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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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weg, und warf das Streichholz. Während sie rückwärts die Treppe hinaufging, bis sie gegen die Wand der Diele prallte, und beobachtete, wie die Flamme in einem Bogen zur Treppe schoß, kamen ihr manische Gedanken, die ein fast zwanghaftes, bellendes, verrücktes Gelächter auslösten, einen dunklen Schrei, der fast zu einem lauten Schluchzen geworden wäre: Ich brenne mein eigenes Haus nieder, willkommen in Montana, wunderschöne Landschaft und wandelnde Tote und Dinge aus einer anderen Welt, und jetzt geht's rund, die Flamme schießt hinab, schmore in der Hölle, ich brenne mein eigenes Haus nieder, in Los Angeles hätte ich das nicht tun müssen, da erledigen das andere Leute für einen.
    WUSCH!
    Aus dem benzingetränkten Teppich schossen Flammen hoch, die bis zur Decke leckten. Das Feuer breitete sich nicht durch das Treppenhaus aus; es war einfach überall gleichzeitig. Die Tapeten und Vorhänge wurden von ihm genauso befallen wie die Teppiche und Läufer. Eine stechende Hitzewelle schlug auf Heather ein, zwang sie, die Augen kurz zu schließen. Sie hätte sich sofort weiter von den Flammen zurückziehen sollen, weil die Luft bereits so heiß war, daß sie ihre Haut versengte, doch sie mußte sehen, was mit dem Geber geschah. Das Treppenhaus war das reinste Inferno. Kein Mensch hätte länger als ein paar Sekunden darin überleben können. In dieser sich ausbreitenden Glut waren der Tote und das lebende Ungeheuer eine einzige dunkle Masse, die eine weitere Stufe heraufkam. Und noch eine. Kein Kreischen, keine Schmerzensschreie begleiteten den Aufstieg, nur das Tosen und Knistern der wütenden Flamme, die nun vom Treppenhaus auf , die Diele im Obergeschoß übergriff. Als Toby die Tür der Hintertreppe verschloß und sich von ihr abwandte, und als Falstaff auf der Schwelle der anderen Tür knurrte, blitzte hinter dem Hund orangerotes Licht durch den Korridor auf. Sein Knurren wurde zu einem überraschten Jaulen. Dem Blitz folgten flackernde Lichtgestalten, die dort hinten auf den Wänden tanzten: Reflexionen des Feuers. Toby wußte, daß seine Morn den Außerirdischen in Brand gesteckt hatte - sie war zäh, und sie war klug -, und Hoffnung durchflutete ihn. Dann fiel ihm auf, daß in seinem Zimmer noch etwas nicht stimmte: die Vorhänge über der Nische, in der sich sein Bett befand, waren geschlossen. Er hatte sie aufgelassen, auf beide Seiten der Nische zurückgezogen. Er schloß sie nur des Nachts, oder wenn er spielte. Er hatte sie diesen Morgen geöffnet, und zum Spielen hatte er seitdem keine Zeit gehabt. Die Luft roch schlecht. Er hatte es nicht sofort bemerkt, weil sein Herz pochte und er durch den Mund atmete. Er trat zum Bett. Einen Schritt, zwei. Je näher er dem Alkoven kam, desto schlimmer wurde der Geruch. Er ähnelte dem auf der Hintertreppe, als sie zum erstenmal im Haus gewesen waren, war aber viel schlimmer. Er blieb ein paar Schritte vor dem Bett stehen. Er sagte sich, daß er ein Held war. Es war nicht schlimm, daß Helden Angst hatten, aber selbst wenn sie Angst hatten, mußten sie etwas tun. An der Zimmertür drehte Falstaff fast durch.
    An einigen wenigen Stellen hatte der stöbende Wind die Teerdecke freigefegt, doch der größte Teil der Straße war von fünf Zentimeter frischem Pulverschnee bedeckt. An den Schneewällen, die der Pflug aufgeworfen hatte, hatten sich zahlreiche Verwehungen gebildet. Den Spuren zufolge war der Schneepflug vor etwa zwei Stunden hier entlanggefahren, spätestens vor anderthalb. Ein neuerlicher Einsatz war eigentlich längst überfällig. Jack wandte sich gen Osten und eilte der Youngblood-Ranch entgegen, in der Hoffnung, schon bald diesem Fahrzeug zu begegnen. Ob es sich nun um einen großen Straßenräumer oder um einen Laster mit einem Pflug vorn und einer Salzstreu-Anlage hinten handelte - oder beides -, der Wagen würde auf jeden Fall mit einem Funksprechgerät ausgestattet sein. Wenn er die Arbeiter überzeugen konnte, daß seine Geschichte nicht nur das irre Gerede eines Verrückten war, würde er sie vielleicht dazu überreden können, mit ihm zum Haus zurückzukehren, um Heather und Toby herauszuholen. Würde er sie vielleicht überreden können? Verdammt, er hatte eine Schrotflinte dabei. Er würde sie auf jeden Fall überzeugen. Herrgott, wenn er es wollte, würden sie die nicht ganz einen Kilometer lange Auffahrt bis zur Haustür der Quartermass-Ranch so frei pflügen wie das Gewissen einer Nonne, vom ersten bis zum letzten Augenblick mit einem

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