Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)
besonders still vor. Die Straßen waren nahezu leer. Nur ein paar Leute waren unterwegs. Hier und da konnte man die ersten Weihnachtsbäume leuchten sehen. Ich konnte gar nichts dagegen machen, dieses merkwürdige kribblige Gefühl stellte sich augenblicklich ein.
Dieses Gefühl, das man als Kind hat, wenn es endlich so weit ist. Das letzte Türchen im Adventskalender war geöffnet und nun begann das Warten. Das Warten auf den Baum, den Weihnachtsmann und auf die Geschenke.
Und ich stand auch hier und wartete und ich war mir nicht sicher, worauf ich wartete und vor allem, ob es mir gefallen würde.
Die letzten Tage hatten noch einmal alles durcheinandergewirbelt. Wir waren tatsächlich auf dem Weihnachtsmarkt, saßen auf einem dieser Strohballen, wärmten uns mit Glühwein. Wir besorgten für seine Eltern ein Geschenk und es fühlte sich sogar ziemlich gut an.
Worüber grübelte ich hier eigentlich nach? Es war gar nicht wichtig, was Robert für eine Überraschung hatte. Ich war mir auf einmal ganz sicher, dass sie mir gefallen würde. Weil mich Robert eben doch ziemlich gut kannte.
Hatte er heimlich einen Baum besorgt? Na und! Dann hatten wir eben einen Weihnachtsbaum.
Kugeln von „Schwaengelbells“? Okay! Was interessierten mich die fickenden Rentiere, wenn ich mich mit Robert vergnügen konnte.
Ich suchte mir ein paar Klamotten aus dem Schrank.
„Dauert es noch lange?“, rief ich und lauschte auf das Poltern, das eindeutig aus unserer Wohnung kam.
„Hm ... au! Sei ... autsch! Doch nicht so ungeduldig ... Mist!“, stammelte Robert laut zurück. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Brauchst du Hilfe, Liebling?“, flötete ich durch die verschlossene Tür.
„Nein! Schatzi!“, flötete er ebenso zurück. „Alles bestens!“
„Klingt nicht so!“, murmelte ich und warf mich aufs Bett.
Und dann erklang sie wieder. Weihnachtsmusik. Bing Crosbys „White Christmas“ und dazwischen Roberts Ruf: „Du kannst kommen!“
Ohne darüber nachzudenken, sprang ich vom Bett auf, öffnete die Tür und machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer. Ich war auf das „Schlimmste“ gefasst. Was mich allerdings erwartete, ließ mir den Atem stocken.
Wie erstarrt blieb ich stehen, konnte meinen Blick nicht abwenden, konnte nichts sagen. Ich war einfach nur fasziniert von dem unglaublichen Anblick. Robert lag vollkommen nackt auf einer Weihnachtsdecke. Obwohl, vollkommen nackt trifft es gar nicht. Er hatte eine rote Zipfelmütze auf und auf seiner Brust stand mit Schokolade „Frohe Weihnachten“, ringsherum waren allerlei Süßigkeiten verteilt und selbst sein Penis hatte einen leckeren Schokoladenüberzug mit ... bunten Liebesperlen.
Zischend entließ ich die Luft, die ich die ganze Zeit angehalten hatte. Meine Nutella-Fantasie! Robert hatte meine Nutella-Fantasie erfüllt. Was heißt erfüllt? Er hatte sie bei Weitem übertroffen!
Sein Anblick ließ meine Knie ganz weich werden. Nur langsam ging ich auf ihn zu, wollte auf gar keinen Fall meine Augen von seinem Körper nehmen. Als sich unsere Blicke trafen, lächelte er unsicher.
„Gefällt es dir?“, fragte er leise und ich konnte nur dümmlich grinsen und nicken.
„Gefallen?“, murmelte ich andächtig, „Gefallen? Du siehst atemberaubend aus!“
Ich kniete mich neben ihn, fuhr langsam mit dem Finger über seine Lippen, über sein Kinn, den Hals entlang. Ich fühlte, wie Robert schluckte, sah meinen Finger, der sich dem ersten Buchstaben näherte. Die Schokolade war weich und ich konnte meinen Finger hineintauchen. Ich kostete davon, bevor ich den Finger noch einmal über Roberts Lippen gleiten ließ. Seine Zunge schnellte hervor und ich musste mich zusammenreißen, um nicht hemmungslos über ihn herzufallen.
„Wenn ich mit dir fertig bin, werde ich wohl einen Zuckerschock haben“, hauchte ich und beugte mich über ihn. „Aber das ist es wert!“
Seine Augen funkelten mich an und ich ließ mich von ihnen gefangen nehmen, mein Mund fand seinen. Der Geschmack der Schokolade verband sich mit dem Geschmack von Roberts Lippen und mein Vorsatz, langsam und zärtlich von ihm zu naschen, löste sich in Luft auf.
Leidenschaftlich und wild erwiderte Robert den Kuss, schob entschlossen seine Zunge in meinen Mund. Es war fast, als suchte er nach mehr Bestätigung, als würde er gegen seine Unsicherheit ankämpfen.
Dafür gab es gar keinen Grund. Er hatte mich mit seiner Überraschung umgehauen und ich würde nicht eher von ihm lassen, bis ich alles
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