Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)
sie.
Mir wurde für einen Augenblick ganz heiß.
„Weihnachtskranz“, würgte ich mühsam hervor.
„Ach, Sie haben ihn noch gar nicht gesehen? Da habe ich hoffentlich nicht die Überraschung verdorben!“, antwortete sie und sah mich nachdenklich an.
Ich schüttelte den Kopf: „Keine Sorge, die Überraschung hält noch bis zur Wohnungstür an!“
Sie fing an zu lachen.
„Sie sind immer so lustig!“ Sie sah mich kritisch an . „Junger Mann, ich glaube, Sie arbeiten zu viel. Sie sind ganz blass und sehen müde aus. Kümmert sich denn der Herr Hartmann nicht gut um Sie?“
„Doch, machen Sie sich keine Sorgen, er kümmert sich hervorragend und Sie sehen ja, in diesem Jahr gibt es sogar Weihnachtsdekoration bei uns!“
Ich presste die Worte hervor, während Frau Kowalowski mich weiterhin anstrahlte: „Ja, so ein schöner Kranz! P assen Sie bloß auf, die Kinder von Frau Schulze, die machen immer alles kaputt. Furchtbare Kinder, die können nicht mal grüßen und immer dieser Lärm im Treppenhaus.“
„Ich muss jetzt los. Robert wartet auf mich ...“, unterbrach ich ihre Rede, denn mich interessierten die anderen Leute im Haus nur wenig. Ich hatte auch kein Problem mit den Kindern. Ich bekam kaum etwas von ihnen mit. Sollte da allerdings wirklich ein Kranz von „Schwaengelbells“ an unserer Tür hängen, hatte ich ein Problem mit Robert und das bereitete mir schon jetzt ein schlechtes Gefühl im Magen.
„Ja, gehen Sie nur und grüßen Sie Ihren entzückenden Freund von mir“, rief sie mir hinterher.
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, stand ich in kurzer Zeit vor unserer Wohnungstür. Da hing er! Und ich musste nicht lange überlegen, wo Robert ihn her hatte.
„Schwaengelbells!“, knurrte ich und warf einen Blick auf die Rentiere, die sich zu einer Polonaise zusammengefunden hatten. Allesamt mit einem seligen Lächeln im Gesicht. Zugegebenermaßen war ihr Tun nicht so eindeutig zu erkennen wie auf unseren Tassen.
Ja, man konnte es auf den ersten Blick als niedlich bezeichnen, mit all dem Schnee, den Tannenzweigen, den Kugeln und dem Weihnachtsmann, der in der Mitte stand und seine Rentiere voller Stolz ansah.
Auf dem zweiten Blick war die „Steckverbindung“ der Rentiere recht deutlich zu erkennen und der Mantel des Weihnachtsmannes war an einer Stelle so merkwürdig ausgebeult.
Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und riss die Tür förmlich auf.
„Robert!“, brüllte ich durch den Flur und mein Puls fing an zu rasen. Mir war nicht genau klar, woher diese Wut in mir kam, sie war jedoch da, wurde größer und verzehrender. Bis ... ja, bis ich diesen merkwürdigen Geruch wahrnahm. Ich weiß nicht genau, wieso ich es nicht sofort gerochen hatte, denn jetzt war es so deutlich, ja es fing sofort an, in meinem Hals zu kratzen.
„Robert?“, rief ich noch einmal und spürte, wie sich zu meiner Wut Unbehagen gesellte. Es roch eindeutig verbrannt! Verbrannter Zimt, verkohlte Vanille ... und ein Robert, der aufgelöst aus der Küche kam.
„Verdammter Mist!“, murmelte er und rieb sich die Augen. Anscheinend hatte er mich noch nicht bemerkt. Womöglich war er so sehr damit beschäftigt, unsere Küche abzufackeln, dass er mich gar nicht hatte rufen hören.
„Micha!“, keuchte er nun und fing an zu husten.
„Was hast du denn jetzt angestellt?“, fragte ich und ging auf ihn zu.
„Wollte Plätzchen backen!“, jammerte er, „Irgendwie habe ich die Temperatur wohl zu groß eingestellt, und meine Mutter hat angerufen und ich habe die Plätzchen vergessen ...“
Er sah mich vorsichtig von unten an und konnte nur den Kopf schütteln.
„Ich erkenne dich überhaupt nicht wieder!“, brummte ich und zog ihn an mich. „Was ist nur mit dir los? Was soll dieser ganze Weihnachtsmist?“
Robert schlang seine Arme um meinen Hals, sagte allerdings nichts. Ich schloss meine Arme noch ein wenig fester um ihn. Er roch auch nach verbranntem Zimt.
„Ist der Herd jetzt aus?“, fragte ich leise.
Robert nickte: „Ja, und die Plätzchen oder besser gesagt die Kohlen liegen im Mülleimer!“
Ich fing an zu grinsen. „Dann geht also keine Gefahr mehr von der Küche aus?“
Ich spürte, wie er leicht den Kopf schüttelte.
„Gut, lass uns etwas gegen den Geruch machen!“
„Ich habe schon das Fenster geöffnet!“, flüsterte Robert.
„Hmm, mir scheint, das wird nicht reichen!“ Er wand sich ein Stück aus meinen Armen und sah mich an.
„Es tut mir leid ... ich ... sollte wohl gleich
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