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Wintermörder - Roman

Titel: Wintermörder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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es wieder aufgebaut?«
    Denise hob gleichgültig die Schultern. »Keine Ahnung. Ich weiß nur eines … diese Spur führt nach Krakau. Wie das Foto auf dem Wawel.«
    »Habt ihr je Bauarbeiter aus Polen beschäftigt?«
    »Wir haben ganz Osteuropa beschäftigt, darunter mit Sicherheit auch Polen. Du meinst, jemand hatte einen Grund, sich zu rächen?«
    »Vielleicht.«
    Denise ging zum Schrank, schloss ihn auf, um zwei weitere Ordner herauszuholen. »Hier sind die Personallisten. Nimm sie mit. Ich will eine Antwort.« Offenbar fiel ihr noch etwas ein, denn sie drehte sich entschieden um. »Ich erinnere mich, dass meine Großmutter auf den Brand seltsam reagierte. Obwohl sie nicht der Typ war, der sich leicht aus der Fassung bringen ließ. Aber damals war sie ganz offensichtlich entsetzt. Sie war nervös, geradezu fahrig. Sie rief mehrfach bei Oliver an und wollte Details wissen.«
    »Welche Details?«
    »Ob die Polizei da gewesen sei und was sie gesagt hätten. Und sie wollte nicht, dass mein Vater etwas davon erfuhr. Um alles sollte sich nur Oliver kümmern. Obwohl das mit der Versicherung ja eigentlich zu den Aufgaben meines Vaters gehörte.«
    »Aber warum?«
    »Damals dachte ich, sie wird alt. Manchmal habe ich direkt gehofft, dass sie bröckelt.« Sie lachte hysterisch. »Ich stellte ihn mir bildlich vor, den Zerfall des Denkmals. Der Lorbeerkranz auf ihrem Kopf verlor Blätter. Der Stein bekam Risse. Ich konnte zusehen, wie Arme und Beine abfielen.«
    »Du hast nicht viel von deiner Großmutter gehalten, oder?«
    »Ich konnte sie nicht ausstehen.«
    In Henriette Winklers Büro hing der Geruch nach Chanel Nr. 5, das auch Sarah benutzte. Die Möbel waren alt. Aus dunklem Holz. Ein majestätischer, mit Schnitzereien verzierter Schreibtisch dominierte den Raum. Obwohl er seit längerer Zeit nicht benutzt worden war, glänzte die Oberfläche, als sei sie erst vor wenigen Minuten mit einem speziellen Öl poliert worden.
    Denise schob ein Bild, eine Aufnahme der Villa ihrer Großeltern, zur Seite. Dahinter kam ein Safe zum Vorschein.
    Das Zahlenschloss klackte leise, als sie daran drehte.
    »Als Henriette damals mit dem Armbruch im Krankenhaus lag«, erklärte sie, »hat sie mir den Code verraten. Ich sollte ihr Unterlagen bringen. Was mich wunderte. Sie hätte auch meinen Vater bitten können oder Oliver.«
    »Was für Unterlagen?«
    »Keine Ahnung. Eine Mappe und einen Umschlag.«
    »Du hast sie dir nicht angeschaut?«
    »O Gott, nein. Ich hätte mir eher die Zunge abgebissen, als sie danach zu fragen.«
    »Wann war das?«
    »Mitte Juni. Kurz nachdem wir aus Krakau zurück waren. Eine Woche später hatte meine Großmutter übrigens den Unfall. Ich habe ja schon gesagt, sie war damals irgendwie nervös und fahrig. Sie ist die Treppe hinuntergefallen. Von da an ging es gesundheitlich mit ihr abwärts.« Denise zog die Tür des Safes auf. »Sie hat sich nie wieder von dem Unfall erholt.«
    »Was ist eigentlich mit ihrem Testament?«
    Denise zuckte mit den Achseln. »Vermutlich liegt es bei Conradi. Das ist unser Notar.«
    Der Name kam Myriam bekannt vor. Sie musste ihn unbedingt anrufen.
    Denise’Hand griff in den Tresor.
    Myriam trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Leise reg-ten sich ihr Zweifel, ob das, was sie hier machte, ihre Kompetenzen überschritt. Eine ermittelnde Staatsanwältin öffnete keine Tresore ohne Durchsuchungsbefehl. Sie hätte das Büro versiegeln lassen müssen. Die Entführung hatte die Ermittlung im Mordfall Henriette Winkler in den Hintergrund gedrängt. Der Personalmangel der Kriminalpolizei war jetzt offensichtlich. Niemand hatte daran gedacht, das Büro von Henriette Winkler zu untersuchen.
    Denise tastete die Fächer entlang. Gleich darauf zog sie die Hand zurück und hielt eine kleine Kiste aus Metall in der Hand.
    »Nichts«, sagte sie schließlich. »Nur das. Die Kiste lag ganz hinten. Sie hat den Tresor leer geräumt.«
    Sie gab die Kiste Myriam, die sie vorsichtig öffnete. Was sie sah, beunruhigte sie. Es war eine Waffe. Vorsichtig nahm sie sie heraus. Sie lag schwer in der Hand.
    »Wozu brauchte deine Großmutter eine Waffe?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wusstest du davon?«
    »Nein.«
    »Wir fahren jetzt nach Hause«, sagte Myriam. »Ich rufe Liebler an. Der soll diesen Matecki, der die Sache mit den Gemälden bearbeitet, gleich morgen früh kontaktieren. Vielleicht weiß der etwas über den Brand.«
    Sie hörten den Schrei, als sie die Tür zu Henriette Winklers
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