Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)
Finger und nach dem ersten Zurückschrecken schien es Cai sogar darauf anzulegen. Oder bildete er sich das nur ein? Wunschdenken vielleicht? Ob der Mann wohl auch in anderen Dingen derart lernfähig war?
Erschrocken, in welch gefährliche Richtung sich seine Gedanken entwickelten, konzentrierte er sich auf seine eigentliche Aufgabe – die Kekse. Derart angetrieben wurden aus den geplanten zwei Blechen Mürbegebäck, bei dem Cai einen Heidenspaß hatte, ihn auszustechen und zu verzieren, auch noch jeweils eines mit Vanille- und Kokoskipfel.
„Hm, ich habe diesen Duft schon immer gemocht“, seufzte Cai einmal, als er an der Vanille roch, und schloss dabei leicht die Augen. „Warum hast du dich eigentlich dieses Jahr so seltsam benommen? Du hast weder gebacken noch deine Wohnung mit all den tollen Lichtern geschmückt.“
„Hatte keine Zeit“, wich er aus und hoffte, dass der Engel keinen eingebauten Lügendetektor besaß.
„War es dir wichtiger, auf dem Bett zu liegen und fern zu sehen?“, erkundigte sich Cai.
„Hast du mich beobachtet?“
Blöde Frage, Blake, verspottete er sich selbst. War ja wohl offensichtlich, dass dem so war. Woher hätte er sonst wissen sollen, dass er dieses Jahr keine Backorgie veranstaltet hatte.
„Ja“, gestand Cai, wirkte jedoch nicht sonderlich schuldbewusst. „Aber nur kurz und beim Plätzchen backen.“
„Moment, du meinst, du hast mich öfter beobachtet?“ Das war eine seltsame Vorstellung, zumal er sich fragte, warum.
„Weil es immer so spaßig war und du so glücklich dabei wirktest“, antwortete Cai, und erst da merkte Blake, dass er seine Frage laut ausgesprochen hatte.
„Aber warum ich? Es gibt doch Millionen andere Menschen, die ebenfalls um diese Jahreszeit backen“, hakte Blake verständnislos nach. Was sollte an ihm schon Besonderes sein? Er buk gerne, seitdem seine Mutter ihm als kleines Kind das erste Förmchen in die Finger gedrückt hatte und dies zur allgemeinen Verwunderung seines Umfeldes auch sehr gut. Ansonsten war er bei der Zubereitung von Lebensmitteln nämlich nicht gerade begabt und schaffte es mit Ach und Krach, nicht zu verhungern. Ein Hoch auf die Mikrowelle und Fertiggerichte. Genaugenommen konnte er Cais Begeisterung also verstehen, nur nicht, wie er da reinpasste.
„Ich weiß es nicht“, war die wenig erhellende und nun ja, nicht gerade schmeichelhafte Antwort. „Ich habe dir dabei immer sehr gerne zugeschaut, obwohl mir bewusst war, dass ich das nicht darf.“
Ein Gedanke schlich sich in Blakes Kopf, ein Gedanke, der so abwegig war, dass er ihn sofort verwarf. Das Klingeln der Eieruhr, das das nächste Blech ankündigte, kam ihm da gerade recht.
„Warum hast du es dieses Jahr also nicht getan?“, blieb Cai hartnäckig und nahm ihm diese Aufgabe ab. Geschickt fischte er mit zwei Topflappen das Blech aus dem Ofen und begann sofort, die heißen Kipfel in den bereitstehenden Kokosraspeln zu wälzen. Elende, hartnäckige Nervensäge, dachte Blake und schob sich einen fertigen Keks in den Mund.
„Meine Eltern haben sich vor einem halben Jahr getrennt und mein Freund, Pardon Ex-Freund vög ... ähm ist lieber mit einem anderen zusammen“, erklärte er widerwillig und schluckte mit dem Kipfel hinunter, dass er Erik mit seinem neuen Freund vor gut einem Monat im Bett erwischt hatte. Zu dem Zeitpunkt war er selbst allerdings davon ausgegangen, dass Erik sein Partner war. Da hatte der Gute doch glatt vergessen, ihm diese unbedeutende Neuigkeit mitzuteilen.
„Das tut mir leid“, murmelte Cai und wirkte ehrlich bestürzt.
„Muss es nicht“, winkte Blake ab. „Das mit meinen Eltern war absehbar und das mit Erik ...“, traf ihn eigentlich gar nicht so hart, wie es sollte. Er hatte sich einfach in der Rolle des Trauerkloßes gefallen, zumal sein Freundeskreis dies von ihm erwartete. Wäre er einfach zur Tagesordnung übergegangen, wären komische Blicke vorprogrammiert gewesen. Geschweige denn, wenn er sie alle, wie er es sonst tat, mit Dosen seiner Backkreationen versorgt hätte. Es hätte aufgesetzt gewirkt, obwohl es das gar nicht gewesen wäre und ohne es wirklich vorgehabt zu haben, erklärte er Cai auch dies.
„Hm, du musst es ihnen ja nicht erzählen oder etwas von den Keksen abgeben. Bleiben mehr für dich“, schlug Cai pragmatisch und wenig christlich vor.
„Klar, damit ich noch fetter werde“, murrte Blake, dem dank Lebkuchen, Stollen und Dominosteinen eh schon die Hose zwickte.
„Du bist doch nicht
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