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Winterliebe

Winterliebe

Titel: Winterliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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zurückholen zu wollen, hatte wirklich keinen Sinn. Aber was konnte sie tun, um ihr Kind vor dem sicheren Untergang zu retten?
                  "Erwachsen”, seufzte Claudette. "Sie denkt, sie ist erwachsen - und benimmt sich wie ein dummes, unvernünftiges Kind, begreift nicht, wie gefährlich dieser Mann für sie ist.”

36
     
                  Adalbert Siebenstern war nicht gewillt, sich damit abzufinden, dass Waltraude Pessacker ihn verlassen hatte. Obwohl Gregor Massinger sie beschmutzt hatte, wollte Adalbert sie wiederhaben. Er liebte sie noch immer, und er konnte sich nicht vorstellen, dass sie überhaupt nichts mehr für ihn empfand. Mehr denn je spürte er, dass sie zusammengehörten. Je länger die Trennung dauerte, desto mehr litt Adalbert darunter. Was Gregor Massinger Waltraude zu bieten hatte, war ein Leben im Morast. Um es bei ihm auszuhalten, würde sie immer öfter in eine Scheinwelt fliehen - und irgendwann, wie schon so viele vor ihr, nicht mehr zurückfinden. Dazu durfte Adalbert es nicht kommen lassen. Er musste sich mit Waltraude aussprechen. Irgendwie würde es ihm schon gelingen, sie zu überreden, zu ihm zurückzukehren. Er würde ihr Gregor Massinger niemals vorhalten. Das war ein Ausrutscher gewesen. So etwas konnte jedem passieren. Niemand war unfehlbar. Gregor hatte Waltraude zu einem für ihn günstigen Moment erwischt. Sie hatte gewissermaßen auf dem falschen Fuß gestanden. Dadurch war es verhältnismäßig einfach gewesen, sie umzustoßen. Doch Adalbert wollte sie nicht länger liegen lassen, sondern ihr die Hand entgegenstrecken und ihr, wenn sie seine Hand ergriff, wieder auf die Beine helfen. Es konnte wieder alles so schön zwischen ihnen werden, wie es gewesen war. Adalbert war nicht nachtragend. Ihm war nur eines wichtig: er wollte Waltraude wieder so lieben dürfen wie vor dem Streit. Idiotisch, dass er ihr das überhaupt vorgehalten hatte, aber da war dieser anonyme Anruf gewesen, der ihn so aufgeregt hatte. Jemand hatte gesagt: "Das weißt du ja noch gar nicht: Während du im Krankenhaus lagst, hat es dein Goldlöckchen mit Gregor Massinger gehalten.”
                  Heute stand für ihn fest, dass dieser Anonymus Gregor Massinger selbst gewesen war. Er hatte ihn und Waltraude auseinanderbringen wollen, und er hatte das auch prima hingekriegt. Doch es war noch nicht aller Tage Abend. "Wer zuletzt lacht, lacht am besten”, brummte Adalbert grimmig. "Und ich werde tun, was in meiner Macht steht, damit ich das bin.”
                  Adalbert hatte mit Claudette Pessacker telefoniert und von ihr erfahren, dass Waltraude zu Gregor gezogen war. Zu Gregor! Wie verblendet musste Waltraude sein. Bei Gregor konnte er nicht ungestört mit Waltraude reden. Gregor hätte ihn bestimmt keine Minute mit Waltraude allein gelassen, aber er wusste, wo sie arbeitete und wann sie Feierabend machte. Gespannt wartete er in der Nähe des großen Glasportals. Zwei Frauen mittleren Alters kamen aus dem Bürogebäude. Sie sprachen nicht besonders nett über ihre Ehemänner und gingen lachend an Adalbert vorbei. Ein Mann erschien, ein Wirtschaftsmagazin unter dem Arm. Dann: drei Mädchen (kichernd und schnatternd), zwei Männer (ein Problem wälzend), vier Frauen (über Mode sprechend), drei Männer (politisierend) - und schließlich… Waltraude. Sie war allein, sah niemanden an, wirkte müde, ausgelaugt, krank. Adalbert trat ihr in den Weg. Sie wollte ihm ausweichen, ohne den Kopf zu heben. Als er sie ansprach, zuckte sie wie elektrisiert zusammen. Ihre Augen hatten einen stumpfen Glanz, ihr Teint war wächsern. Seit sie mit Gregor Massinger zusammen war, hatte ihre Schönheit sehr gelitten.
                  "Adalbert”, sagte sie überrascht. "Was suchst du denn hier?”
                  "Dich. Ich muss mit dir reden, Waltraude.”
                  "Ich wüsste nicht, worüber”, gab sie unnahbar zurück.
                  Er betrachtete sie erschüttert. "Gott, was ist aus dem Mädchen geworden, mit dem ich in der ersten Nacht dieses Jahres so unbeschreiblich glücklich war?”
                  "Dieses Mädchen gibt es nicht mehr.”
                  "Wir waren so wahnsinnig verliebt”, sagte Adalbert heiser.
                  "Die Zeit bleibt nicht stehen. Die Welt dreht sich unaufhaltsam weiter.”
                  In seinem Blick war unendlich viel Wärme.

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