Wintermond (German Edition)
blickte er dem Dunkelhaarigen hinterher und beobachtete, wie dieser die Tür hinter sich zuzog. Ben hatte tatsächlich zugegeben, Alex beim Duschen beobachtet zu haben. Alex wusste nicht, ob er darüber lachen oder sich tatsächlich von Ben belästigt fühlen sollte. Außerdem war er fassungslos darüber, wie gelassen Ben mit der Tatsache umging, dass Alex ihm einen Teil seiner stundenlangen Arbeit ruiniert hatte.
Irritiert und mit einem gequälten Gesichtsausdruck blickte er auf die Fläche der Couch, auf der Ben noch bis eben gesessen hatte, und fuhr sich dabei nervös mit der Hand über seinen Nacken.
Er begann sich zu fragen, ob das Verhalten des Dunkelhaarigen mit in den Regeln des Spiels einbegriffen war oder nicht und kam schließlich zu der Erkenntnis, dass dieses imaginäre Spiel vermutlich nur für ihn selbst existierte und es aus diesem Grund gar keine Regeln dafür gab. Vielleicht musste er das Spiel noch etwas verfeinern, etwas mehr würzen. Er liebte diesen aufregenden Kick und mochte es, dass Ben sich ihm gegenüber eher untertänig benahm. Sonst war immer er selbst der Unterworfene. Bei Ben hingegen konnte er in eine Rolle schlüpfen, in der er sich viel wohler fühlte. Er musste schmunzeln und versuchte sich schließlich aus seinen wirren Gedanken zu befreien, um sich daraufhin umzudrehen und den Wintergarten ebenfalls zu verlassen.
Kapitel 9
„Was für ein Idiot“, seufzte Ben leise, während er die Treppe hinaufschritt, um zum Badezimmer zu gelangen. Er war müde, hatte kaum Schlaf gehabt. Alle möglichen Gedanken durchzogen seinen Kopf in einer so langsamen Art und Weise, dass er sich nicht ausreichend auf einen einzigen Gedankenzug konzentrieren konnte, da diese Langatmigkeit ihn träge werden ließ.
Er betrat das Bad, nachdem er sich aus seinem Zimmer frische Klamotten geholt hatte. Hinter sich drückte er die Tür zu und schloss ab, um sich gleich darauf mit dem Rücken an die Tür zu lehnen und seinen Kopf leicht nach hinten geneigt auf das Holz zu legen. Er schloss die Augen. Es fühlte sich an, als ob er am Vortag getrunken hätte. Noch immer konnte er keinen klaren Gedanken fassen, ihm war leicht schwindelig und übel. Er wusste, dass er im Stehen einschlafen würde, wenn er die Augen weiterhin geschlossen hielt. Dieses übermannende Gefühl erdrückte ihn förmlich. Schließlich versuchte er dagegen anzukämpfen, indem er den Kopf ruckartig nach vorne nahm und die Augen gegen den Wunsch seines Körpers aufriss. Dann schritt er zum Waschbecken, beugte sich hinunter und bildete mit seinen Händen eine Schale, um eine Ladung kaltes Wasser in sein Gesicht zu klatschen. Genau dies tat er noch ein weiteres Mal, bevor er sich wieder aufrichtete und in sein Spiegelbild blickte. Die klassische Variante, durch kühles Nass wieder zur Besinnung zu kommen, zeigte letztendlich Wirkung. Ben konnte im Spiegel beobachten, wie einige Wassertropfen über sein Gesicht rannen. Es kitzelte. Er fuhr sich mit der Hand über seine Lippen, bevor er sich ein kleines Handtuch schnappte und sich abtrocknete. Als er wieder aufblickte, starrte sein Spiegelbild unsicher zurück. Nachdenklich legte Ben seinen Kopf schief und atmete tief durch.
Seine Gedanken nahmen endlich Form an und bildeten dabei halbwegs verständliche Sätze. Ben musste den Blick verlegen vom Spiegelbild abwenden, als ob ihm etwas vor dem Kerl im Spiegel unangenehm sein musste. Es war, als ob sein Gegenüber zu tief in sein Inneres sehen konnte und dabei mehr zu wissen schien, als er selbst. Doch mit dem, was sein Spiegelbild versucht hatte anzudeuten, wollte er sich vorerst nicht auseinander setzen.
„Das kann auch nur mir passieren ...“, murmelte er zu sich selbst und griff nach seiner Zahnbürste.
Während er sich hinunterbeugte, um seinen Mund mit Wasser auszuspülen, beschlich ihn das seltsame Gefühl, weiterhin von seinem Spiegelbild angeglotzt zu werden. Abrupt richtete er sich daraufhin auf und starrte erneut in den Spiegel, doch tat sein Gegenüber unschuldig und verzog lediglich für einen kurzen Moment irritiert die Miene.
Ben schüttelte den Kopf. Seine Übermüdung schien sich nun schon in Halluzinationen auszuwirken. Das war das Letzte, was er an diesem grausamen Morgen gebrauchen konnte. Er fuhr sich noch einmal mit seiner Hand durchs Haar, bevor er sich vom Waschbecken abwandte, sich hastig umzog und das Badezimmer schließlich wieder verließ.
Eigentlich würde er um diese Uhrzeit eine Runde Laufen gehen, doch war
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