Winterliebe
"Keine schlechte Idee.”
Gregor fuhr weiter. "Knatsch mit Adalbert gehabt?”
"Schon möglich.”
"Hast du endlich begriffen, dass er nicht der Richtige für dich ist?” fragte Gregor.
"Habe ich”, gab Waltraude trocken zurück.
"Hat lange gedauert”, sagte Gregor.
"Die Liebe hat mich blind gemacht.”
"Und nun?” wollte Gregor wissen.
"Wurden mir die Augen geöffnet.”
"Ist es vorbei mit Adalbert?” erkundigte sich Gregor.
"Ich bin mit ihm fertig”, sagte Waltraude mit schmalen Lippen.
Ein zufriedenes Funkeln befand sich in Gregor Massingers Augen. Jetzt war Waltraude endlich da, wo er sie schon seit langem haben wollte. Es hatte sich gelohnt, sich in Geduld zu fassen. Als er seinen Wagen vor einem schmalen grauen Haus ausrollen ließ, sah Waltraude ihn fragend an.
"Wir sind da”, erklärte er.
"Wo - da?”
"Ich wohne hier.”
Ihr war alles egal. Sie stieg aus und folgte ihm in seine Wohnung, um einen dicken Schlussstrich unter das Kapitel Adalbert Siebenstern zu ziehen. Niemand eignete sich dafür besser als Gregor Massinger.
26
Waltraude war entschlossen, aus Trotz bis zum Äußersten zu gehen, und Gregor Massinger nützte seine Chance, aber er war mit Waltraudes Bereitschaft nicht zufrieden.
"Sei nicht so steif, nicht so verkrampft”, sagte er. "Entspann dich. Lass dich fallen.”
"Gib mir was zu trinken.”
"Ich hab’ was Besseres für dich.” Er ging hinaus, und als er zurückkam, hielt er eine kleine Glasplatte in der Hand, auf der sich vier weiße Pulverschienen befanden. "Gleich wirst du dich phantastisch fühlen”, versprach er ihr.
"Was hast du da?” fragte Waltraude unruhig, obwohl sie es ahnte. "Was ist das?”
"Ein Muntermacher. Ein Freudenspender. Ein Sorgenkiller. Ein einmaliger Stoff. Ich nehme ihn selbst. Er lässt dich allen Ärger vergessen und versetzt dich in eine himmlische Euphorie.”
"Ich möchte so etwas nicht nehmen.”
"Wovor hast du Angst? Dass du es nicht verträgst? Du wirst damit keine Probleme haben. Es wird dich lediglich in eine wunderbare Hochstimmung versetzen.” Er legte die Glasplatte auf den Couchtisch. "Ich zeige dir, wie man es macht.” Er nahm ein Papierröllchen, schob es sich ins rechte Nasenloch, hielt sich das linke zu und schnupfte eine Pulverbahn auf. Danach kam das zweite Nasenloch an die Reihe. "Jetzt du”, sagte Gregor und hielt ihr das Röllchen hin.
Waltraude zögerte.
"Du bist doch nicht etwa feige?” sagte Gregor lächelnd.
"Ich war noch nie feige.”
"Beweise es.”
Sie nahm das Röllchen. Gregor bekam glasige Augen. Das Rauschgift begann bei ihm bereits zu wirken.
"Das ist Kokain, nicht wahr?” fragte Waltraude.
"Allerbeste Ware.”
"Handelst du damit? Bist du ein Dealer?” wollte Waltraude wissen.
Er ging nicht auf ihre Frage ein. "Nimm deine Prise, und du wirst dich sensationell fühlen”, sagte er stattdessen.
"Ich möchte von dem Zeug nicht abhängig werden.”
"Wenn man mit Drogen umzugehen versteht, wird man nicht von ihnen abhängig. Du musst sie nur richtig anwenden, dann tun sie dir gut, machen dich angenehm empfindsam und erweitern das Spektrum deiner Sinne.” Gregor lachte leise. "Was ist? Bist du kein bisschen neugierig? Es kann dir überhaupt nichts passieren. Ich gebe dir doch nichts, was dir schaden könnte. Und schon gar nicht würde ich so etwas selbst nehmen.”
Sie dachte an Adalbert Siebenstern, und neuer Trotz wallte in ihr auf. Sie gab sich einen Ruck und schnupfte - ein wenig unbeholfen, weil sie nicht über Gregor Massingers Routine verfügte - die
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