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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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zerstört werden.
    Alex war Bens Zukunft und für diese Zukunft würde er alles riskieren - weil er ihn liebte.

Kapitel 22

    Die Digitaluhr im Autoradio zeigte Viertel nach acht. Die Morgendämmerung hatte bereits eingesetzt und Alex war gerade dabei, seinen BMW in den Pinnasberg zu lenken. Er fuhr ein kleines Stück geradeaus und steuerte auf eine dreckige Hauswand zu, die mit schwarzem Graffiti bekritzelt war. Dieser Anblick war der erste Eindruck, den man vom Pinnasberg bekam. Mit dem Straßenschild, das sich unmittelbar neben der grauen Hausfassade befand, wirkte es gerade so, als ob die gesamte Atmosphäre des Pinnasbergs in diesem hässlichen Gesamtbild vereint wurde.
    Alex ignorierte die Halteverbotsschilder, fuhr auf den verschneiten Bürgersteig und brachte seinen Wagen schließlich zum Halt. Das Radio ließ er noch an. Er schnallte sich ab, öffnete das Handschuhfach und griff nach der angebrochenen Marlboroschachtel. Ohne genauer darüber nachzudenken, nahm er sich eine Zigarette und zündete sie an. Er nahm ein paar kräftige Züge und lehnte sich dabei in seinem Sitz zurück. Er war früh dran, denn er hatte sich erst für Viertel vor neun mit Diego verabredet.
    Noch immer fand er es recht seltsam, dass der Italiener plötzlich wieder aufgetaucht war und sich vorab nicht einmal gemeldet hatte. Es war fast, als ob er etwas von dem Stichtag wusste und deshalb pünktlich zur Geldübergabe wieder nach Hamburg gekommen war. Auch fand Alex es ziemlich riskant von Diego, sich am Pinnasberg treffen zu wollen. Immerhin wurde der Italiener von der Polizei gesucht, die vermutlich sofort von einem seiner vielen Nachbarn benachrichtigt werden würde, wenn sie ihn sahen.
    Diego hatte ihn angerufen, als er gerade dabei gewesen war, die Villa zu verlassen. Es war ein überraschender Anruf gewesen, mit dem Alex keineswegs gerechnet hatte. Diego hatte nicht viel gesagt, nur erwähnt, dass er zurück in Hamburg sei und Alex gefragt, ob er das Geld endlich bekommen hätte. Als Alex dies bejaht hatte, hatte der Italiener auf ein sofortiges Treffen bestanden. Alex hatte eingewilligt, denn immerhin hatte er Diego mit in die ganze Sache reingezogen und fühlte sich deshalb auch verantwortlich dafür, diese nun mit ihm gemeinsam zu Ende zu bringen.
    Also wartete er jetzt auf den Zeitpunkt ihres Treffens und war gespannt, was der Italiener alles zu erzählen hatte. Alex hatte nämlich nach wie vor ein paar offene Fragen. Er wollte noch immer wissen, was mit dem Studenten geschehen war und Diego außerdem von seinem Treffen mit der Polizei erzählen. Dass er vorhatte, zu gestehen, wollte er jedoch besser für sich behalten. Er kannte Diegos Charakter und dessen Vergangenheit. Das, was der gebürtige Italiener dem Studenten angetan hatte, war nur eines von vielen Beispielen für das, wozu er fähig war. Deshalb hielt Alex es nicht für sonderlich angebracht, Diego in seine Pläne einzuweihen. Gleichzeitig hatte er allerdings keine Ahnung, wie er sein Geständnis bei der Polizei formulieren sollte, ohne Diego darin vorkommen zu lassen. Er wollte Diego da heraushalten, denn nur, weil er sein eigenes Leben wieder in den Griff bekommen wollte, fühlte er sich noch lange nicht für die Zukunft anderer Menschen verantwortlich.
    Er zog ein weiteres Mal an seiner Zigarette, atmete den Rauch dann langsam wieder aus und genoss das entspannte Kribbeln, das das Nikotin in ihm auslöste. Nebenbei warf er einen Blick auf den Beifahrersitz, auf dem er den teuren Lederkoffer seines Vaters gelegt hatte. Es war ein beruhigendes Gefühl, zu wissen, dass der schwarze Aktenkoffer der Schlüssel zurück zum normalen Leben war. In ihm war das Geld, das er dem Spanier seit Wochen schuldete. Mit dem Abgeben dieses Koffers würde er einen großen Schritt für seinen Neuanfang tun und endlich sämtlichen Druck hinter sich lassen, der ihn psychisch so sehr belastet hatte. Nach der Geldübergabe würde es keine Drohungen mehr geben - weder in Form von Anrufen, noch in Form von Briefen. Die Typen würden ihn nicht mehr verfolgen und ihn endlich in Ruhe lassen. Er würde wieder ein friedlicheres Leben führen können, mit Ben an seiner Seite.
    Das war ein schöner Gedanke, allerdings mit einem bitteren Nachgeschmack.
    Seit er das Hotel am frühen Morgen verlassen hatte, musste er unentwegt an Ben denken und fühlte sich mittlerweile ungeheuer miserabel, den Dunkelhaarigen lediglich mit einem Brief voller Erklärungen zurückgelassen zu haben. Immer wieder

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