teilt“, wandte er sich schließlich an Trevanion.
Moss kicherte. „Das müsste ein wahrhaft tapferer Mann sein, der vor dieser Frau die Hosen runterlässt.“
Trevanion sah Lady Abian den Weg zum Gutshaus entlangkommen. Sie kehrte gerade aus dem Palastdorf zurück.
„Meine Herren!“, rief sie und winkte.
Die Männer hoben die Hände, um den Gruß zu erwidern.
„Und Finnikin?“, fragte sie. „Wo ist er? Ich habe ihn in letzter Zeit nur wenig zu Gesicht bekommen, Trevanion.“
„Er ist in Sarnak. In Palastangelegenheiten!“, rief er zurück. „Ich werde ihn zu Euch schicken, sobald er zurück ist.“ Er hörte schnaubendes Gelächter neben sich, während Lady Abian missbilligend den Kopf schüttelte und weiter zum Haus lief.
„Oh, das war wirklich toll, wie Ihr der Dame ins Gesicht gesagt habt, dass sie ihre Nase nicht in fremde Angelegenheiten stecken soll“, spottete Perri.
Wenig später setzten Trevanion, Moss und Perri ihre Reise durch das Königreich fort, die sie schon am ersten Tag ihrer Rückkehr nach Lumatere begonnen hatten. Trevanion wusste, dass sich die Bewohner von der Gegenwart seiner Männer getröstet und ermutigt fühlten. Aus diesem Grund sorgte er dafür, dass sie sich in so vielen Dörfern wie möglich blicken ließen. Dabei achtete er peinlich genau darauf, die Grenze zwischen beschützender Fürsorge und Machtdemonstration nicht zu überschreiten. Lady Abian hatte vorgeschlagen, dass die Gardisten keine Uniformen tragen sollten. Sowohl die Flüchtlinge als auch die im Königreich Gefangenen waren Opfer militärischer Übergriffe geworden und bekamen beim Anblick von Soldaten Angst. Deshalb trug die Königliche Garde Blau oder Grau, die Farben der beiden Göttinnen.
Am Nachmittag erreichten sie ein Dorf am Rand des Tieflands, wo Männer und Frauen gemeinsam die Felder bestellten. Bevor die anderen wussten, was vor sich ging, war Perri schon vom Pferd gesprungen. „Froi!“, rief er voller Genugtuung.
Trevanion seufzte erleichtert, denn er hing an dem Jungen. Aber noch wichtiger war: Frois Verschwinden hätte auch der Königin neuen Kummer bereitet, und diesen Kummer wollte ihr Trevanion allzu gern ersparen.
Froi sah Perri und Moss auf sich zukommen und konnte gar nicht aufhören zu lächeln, denn die Freude tief in seinem Herzen wollte einfach heraus. Sofort legte er sein Werkzeug nieder. Da hatte ihn Perri auch schon umarmt und bald war eine spielerische Balgerei im Gange.
„Wo bist du gewesen, Froi?“
„Hier. Hab gearbeitet“, antwortete er.
„Ist unser Junge jetzt verrückt genug, dass er glaubt, er kann sich auch ein wenig Geld verdienen?“, fragte Moss. Froi mochte die Art, wie Moss „unser Junge“ sagte, so als gehörte er irgendwohin. Manchmal, während der Reise, hatte er sich vorgestellt, es gäbe jemanden in Lumatere, der nach ihm suchte. Doch es hatte keine Mutter wie Lady Abian und keinen Vater wie Trevanion gegeben, die auf ihn warteten, keine Verwandten, die ihn als einen der Ihren wiedererkannt hätten.
Perri fuhr ihm durchs Haar. „Moss, geh zum Gutsverwalter und sag ihm, dass Froi mit uns kommt.“
Perri lief zurück zur Straße, wo der
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