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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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in jenem Moment als verrückt einstufen konnte.
    „Dann fang jetzt damit an!“, entgegnete Ben. „Hilf deinem Sohn! Es ist jetzt nämlich echt kein guter Zeitpunkt, um die Fehler der Vergangenheit zu durchforsten.“
    Jo nickte gedankenverloren. Er blickte noch einen weiteren Moment aus dem Fenster, bevor er sich schließlich wieder zu Ben umdrehte.
    „Wieso vertraut er dir so?“, fragte er geistesabwesend.
    Ben blickte irritiert zu Jo auf, dessen Verhalten er nur sehr schwer einschätzen konnte.
    Er dachte einen Augenblick nach und überlegte, ob er Jo von all den Zufällen, durch die er viel von Alex’ Problemen mitgekommen hatte, und von den vielen Annährungen, die mit der Zeit immer häufiger und intimer geworden waren, erzählen sollte oder nicht. Letztendlich entschied er sich allerdings dagegen und gab stattdessen eine kurze, sichere Antwort zurück.
    „Weil ich ihm sehr viel bedeute.“
    Jo stand mitten im Raum und schüttelte ungläubig seinen Kopf. Er sah verwirrt aus. Auf seinen Lippen hatte sich ein sarkastisches Lächeln gebildet.
    „Mein Sohn nimmt an illegalen Pokerspielen teil, verschuldet sich, bricht irgendwo ein, lässt vor seinen Augen jemanden zu Tode prügeln und ist dann auch noch homosexuell?“
    Es war weniger eine Frage, als viel mehr eine Aussage, die nur umso stärker verdeutlichte, wie überfordert Jo mit der aktuellen Situation und all den neuen Fakten war.
    „Wieso ist das eigentlich so ein Problem für dich?“, fragte Ben verärgert. „Ich mein’, dass wir ein Paar sind. Es ist doch egal, wen man liebt, solange man glücklich ist. Und Alex ist glücklich, wenn er bei mir ist.“
    „Ach?“, gab Jo nun mit hochgezogener Augenbraue zurück. „Und deshalb ist er nun auf dem Weg zur Polizei? Wenn ihr so glücklich seid, wie du sagst, dann würde er eure gemeinsame Zeit doch nicht aufs Spiel setzen ... und genau das passiert, wenn er ins Gefängnis muss.“
    „Doch“, erwiderte Ben sicher, „weil er sich nach einem Neuanfang sehnt. Er will den ganzen Mist endgültig hinter sich lassen. Verstehst du das nicht?“
    Jo blickte ihn daraufhin nachdenklich an. Dann schwieg er.
    Ben fuhr sich erneut mit der Hand durchs Haar und richtete sich schließlich wieder von der Couch auf.
    „Hat Alex noch irgendwas gesagt?“, fragte er dann und versuchte auf diese Weise vom heiklen Thema abzulenken.
    „Er hat nichts gesagt“, erwiderte Jo, der plötzlich wieder unpassend ruhig geworden war. „Er hat das Geld genommen und ist sofort wieder gegangen. Im Flur hat er noch mit jemandem telefoniert. Ich vermute, dass es Diego war. Die beiden wollten sich am Pinnasberg treffen. So habe ich das jedenfalls verstanden.“
    „Diego?“, hakte Ben ungläubig nach. Seine Stimme klang versehentlich übertrieben hoch.
    Jo nickte.
    „Ich dachte, der wäre untergetaucht. Das hat Alex zumindest geschrieben“, er stockte und spürte erneut einen Schwall Nervosität in sich aufsteigen. „Wieso sagst du mir das erst jetzt?“
    „Das spielt doch alles keine Rolle mehr“, erwiderte Jo teilnahmslos. „Ich werde jetzt bei der Polizei anrufen.“
    „NEIN!“, schrie Ben sofort und stürmte auf Jo zu, um ihm am Anzugärmel zurückzuhalten. „Tu das nicht! Bitte! Damit würd’ doch genau das passieren, was ich verhindern will.“
    „Und was willst du dann tun?“, fragte Jo kritisch.
    „Ich werd’ zum Pinnasberg fahren“, erwiderte Ben. „Vielleicht sind die beiden ja noch da“, er nickte verstärkend. „Ja, vielleicht ist es noch nicht zu spät ...“
    Er wurde nachdenklich. Die letzten Worte hatte er mehr zu sich selbst, als zu Jo gesprochen.
    „Aber“, warf Jo sofort ein, „wenn du dich in spätestens zwei Stunden nicht bei mir gemeldet hast, schalte ich die Polizei ein. Hast du verstanden?“
    Ben nickte hektisch. Er war erleichtert, dass Jo ihn ziehen ließ. Vermutlich lag das an dessen vollkommener Überforderung. Doch genau diese nutzte Ben nun zu seinem Vorteil. So würde Jo erst einmal genug Zeit bekommen, um über all das, was er soeben über seinen Sohn erfahren hatte, nachzudenken, während Ben sein Bestes tun würde, um Alex aufzuhalten.
    Er trat zur Tür und wollte das Arbeitszimmer gerade verlassen, als Jo ihn noch einmal zurückrief.
    „Ben ...“, begann er laut und wartete mit dem Weitersprechen so lange, bis der Angesprochene sich wieder zu ihm umdrehte und ihn erwartungsvoll anschaute.
    „Ich danke dir“, fuhr Jo schließlich fort und blickte ihm dabei fest in die

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