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Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)

Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)

Titel: Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls , Karo Stein , Raik Thorstad , Nico Morleen , Isabel Shtar
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verbieten, dass man Fremde ins heimatliche Schlafgemach bringt oder festlegen, dass One-Night-Stands gestattet sind, aber langfristige Affären tabu. Dass Gefühle für die Gespielen strengstens verboten sind, versteht sich von selbst.
    Gestern waren Gefühle im Spiel. Unter der Oberfläche haben sie gebrodelt. Es macht mir Angst, wenn ich ehrlich bin. Ich habe tierische Angst davor, Dirk nicht wiederzusehen. Andererseits weiß ich nicht, ob ich für etwas Festes bereit bin.
    Der Himmel weiß, dass ich alt genug bin. Aber ich bin ein Einsiedler, ein bisschen verschroben vielleicht. Ein gutes Buch ist mir wichtiger als eine Nacht in der Disco. Ich habe nichts mit der Szene zu schaffen, suche mir meine Freunde sehr genau aus und belasse es beim Sex meistens bei einer Nacht. Habe ich Platz für eine Konstante in meinem Leben? Für jemanden, der Bedürfnisse hat und mich sehen möchte, obwohl ich vielleicht lieber allein wäre?
    Ich nippe an meinem Kaffee. Er ist bitter und wird mir auf den Magen schlagen. Knurrend gieße ich ihn weg. Wenn sich meine widersprüchlichen Gedanken nur ebenso leicht entsorgen ließen.
    Im Grunde kann ich es mir eh sparen, über ungelegte Eier zu verzweifeln. Bevor ich nicht weiß, wie es um Dirk bestellt ist, ist jede Sorge, jeder Gedanke, jeder Traum vergebens.
    Er wird sich gegen mich entscheiden. Alles andere wäre unlogisch. Wer weiß, ob ich meinen Eindrücken überhaupt trauen kann. Ich war gestern kaum bei mir. Vielleicht habe ich Dinge gesehen und mir eingebildet, die nie existiert haben.
    Aber warum ist er geblieben? Gleich zwei Mal, wenn man es genau nimmt. Einmal, weil es mir schlecht ging. Beim zweiten Mal, weil ... ja, warum? Wenn es um Sex ging, hat er bekommen, was er wollte. Oder zumindest das, was in meinem jetzigen Zustand von mir zu erwarten ist. Warum hat er sich nicht davongestohlen? Was hat es mit der Bemerkung auf sich, dass Ingo zu Recht eifersüchtig war?
    Ich komme nicht weiter. Nicht, ohne mit ihm gesprochen zu haben oder anhand seines Verhaltens zu erraten, wohin der Wind uns trägt.
    Ich schlendere ins Bad und schließe leise die Tür hinter mir. Ich will ihn nicht aufwecken. Meinem besorgt dreinsehenden Spiegelbild strecke ich die Zunge heraus. Es geht mir besser als gestern. Dennoch traue ich meinen Knien kaum, als ich in die Dusche steige. Ich fühle mich ausgelaugt. Schwach. Mir kommt der Gedanke, dass ich keine Energie für Komplikationen an den Feiertagen habe.
    Ich drehe den Wasserhahn voll auf, sodass das Trommeln des warmen Wassers meine Muskeln lockern kann. Ich bin großzügig mit dem Duschgel, denn der Kontakt meiner Hände mit meiner Haut hat etwas Beruhigendes. Er erdet mich. Ich halte die Augen geschlossen und spüre die Müdigkeit zurückkehren.
     Zu schade, dass ich keine Badewanne habe. Ein Erkältungsbad, ein gutes Buch, ein Teller mit Lebkuchen. Danach hätte ich mehr Ruhe.
    Ein kalter Hauch fährt mir in den Rücken und kündigt Dirks Ankunft an. Er hat sich nicht bemerkbar gemacht, einfach die Tür zur Dusche geöffnet.
    Ich fühle mich zerrissen. Ein Teil von mir will sich zu ihm umdrehen und ihm die Hand hinhalten. Ich will ihn bei mir in der Dusche haben und es gefällt mir, dass er seinerseits Interesse an meiner Gegenwart zeigt. Der zweite Teil meiner Seele fürchtet die Zurückweisung, die Konsequenzen und will zurückzucken. Will gelassen sein und Grenzen setzen.
    Weil ich nicht weiß, was richtig ist, rühre ich mich nicht vom Fleck. Besser nonchalant und kühl wirken, als zu viel von sich preiszugeben. Verwundbarkeiten sind schon dem alten Siegfried und Achilles nicht bekommen.
    Dirk hingegen scheut sich nicht zu zeigen, was er im Sinn hat. Er schließt die Dusche hinter sich und legt mir von hinten die Arme um Taille. Sein Kinn schmiegt sich auf meine Schulter. Er sagt nichts, drückt nur das Gesicht an meinen Hals.
    Aus unerfindlichen Gründen macht mich die Selbstverständlichkeit, mit der er sich mir nähert, wütend. Nein, nicht wütend. Das ist zu viel gesagt. Knurrig.
    Wie lange will er schweigen? Bis ich etwas sage? Bis er geht? Bis wir alt und grau sind?
    Genug des Wartens. Jedes Mal, wenn er mich berührt, verliere ich ein Stück meiner Seele an ihn. Auf, Leif, sei einmal im Leben mutig und hau auf den Tisch.
    „Wirst du Ingo sagen, was passiert ist?“, frage ich und bin froh, dass meine Stimme nicht bebt. Ich möchte ihm nicht zeigen, wie nervös ich bin. Wie sehr ich will, dass er mir erhalten bleibt.
    Dirk grunzt.

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