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Wintermörder - Roman

Titel: Wintermörder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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ist er nicht mehr in Deutschland, sondern dort. Vielleicht hat er ihn über die Grenze …«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht. Ihre Finger gruben sich in die Haut, als wollten sie bis in das Innere des Kopfes durchstoßen, um die Wahrheit mit den Fingern zu packen und hervorzuzerren.
    Für einen Moment wünschte Myriam, Henri Liebler wäre hier, doch dann stieg sie aus und blieb neben der geöffneten Tür stehen. »Lass uns gehen.«
    Denise’ Hände lösten sich von ihrem Gesicht. Jetzt stand die Angst in ihren Augen. Sie hatte sich dort wie ein schwarzer Parasit festgesetzt. Denise löste den Verschluss der Flasche und hob sie an ihre Lippen. »Du auch?«
    »Nein, die Flasche bleibt hier.« Myriam nahm ihr den Wodka aus der Hand und steckte die Flasche in ihre Handtasche. Dann drehte sie sich um und ging entschlossen auf das Gebäude zu.
    »Ich muss die Alarmanlage erst deaktivieren«, hörte sie Denise hinter sich sagen »Die Wach- und Schließgesellschaft geht alle zwei Stunden vorbei und kontrolliert. Ist die Alarm-anlage eingeschaltet, wissen sie, dass alles in Ordnung ist.«
    Ein schwaches Licht erhellte den Eingangsbereich. Es kam aus den im Granitboden versenkten Lichtquellen, die sich die Treppe hoch an der Wand fortsetzten. Sie folgten ihnen in den ersten Stock. Hier öffnete Denise die Glastür, die auf einen breiten Flur führte.Überall an den Wänden hingen Zeichnungen von Gebäuden.
    Das Büro, das sie betraten, lag gleich rechts. Es sah nicht anders aus als eine der Amtsstuben im Gericht. Zielstrebig ging Denise zu einem der Schränke. Hinter der Jalousietür, die sie zur Seite schob, erschienen, sorgfältig beschriftet und alphabetisch sortiert, Ordnerreihen. K wie Kassel, wie Koblenz, wie Krakau. Sie zog einen heraus. Geübt gingen ihre Finger am Register entlang.
    »Hier sind keine Unterlagen«, stellte sie schließlich verwirrt fest.
    »Vielleicht sind sie woanders abgelegt«, meinte Myriam.
    »Nein.« Denise schüttelte den Kopf. »Alle Unterlagen müssen zweifach vorhanden sein. Das Original hier in der Buchhaltung und die Kopie in der Geschäftsleitung.«
    »Du warst lange nicht hier, oder?« Myriam konnte den strengen Unterton nicht verhindern. »Du hast die Geschäfte deinem Vater überlassen und Oliver.«
    »Um die Ablage kümmern die beiden sich nicht. Außerdem hat meine Großmutter das angeordnet, und was sie sagte, war Gesetz. Sie hat großen Wert darauf gelegt, dass sie jederzeit Zugang zu den Unterlagen hatte. Niemand hätte je gewagt, das System zu ändern.«
    »Dann suchen wir die Kopie.«
    Sorgfältig verschloss Denise den Schrank, schaltete das Licht aus und zog die Tür hinter sich zu. Schweigend gingen sie in das nächste Stockwerk. Myriam kam ein Gedanke. »Gibt es noch Firmenunterlagen aus der Zeit vor 1945?«
    Denise schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste. Das Gebäude wurde im Februar 1945 bei einem Bombenangriff vollkommen zerstört. Mein Großvater war hier im Keller des Gebäudes. Er konnte sich gerade noch retten. Damals hat er seinen Arm verloren.«
    »War er kein Soldat?«
    Denise verzog spöttisch den Mund. »Er hatte doch ein … wie hieß das damals? Ein kriegswichtiges Unternehmen.«
    Der Flur im nächsten Stockwerk lag im Dunkeln. Denise wartete, bis Myriam hinter ihr den Raum betreten hatte. Erst dann schaltete sie die Neonbeleuchtung ein. Grelles Licht erhellte das Büro. Der Unterschied zur Buchhaltung konnte nicht größer sein. Zwei hypermoderne Schreibtische standen sich gegenüber, auf ihnen große Flachbildschirme, die eine Umrandung aus Glas hatten. Ein Zeichenbrett, auf dem Baupläne eingeklemmt waren, befand sich in der Nähe des Fensters.
    »Hier wird nicht gearbeitet«, erklärte Denise und zog aus dem Schrank einen Ordner, »hier wird nur repräsentiert. Potemkinsche Dörfer gebaut. Kulissen. Hier empfängt Oliver neue Kunden.«
    »Apropos Oliver. Weiß er, wo du bist?«
    Denise hob gleichgültig die Schultern. »Er ist mit einem Kunden zum Essen gegangen.« Sie schlug den Ordner auf. »Hier ist auch nichts. Nur das Exposé.«
    »Zeig her.«
    Denise reichte Myriam die Mappe, die Pläne und unterschiedliche Ansichten des Einkaufszentrums enthielt.
    »Das ist ja riesig!«
    »Ja«, antwortete Denise. »Oliver gibt sich nicht mit Kleinigkeiten zufrieden. Es sollte ein Einkaufszentrum mit insgesamt achtzig Markenshops, Cafés, Restaurants und Kinosälen werden. Er hat viel Geld investiert.«
    »Und nach dem Brand?«
    »Alles kaputt.«
    »Wird

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