Winterliebe
angesehen?”
Adalbert schüttelte den Kopf. "Nein.”
"Bist du denn überhaupt nicht neugierig?” fragte Waltraude verwundert.
Adalbert zuckte mit den Schultern. "Ich habe einfach noch nicht an die Aufnahmen gedacht.”
Waltraude setzte sich. "Führ sie mal vor.”
"Gut, aber ich muss dich um etwas Geduld bitten.” Adalbert holte die Videokamera. "Die Kassette befindet sich immer noch drin”, sagte er. "Sie ist noch nicht mal zurückgespult.” Er schloss den Netzadapter an und ließ das Band zurücklaufen. Während die Kamera leise surrte, holte Adalbert ein Übertragungskabel, steckte das eine Ende an die Kamera und das andere an den Fernsehapparat an. Dann setzte er sich neben Waltraude, und sie sahen sich gemeinsam die digitale Magnetaufzeichnung an. Quietschende Gummisohlen… Hallende Rufe… Spielbeginn… Szenenapplaus… Verbissene Zweikämpfe… Rasche Spielzüge… Tore… Jubelschreie…
Adalbert legte den Arm um Waltraudes Schultern. Sie kuschelte sich an ihn. "Ich war nicht mal so schlecht”, stellte Adalbert zufrieden fest.
"Du warst der Beste deiner Mannschaft.”
"Nein, das war ich nicht”, blieb Adalbert objektiv. "Erwin und Peter waren besser, aber ich brauchte mich mit meiner Leistung auch nicht zu verstecken.” Auf dem Bildschirm schoss er soeben ein Tor, und die Anhänger der Schärpenmannschaft stimmten ein übersteuertes Freudengeheul an. Das Bild wackelte ab und zu. "Eigenwillige Kameraführung”, meinte Adalbert grinsend. "Aber im großen und ganzen nicht schlecht. Aus dem vorhandenen Material lässt sich bestimmt ein nettes kleines Filmchen zusammenschneiden.”
Pausenstand: 7:7. Auch das hatte Waltraude im Bild festgehalten. Und dann begann die zweite Spielhälfte. Je näher der Moment des Unfalls rückte, desto neugieriger verfolgte Adalbert das Geschehen.
"Jetzt muss die Szene gleich kommen”, sagte er gespannt. "Da… Ich habe mir den Ball erk"mpft und stürme los… Horst kommt mir entgegen… Ein unüberwindbares Hindernis… Ich versuche an ihm vorbeizukommen… Körpertäuschung… Haken… Aber Horst fällt auf den Trick nicht rein… Ich pralle gegen diesen Felsen… Er ist hart wie Granit… Es reißt mir die Beine unter dem Körper weg… Ich fliege… Sieh nur, wie spektakulär ich durch die Luft segle…” Er zuckte heftig zusammen, als er sah, wie er mit dem Hinterkopf hart aufschlug. "Meine Güte, war das eine Landung”, stöhnte er, ließ das Band kurz zurücklaufen und sah sich den Unfall noch einmal an. "Sieht schlimm aus”, kommentierte er gepresst. "War auch schlimm. Bei so einem Aufprall musste mir ja Hören und Sehen vergehen.” Er sah sich den Unfall ein drittes Mal an. Hinterher waren nur noch Beine und Schuhe zu sehen, denn Waltraude hatte die Kamera zwar abgesetzt, aber nicht abgeschaltet.
"Als du so dagelegen und dich nicht gerührt hast, hatte ich ganz schreckliche Angst um dich”, flüsterte Waltraude gepresst.
Er küsste sie zärtlich auf die Wange. "Das finde ich sehr lieb von dir.” Er schaltete Kamera und TV-Gerät ab, stand auf und ließ eine CD in den Player gleiten. Geigen begannen zu singen. Adalbert drehte sich lächelnd um. "Mantovani. Wie beim ersten Mal. Weißt du noch?”
Wohlige Schauer durchrieselten sie. "Wie könnte ich es je vergessen?”
Adalbert hob die Arme und dirigierte das nicht vorhandene Orchester. "Dadadadadadada-daaa-da… Charmaine, Charmaine…”, sang er mit den himmlischen Geigen.
Waltraude stand ebenfalls auf. Sie tanzten. "Meine Mutter ist von dir schwer begeistert”, sagte Waltraude.
Adalbert lachte amüsiert. "Kann ich verstehen, schließlich bin ich der netteste junge Mann in dieser Stadt. Wenn ich deine Mutter wäre, würde ich mich auch mögen.” Er küsste ihren Hals, roch den aufregenden Duft ihrer Haut, knabberte verspielt an ihrem Ohrläppchen und flüsterte süße Koseworte, die Waltraudes Herz zum Schmelzen brachten. Sie drückte ihren Schoß gegen seine Härte. Ihr Atem beschleunigte und ihr Verlangen nach seinem Schwanz wurde übermächtig. Als sie sich an
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