Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)
lediglich am Arm und dies durch einen Pullover hindurch, ließ er ihn los.
„Ich ...“, begann Cai, schluckte sichtbar und riss sich offenkundig zusammen. „Okay, lass uns einkaufen gehen.“ Dabei machte er eine solch entschlossene Miene, als stünde er davor, in den Krieg zu ziehen.
„Du willst also mitkommen?“
„Natürlich!“
„Sichtbar oder unsichtbar?“ Jetzt wirkte Cai verunsichert.
„Ich denke, sichtbar wäre besser. Dann können mich die anderen Engel nicht sehen“, grübelte er laut. „Ansonsten könnte es doch noch rauskommen.“
„Wenn du sichtbar bist, können dich andere Engel nicht sehen?“, wiederholte Blake verwirrt, doch mehr als ein bestimmtes Nicken bekam er nicht als Antwort. „In Ordnung, aber dann musst du dich umziehen. Ich will ja deine Gefühle nicht verletzen, aber diese Klamotten gehen gar nicht.“ Überrascht blickte Cai an sich hinab.
„Wieso? Was stimmt denn damit nicht?“
„Draußen sind minus fünf Grad, da wären zum Beispiel Schuhe nicht schlecht“, begann Blake und musterte ihn kritisch. „Frierst du eigentlich nicht?“ Auf Cais Kopfschütteln fuhr er fort: „Zumal werden dich die Leute etwas schräg angucken, wenn du in diesem Pyjama einkaufen gehst“, damit wies er auf die luftige, bodenlange weiße Hose, die tief in der Hüfte saß und unter der gerade einmal Cais Zehen hervorlugten. Dazu noch das gleichfarbige dünne Shirt, das Blakes Meinung nach viel zu sehr den Oberkörper betonte und seine Fantasie auf Hochtouren brachte.
Nein, je länger er darüber nachdachte, war ein neues Outfit wirklich eine gute Idee. Wenn er ihn so betrachtete, wirkte der ganze Mann, als sei er gerade dem Bett entstiegen und diese Vorstellung erwies sich als noch viel gefährlicher. Dicke Winterklamotten waren genau das Richtige; ein Hoch auf die Eistemperaturen.
„Oh“, murmelte Cai, schien einen Moment nachzudenken, bevor er die Lider schloss und sich sein Erscheinungsbild vor Blakes Augen veränderte.
„Zum Teufel“, entfuhr es diesem, machte einen Satz zurück, wobei er beinahe über den Besen stolperte und sich gerade noch höchst unelegant an der Arbeitsplatte festklammerte.
Ab jetzt wirst du dich über nichts mehr wundern, was dir in der Gegenwart dieses Kerls passiert, wies er sich selbst an und betrachtete das Ergebnis der ungewöhnlichen Umziehaktion. Die Kombination war noch katastrophaler als die vorherige. Ein glückliches Händchen, was Mode betraf, gehörte offenkundig nicht zu Cais Talenten, genau wie Hausarbeit, aber das war zu verschmerzen. Dieses Farbdesaster, das in den Augen schmerzte, jedoch nicht. Eine giftgrüne Stoffhose zu einem sonnengelben dicken Wollpullover, der aussah, als hätte Bibo ihn vorsichtshalber im Kleiderschrank aufbewahrt, falls ihn einmal die Mauser heimsuchte. Manch einer meinte, einen schönen Mann könne kein Kleidungsstück entstellen – Unsinn, er hatte gerade den Beweis vor sich.
„So geh ich mit dir auf keinen Fall auf die Straße!“
„Aber wieso denn nicht? Es ist recht warm“, wunderte sich Cai und befühlte das Ungetüm von Pulli.
„Darüber diskutier ich erst gar nicht“, beharrte Blake und maß Cai mit Blicken, dieses Mal aber aus rein praktischen Gründen. Wenn er nicht vollkommen falsch lag, müssten ihm seine Sachen passen. Sie waren sich von der Größe und Statur recht ähnlich, auch wenn er selbst vielleicht ein wenig breitere Schultern besaß. „Ich hol dir was von meinen Sachen. Keine Widerrede!“ Cai, der bereits den Mund geöffnet hatte, schloss ihn und sah ihm grimmig nach.
Vor seinem Kleiderschrank überlegte er kurz, griff dann nach ein Paar dunkelblauen Jeans und einem grauen Norwegerpulli, dazu noch schwarze Socken und ... nun kam er doch ins Trudeln. Trugen Engel Unterwäsche oder brauchte Cai auch da eine Erstausstattung? Gefährliches Gebiet, also schnappte er sich sicherheitshalber schnell eine weite, marineblaue Shorts und kehrte damit in die Küche zurück.
Dort saß Cai auf der mittlerweile sauberen Arbeitsfläche und ließ die Beine baumeln. Wortlos drückte Blake ihm das Kleiderbündel in die Arme und machte auf dem Absatz kehrt, um sich selbst anzuziehen. Wobei er sich Zeit ließ, aber zehn Minuten später tat sich noch immer nichts und langsam machte er sich Sorgen.
„Alles in Ordnung?“, rief er vom Flur aus und rang mit sich.
„Ja … aber ich weiß nicht, Blake“, kam es unglücklich zurück, was für diesen Grund genug war, um die Ecke zu spähen. Wie schon
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