Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)
kommen. Sonst verbrenne ich. Mittlerweile bin ich in echten Nöten. Ich bin mir nicht zu schade zu zeigen, wie sehr die reglosen Finger mich quälen. Meine Hand legt sich über Dirks und drückt sie gegen mein Fleisch.
Sein Lächeln ist schelmisch, als er den Kopf hebt und mich anblickt. Ein kurzer Kuss, danach drängt er mich, unter meinem Nacken Platz für seinen Arm zu machen. Ich kann die Wange an seine Schulter lehnen, während seine Streicheleinheiten von vorn beginnen.
Es ist ein Fließen und Schweben, ein Kitzeln und Besänftigen. Zwischenzeitlich scheint der Schlaf nah zu sein. Nicht aus Langeweile, sondern weil ich mich unendlich träge und wohl in meiner Haut fühle. Dirk tut nichts anderes, als mich zu küssen und mit meiner Erektion zu spielen.
Noch nie hat es so lange gedauert. Noch nie hat sich meine Lust so gnadenlos langsam aufgebaut, noch nie war es so schwierig, meinem Körper seinen ersehnten Rausch zu entlocken.
Doch ich werde belohnt. Als es soweit ist, zerreißt es mich. Das weiße Licht fegt durch jede meiner Nervenbahnen, explodiert hinter meiner Stirn und lässt mich die Fäuste ballen. Ich schreie, weil es zu tief geht,um es in meinem Körper festhalten. Das Gefühl ist lang, allumfassend und hält an, solange Dirks Finger einen geschmeidigen Ring um mich bilden.
Meine Hüften pumpen, wollen mehr, wollen den Mann an meiner Seite. In ihm sein, ihn in mir haben, egal. Ich will nur nicht, dass es vorbei ist.
Ich bin froh, dass er sich nicht von mir löst. Zum ersten Mal an diesem Abend ist meine Nase frei. Dirk riecht nach mir, nach uns, nach sich selbst. Kein Eau de Toilette kann so anregend sein wie der Duft an seiner Schulter, kurz oberhalb der Achselhöhle.
Unser Atem wird gemeinsam ruhiger, während unsere Hände locker im Schritt des anderen ruhen. Kein Wort fällt. Es gibt nichts, was man in solch einem Augenblick sagen könnte. Nichts, was der gestillten Gier gerecht wird.
Anders ausgedrückt: Ich habe Angst zu fragen, ob er jetzt gehen wird. Und wenn ja, ob ich ihn wiedersehe oder ob unsere nächste Begegnung ein unangenehm scheues Intermezzo mit der Ladentheke zwischen uns sein wird.
Dirk bohrt sich mit jeder Minute, die wir gemeinsam im Bett liegen, tiefer unter meine Haut. Mein Körper will sich mit ihm synchronisieren, will ruhen und im gleichen Rhythmus atmen. Es scheint natürlich und doch wage ich es nicht. Krampfhaft atme ich gegen Dirk an. Ich komme mir lächerlich vor und kann trotzdem nicht anders.
Ich weiß, dass er wach ist. Seine Augen sind geöffnet, sein Blick geht an die Zimmerdecke. Seine Gedanken sind laut, ich kann sie fast hören. Nur wären sie zweifelsohne in einer anderen Sprache und damit nutzlos.
Die Glocken der nahen Kirchen beginnen zu läuten. Sie rufen die Gläubigen zum morgendlichen Gottesdienst. Ihre volltönenden Stimmen klingen sphärisch in der Stille des Morgens. Als stammen sie wirklich von einer anderen Welt.
Als sie sich nach und nach schlafen legen, höre ich Dirk tief einatmen. Er dreht sich auf die Seite und legt behutsam seinen Kopf auf meine Brust. Auf einmal ist mir nach Beten zumute.
25. Dezember
Gegen Mittag komme ich auf die Beine, weil ich beim besten Willen nicht länger liegen kann. Mein Rücken ist steif und erinnert mich daran, dass ich nach Weihnachten dringend eine neue Matratze brauche. Ich klebe vor Schweiß und vergossenen Körperflüssigkeiten. Der Geruch des Fiebers ist mir unangenehm, doch die Düfte der geteilten Nähe trage ich gern auf meiner Haut. Letztere sind wie Fetzen eines wilden, unrealistischen Traums, den ich als Unsinn abtun würde, wenn ich ihn nicht selbst erlebt hätte.
Der Nachhall der Nacht klingelt in meinen Ohren, während ich mit der Kaffeetasse am Küchentresen lehne und der milden Wintersonne zusehe, wie sie den Schnee zum Glitzern bringt. Es ist friedlich und still in unserer Straße. Hinter vereinzelten Fenstern gibt es eine Bewegung; Kinder, die mit ihrem neuen Spielzeug spielen.
Abwesend fahre ich mir über die Brust, wo ich einen warmen Fleck zu spüren glaube, auf dem Dirks Kopf lag. Er schläft noch. Er hat die ganze Nacht über mich gewacht und ist nach unserem Miteinander trotzdem nicht zur Ruhe gekommen. Hat sich den Kopf zerbrochen.
Machen wir uns nichts vor: Was heute Morgen geschehen ist, war mehr als lustiger Sex zum Zeitvertreib. Ich nehme an, er sitzt in der Tinte.
Etliche Paare haben Spielregeln, die ihre außerhäuslichen Aktivitäten regeln. Regeln, die
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