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Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)

Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)

Titel: Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls , Karo Stein , Raik Thorstad , Nico Morleen , Isabel Shtar
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verbarg.
    „Ein guter Tag“, erklärte Lily, nachdem sich die Kunden verabschiedet hatten. „Nur sehr kalt, meine Zehen sind schon gefroren.“
    „Soll ich dir einen Glühwein holen?“, bot Aischa sofort an. Sie wusste, dass sie Gründe suchte, Entschuldigungen, noch länger hier zu verweilen.
     Lily lächelte und schüttelte den Kopf. „Ich trinke leider keinen Alkohol.“
    „Bestimmt gibt es auch alkoholfreien“, bot Aischa an und sah sich suchend um.
    „Ein Kakao wäre gut“, erklärte Lily und fügte hinzu: „Und etwas zu essen, ich sterbe bald vor Hunger und kann hier schlecht weg.“
    Aischa schmunzelte. „Dem lässt sich abhelfen. Ich besorge uns was. Dahinten gab es einen Crêpesstand oder möchtest du lieber was Herzhaftes.“
    „Ein Crêpe wäre prima, das ist wirklich lieb von dir.“
    Aischa machte sich augenblicklich auf den Weg, holte ihnen Crêpes und balancierte diese mit zwei Bechern schokoladig duftendem Weihnachtskakao zurück. Lily winkte sie in den Stand, bot ihr eine Holzkiste mit einer Decke darüber als Sitzgelegenheit an, und schweigend verzehrten sie ihre Mahlzeit. Es kamen weitere Kunden an den Stand, kauften Schmuck und lobten Lilys Kunstfertigkeit.
     In der Zeit dazwischen begannen die beiden Frauen sich zu unterhalten. Aischa erfuhr, dass Lily mit vier Katzen in einem sehr alten Fachwerkhaus wohnte, neben dem Steinschmuck noch malte und aus Sand Bilder zusammenfügte. Sie versorgte sich überwiegend selbst aus ihrem Garten und hielt Kaninchen.
    Ihrerseits erzählte Aischa erstaunlich viel von sich. Von Frank, von seinem Verrat, von ihren Eltern, die vor einigen Jahren nach Frankreich ausgewandert waren und zu denen sie nur noch sporadisch Kontakt hatte. Es überraschte sie selbst, wie emotionslos sie von Frank erzählen konnte. Sein Betrug war es, der ihr am meisten zu schaffen machte, der Verlust seiner Liebe hingegen nicht. Vielleicht war es weniger Liebe zwischen ihnen gewesen als eine gewisse Zweckgemeinschaft und Gewöhnung.
    Erst als es endgültig dunkel geworden war, der Markt sich leerte und Aischa Lily beim Zusammenpacken geholfen hatte, drängte sich der Wunsch, Lily auf jeden Fall wiederzusehen, in den Vordergrund. Sie verstauten alles in Lilys kleinem Auto und Aischa formulierte mehrere Versionen ihrer Frage in ihrem Kopf, auf der Suche nach der richtigen. Lily kam ihr allerdings zuvor.
    „Wenn du Zeit hast, bist du mir immer willkommen“, meinte sie. „Bis Weihnachten bin ich noch auf den Märkten, die ich dir auf dem Zettel genannt habe. Ich würde mich freuen, wenn du mich dort oder daheim besuchen würdest.“
    Aischa warf einen flüchtigen Blick auf den Zettel und nickte. Das kommende Wochenende würde sie abermals in London sein, das darauf folgende jedoch nicht.
    „Ich werde nach Ludwigslust kommen“, versicherte sie und zwinkerte Lily zu. „Ich bringe dir etwas Selbstgebackenes mit und alkoholfreien Glühwein, wenn du magst?“
     Sie hatte Ewigkeiten lang nichts mehr gebacken, der Gedanke, es für Lily zu tun, reizte sie jedoch ungemein.
    Lilys Lächeln, während sie mit dem Kopf nickte, begleitete Aischa den Weg nach Hause. Sie fühlte sich euphorisch, voller neuer Ideen, zufrieden auf eine Weise, die ihr die Zärtlichkeiten einer zufälligen Bekanntschaft in einem Club nie hatten bieten können. Und sie fragte sich, ob es möglich war, wenngleich sie Lily kaum kannte, ob sie sich wahrhaftig in die andere Frau verliebt hatte.
    Ein Teil von ihr hielt an dem alten Muster fest, dass es Liebe nur zwischen einem Mann und einer Frau geben konnte. Je weiter die Woche jedoch voranschritt, je größer die Sehnsucht nach Lilys Stimme, ihrer Gesellschaft wurde, desto weniger konnte Aischa leugnen, dass die junge Frau ihre Gefühle reichlich durcheinandergebracht hatte.
    Sie trafen sich wieder. Aischa hatte sich vorbereitet, sehr warme Kleidung mitgebracht und saß den ganzen Tag neben Lily, unterhielt sich mit ihr, lachte mit ihr, beobachtete sie, lernte jede ihrer Bewegungen kennen. Lily wich Fragen nach ihrer Familie aus, erneuerte jedoch ihre Einladung, doch Aischa konnte sich noch nicht überwinden, ihr zu folgen. Die möglichen Konsequenzen, der Gedanke, Lily so nahe zu kommen, mehr, Persönlicheres von ihr zu erfahren, womöglich noch mehr mit ihr zu teilen, erschreckte sie, ließ sie unsicher zurückweichen. Konnte sie das, wollte sie das? Sie war sich nicht sicher.
    Lily drängte sie nicht, auch an dem folgenden Marktwochenende nicht, an welchem

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