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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zu bemerken und vertraute Details des Terrains auszumachen, die ihm halfen, sich nicht zu verirren. Er wagte es nicht, an Heather und Toby zu denken. Denn wenn er an sie dachte, überwältigte ihn fast die Versuchung, zu ihnen zurückzukehren und Ponderosa Pines zu vergessen. Um ihret- und seinetwegen verdrängte er sie aus seinen Gedanken und konzentrierte sich ausschließlich darauf, Tempo zu machen, bis er praktisch zu einer Laufmaschine wurde.
    Der unheimliche Wind kreischte ohne Unterlaß, blies Schnee in sein Gesicht und zwang ihn, den Kopf zu senken. Er riß ihn zweimal von den Füßen - und einmal mußte er dabei die Schrotflinte loslassen und danach hektisch in einer Schneeverwehung nach ihr graben - und wurde fast zu einem Feind, der nicht weniger wirklich war als alle anderen, gegen die er je angetreten war. Als er das Ende der Privatstraße erreicht hatte und zwischen den beiden großen steinernen Pfosten und unter dem gebogenen Holzschild, das den Eingang zur Quartermass-Ranch markierte, innehielt, um Atem zu schöpfen, verfluchte er den Wind. Als würde dieser ihn hören. Jack fuhr mit einer behandschuhten Hand über die Sonnenbrille, um den Schnee von den Gläsern zu wischen, der auf ihnen kleben geblieben war. Seine Augen brannten, wie sie es manchmal taten, wenn ein Optiker Tropfen in sie gab, um vor einer Untersuchung die Pupillen zu erweitern. Ohne die Sonnenbrille wäre er wahrscheinlich bereits schneeblind. Er konnte den Geruch und Geschmack der nassen Wolle nicht mehr ertragen, der die Luft würzte, wenn er sie durch den Mund einzog. Die Luft, die er ausatmete, hatte das Gewebe völlig durchnäßt, und das Kondensat war gefroren. Er rieb mit einer Hand über den Schal, zerbrach das dünne, spröde Eis und zerbröckelte die dichtere, kompakte Schneeschicht darüber, wischte alles weg, damit er leichter atmen konnte. Obwohl er einfach nicht glauben konnte, daß der Geber nicht wußte, daß er das Haus verlassen hatte, hatte Jack den Rand der Ranch erreicht, ohne von ihm angegriffen worden zu sein. Noch lag ein beträchtlicher Weg vor ihm, doch die Gefahr eines Angriffs war auf der Strecke am größten gewesen, die er bereits ohne Zwischenfall zurückgelegt hatte. Vielleicht war der Puppenspieler doch nicht so allwissend, wie er zu sein schien.
    An der Wand hinter der Brüstung erhob sich ein aufgeblähter und bedrohlicher Schatten, so mißgestaltet wie der einer Schreckensgestalt in einer Geisterbahn: Der Puppenspieler und seine verwesende Marionette arbeiteten sich steifgliedrig, aber hartnäckig zum Kopf der ersten Treppenflucht hinauf. Während das Ding zu ihnen hochkam, absorbierte es zweifellos die Fragmente des seltsamen Fleisches, die die Kugeln ihm abgerissen hatten, blieb dabei jedoch nicht stehen. Obwohl das Ding nicht schnell war, war es für Heathers Geschmack viel zu schnell. Es schien die verdammten Stufen heraufzurasen. Trotz ihrer zitternden Hände gelang es ihr endlich, den verdammten Verschluß des Benzinkanisters abzuschrauben. Sie hielt den Behälter am Griff fest und drückte mit der anderen Hand die Seite mit dem Ausguß hinab. Ein bleicher Schwall Benzin schoß heraus. Sie schwang den Kanister nach rechts und links, bis der Teppich über die gesamte Breite der Stufe mit Benzin getränkt war, und schüttete das Zeug dann die gesamte Treppe hinab. Auf der ersten Stufe unter der Brüstung erschien der Geber im Kielwasser seines Schattens, ein wahnsinniges Gebilde aus Erde und gleitenden Windungen. Heather schraubte den Benzinkanister schnell wieder zu. Sie trug ihn zum Ende des Korridors, stellte ihn ab und lief zur Treppe zurück. Der Geber hatte die Brüstung erreicht und wandte sich der zweiten Treppenflucht zu. Heather fummelte in der Jackentasche, in der sie die Streichhölzer wähnte, fand Ersatzmunition für die Uzi und den Korth, aber keine Zündhölzer. Sie öffnete einen anderen Reißverschluß, wühlte in der Tasche - mehr Patronen, aber keine Streichhölzer, keine Streichhölzer. Auf der Brüstung hob der Tote den Kopf und sah sie an, was bedeutete, daß auch der Geber sie ansah, mit Augen, die sie nicht ausmachen konnte. Roch das Ding das Benzin? Begriff es, daß Benzin brennbar war? Es war intelligent. Anscheinend hochintelligent. Erkannte es die Möglichkeit seiner Vernichtung? Eine dritte Tasche. Weitere Patronen. Um Gottes willen, sie war ein wandelndes Munitionsdepot.
    Das eine Auge des Kadavers wurde noch immer von einem dünnen, gelblichen Film bedeckt und

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