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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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sein Tagesrhythmus derartig durcheinander geraten, dass er zunächst einmal etwas frühstücken wollte, denn in seinem leeren Magen breitete sich eine wachsende Übelkeit aus. Er schritt zur Treppe und ging hinab. Unten, im Flur angekommen, blieb er kurz vor der Kommode stehen, über der ein weiterer großer Spiegel hing.
    „Lass mich in Ruhe!“, befahl Ben seinem Spiegelbild und ignorierte es.
    Als er sich dann umdrehte, um zur Küche zu gehen, spürte er eine Vibration in seiner Hosentasche, kurz darauf klingelte sein Handy. Ben zog es hastig hervor und starrte auf das Display, auf welchem der Name seines Exfreundes aufblinkte. Er zögerte, bis er schließlich auf die grüne Taste drückte und das Telefon daraufhin gegen sein Ohr legte.
    „Hallo, Nick“, begrüßte er den anderen.
    Er fragte sich wirklich, warum sein Exfreund sich plötzlich derart häufig meldete und es wunderte ihn, dass ihn diese Tatsache mit einem Mal weniger als üblich interessierte.
    „Hey!“, erwiderte der andere.
    „Was gibt’s denn?“, fragte Ben und trat dabei zurück zur Kommode, stützte sich mit einer Hand ab und versuchte den Gesichtsausdruck seines Spiegelbilds zu interpretieren.
    „Es geht immer noch um deinen Geburtstag“, sagte Nick lachend. „Hast du den etwa völlig vergessen?“
    „Nein, ich ...“, begann Ben, bevor er stockte. Er wusste nicht, was er sonst sagen sollte.
    „Naja“, fuhr Nick fort, „wo steckst du überhaupt?“
    „Ich bin in Hamburg“, erklärte Ben sich kurzfassend. „Mach’ hier ein Praktikum.“
    „Fleißig, fleißig ...“
    „Du kennst mich ja“, entgegnete Ben.
    „Was hältst du denn davon, wenn ich dich spontan besuchen komme?“, schlug Nick so überraschend vor, dass Ben diese Worte erst einmal verinnerlichen musste.
    „Ich weiß nicht, ob das geht“, sagte er dann.
    „Ach, das kriegen wir schon irgendwie hin, oder?“, fragte Nick und man konnte förmlich hören, wie er grinste und vermutlich in seinem Zimmer auf und ab ging. So, wie er es immer getan hatte, wenn Ben ihn beim Telefonieren beobachtet hatte. Bei diesem Gedanken zog sich ein brennendes Gefühl durch seinen Magen. Ihm wurde bewusst, dass er mit Nick telefonierte und dieser sogar bereit war, ihn in Hamburg zu besuchen. Diese Tatsache löste ein kleines Glücksgefühl in ihm aus. Doch da war noch ein anderes Gefühl. Etwas, das er sich nicht erklären konnte, was ihn aber an der ganzen Sache störte. Bens Spiegelbild blickte ihn skeptisch an, als wollte es ausdrücken, dass er nicht zusagen sollte.
    Doch wann hatte Ben schon einmal auf seine innere Stimme gehört?
    „Ich werd’ das Mal abklären, okay?“, sagte er dann entschlossen.
    „Ja, super. Meld’ dich einfach!“
    „Mach’ ich.“ Ben wartete noch einen Moment, doch schien sein Gesprächspartner nichts mehr sagen zu wollen.
    „Bis dann!“, sagte er also und legte auf.
    Kaum hatte er dies getan, betrachtete er das Handy nachdenklich in seiner Hand, wippte es nervös auf und ab, bevor er es schnellstmöglich zurück in seiner Hosentasche verschwinden ließ. So, als ob er auch das ganze Telefonat mit dieser Geste bei Seite schaffen konnte. Er schluckte noch einmal, bevor er seinen eigentlich geplanten Weg fortführte und in die Küche trat. Dort holte er ein Glas aus dem Kühlschrank und hielt es unter den Wasserhahn. Anschließend nahm er sich eine Schüssel, streute etwas Müsli hinein, goss dann Milch darüber und schritt konzentriert in das Esszimmer. Dort angekommen stellte er die Sachen, die kurz vor dem Überschwappen waren, erleichtert ab und ließ sich erschöpft an dem langen Tisch nieder.
    „Guten Morgen“, begrüßte er die Anwesenden.
    Jo war wie immer in die Tageszeitung vertieft, nippte lediglich zwischendurch an seinem dampfenden Kaffee, dessen Geruch vom Tischende bis hin zu Ben zog und ihn kurz schaudern ließ. Er hasste Kaffee. Gegenüber von Ben saß Alex und aß einen Toast. Er ignorierte Ben gänzlich. Dieser wiederum konnte seinen Blick nicht von dem Blonden lassen und starrte ihn ungewollt an, während er langsam sein Müsli löffelte. Vielleicht war es nur Bens Einbildung, doch kam es ihm beinahe so vor, als ob Alex auf eine provokante Art und Weise frühstückte und Ben dabei gekonnt ignorierte. Der Blonde musste doch spüren, dass Ben ihn wie gebannt anstarrte. Ben wusste nicht, ob es an seiner Müdigkeit oder an etwas ganz anderem lag, dass er sich mit einem Mal noch benommener zu fühlen begann. Das Müsli, das er aß,

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