Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)
überhaupt noch stand.
„Und warum konnte der Mann dich jetzt sehen?“
„Weil ich es wollte. Bei den Polizisten wäre das problematisch geworden und bei dir ... da war es ein Versehen“, gestand er.
„Ah ja, verstehe“, murmelte Blake, obwohl er dies in keinster Weise tat, sein Kopf schwirrte vielmehr. „Aber normalerweise habe ich einen anderen?“, hakte er weiter nach und erwischte sich dabei, wie er die Kehrseite des Engels musterte. Das war bestimmt verboten. Sünde oder so was. Doch dann wischte er diese Bedenken fort. Wenn man nicht auf den einen oder anderen unkeuschen Gedanken kommen sollte, dann durften die ihren Flattermännern eben nicht solch ansprechende Verpackungen geben, also selbst schuld.
„Hm“, kam es erneut und eine Schaumwolke segelte zu Boden, als er den hartnäckigen Teigresten rabiater zu Leibe rückte. Über diese Betrachtung vergaß Blake seine eigene Aufgabe, das war viel zu amüsant.
„Und, wie ist der so?“, ließ er nicht locker und lehnte sich mit vor der Brust locker überkreuzten Armen an die Arbeitsfläche.
„Oh … er ist sehr pflichtbewusst und engagiert“, berichtete der Rotschopf eilig und blies sich eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn.
„Klar, deswegen jagt er jetzt auch Sternschnuppen“, meinte Blake trocken.
„Das tut er nur, weil ich ihn ...“, wirbelte der andere nun zu ihm herum und wirkte teils beschämt, teils ängstlich. „Na ja, weil ich ihn überredet hab.“
Letzteres hörte Blake kaum, vielmehr konzentrierte er sich auf die Schaumflocke, die auf Engelchens Nasenspitze thronte. Nun konnte er nicht anders und lachte los, was den Engel verwirrte, aber auch ein Stück weit verärgert die Stirn runzeln ließ.
„Sag mal, haben Engel eigentlich Namen?“, wechselte Blake daher schnell das Thema.
„Ja, wieso?“, nun sah er ihn an, als zweifelte er plötzlich an seiner Intelligenz.
„Wäre vielleicht nicht schlecht, deinen zu kennen“, grinste Blake und brachte ihn damit zum Erröten.
„Oh“, hauchte er, als habe er daran noch gar nicht gedacht.
„Also, ich bin Blake.“
„Ich weiß“, kam es genuschelt zurück, was wieder recht schuldbewusst klang. Nachdenklich betrachtete Blake ihn. War das einfach eine seiner Charaktereigenarten oder steckte mehr hinter diesem offenkundig schlechten Gewissen? Nur was? „Mein Name ist Cai.“
„Hi Cai, freut mich, dich kennenzulernen“, versuchte Blake das plötzlich beklommene Gefühl zu überspielen. Dabei fiel ihm erst verspätet auf, dass es tatsächlich die Wahrheit war und das, obwohl er vor nicht einmal einer Stunde enthusiastisch das Gegenteil beschworen hätte. Cais merkwürdigen Blick überging er, indem er sich abermals den Besen schnappte.
„Hm, da werd ich wohl meine Vorräte aufstocken müssen“, murmelte er mehr zu sich selbst, als er den stetig wachsenden Haufen betrachtete.
„Entschuldige, das wollte ich nicht!“
„Das weiß ich doch“, beschwichtigte Blake ihn. „Aber warum wolltest du eigentlich für mich Plätzchen backen?“
„Ich wollte dir eine Freude machen ... glaub ich“, überlegte Cai.
„So, glaubst du?“, schmunzelte er und mit einem Mal wurde ihm noch etwas klar – er hatte sich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr so amüsiert und dabei räumte er gerade seine Küche auf! Was sagte das bitte über sein Leben aus?
„Hm ... Aber ich hätte nie gedacht, dass das so schwer ist“, nun warf Cai vor allem dem Mixer einen bösen Blick zu. „Warum hast du eigentlich nicht ...“
„Ich sollte wohl besser heute noch einkaufen gehen“, unterbrach ihn Blake, weil er keine Lust auf eine Erklärung hatte. Diese Aussicht tat ihr Übriges, um Cai von seiner Frage abzulenken, denn jetzt riss er entsetzt die Augen auf.
„Du willst einkaufen gehen? Jetzt?“, quietschte er und ließ fast den Teller fallen, den er gerade in den nassen Fingern hielt.
„Ja, der Supermarkt ist gegenüber. Nur eben über die Straße“, meinte Blake und verstand die ganze Aufregung nicht. Was eigentlich zu Cais Beruhigung gedacht war, versetzte diesen in hellen Aufruhr.
„Supermarkt? Straße?“ Mit einem Mal wirkte Cai, als würde er jeden Moment in Ohnmacht fallen.
„Hey, hey“, schnell stellte er den Besen beiseite, ging zu Cai und umfasste einen seiner Oberarme, um ihn zu stützen. Cais Kopf schnellte in seine Richtung und gleichermaßen überrascht starrten sie sich in die Augen. Verlegen, wobei er nicht einmal sagen konnte, warum, schließlich berührte er Cai
Weitere Kostenlose Bücher