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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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gebückter Haltung griff er nach seinem neben der Spüle abgestellten Glas und hielt es unter den Wasserstrahl. Er ließ es volllaufen und führte es hastig an seinen Mund, schluckte die kühle Flüssigkeit dürstend hinunter. Dann stellte er das Glas wieder ab, wusch sich den Dreck aus dem Gesicht und spülte nebenbei die Überreste seiner oralen Exkremente aus dem Waschbecken. Er stütze sich am Rand des Waschbeckens ab und versuchte seine erschöpfte Atmung zu beruhigen. Erst in diesem Moment wurde ihm das gesamte Ausmaß seines Handelns bewusst.
    „Scheiße ...“, murmelte er und musste stark schlucken. „Scheiße, bin ich ein Idiot!“

Kapitel 12

    Alex hatte den Flur in schnellen Schritten durchquert. Beinahe so, als ob er vor etwas geflohen wäre. Vor der Kommode blieb er stehen und stützte sich an deren hölzernen Kante ab. Er blickte auf und betrachtete sein Spiegelbild skeptisch. Viele Fragen zogen durch seinen Kopf und verursachten ein wahres Gefühlschaos in ihm. Er schnaubte noch immer aufgeregt, doch mit jedem Atemzug wich auch ein Teil der Wut aus ihm. Er ließ die Szene in der Küche Revue passieren, doch konnte er das Geschehene dennoch nicht verarbeiten. Immer wieder fragte er sich, wie es zu dem Kuss zwischen ihm und Ben hatte kommen können. Ein unangenehmes Gefühl durchzog ihn, sobald er sich an einzelne Details zurück erinnerte. Erneut fuhr er sich unbewusst mit seinem Handrücken über die Lippen, als ob er damit auch die Erinnerung an das Gefühl von Bens Lippen auf den seinen verschwinden lassen könnte. Allmählich begann sein Herzschlag sich wieder zu normalisieren. Er musste stark schlucken und betrachtete sein Spiegelbild dabei gründlich. Dann wandte er sich von der Kommode ab, ging zur Treppe und setzte seinen rechten Fuß auf die erste Stufe. Er wollte gerade weitergehen, als er jedoch verharrte. Er musste plötzlich daran denken, wie Ben gestürzt war und er diesen daraufhin noch getreten hatte. Die Spur eines schlechten Gewissens kam in ihm auf, denn eigentlich hatte er Ben nicht verletzen wollen. Es war, als ob die sentimentale Seite in ihm auf einmal über das Teufelchen auf seiner Schulter, welches ihm ständig ganz andere Dinge zuflüsterte, gesiegt hätte. Aus diesem Grund musste Alex sich einfach vergewissern, ob es Ben gut ging. Außerdem wollte er nicht, dass dieser vielleicht bewusstlos auf dem kalten Küchenboden lag und vermutlich am nächsten Morgen von seinem Vater gefunden werden würde, denn dann würde er wahrhaftig in Erklärungsnot geraten.
    Schließlich zögerte er noch einen letzten Moment, bevor er seinen Fuß von der Stufe zurückzog und sich erneut auf den Weg in die Küche machte. Je näher er dieser kam, umso mehr verlangsamten sich seine Schritte. Vor der angelehnten Tür verweilte er noch ein letztes Mal, bevor er diese vorsichtig mit der Hand aufstieß und in das Innere des Raumes spähte. Dort sah er Ben mit dem Rücken zu ihm vor dem Fenster stehen. Mit einer Hand drückte der Dunkelhaarige sich einen Beutel Eiswürfel gegen den Hinterkopf. Alex betrachtete ihn eine ganze Weile, bevor er endlich in die Küche trat und sich dabei laut räusperte. Ben drehte sich augenblicklich um und wirkte fast erschrocken, als er daraufhin Alex entdeckte. Es verstrichen einige Sekunden, in denen sich die beiden wortlos anstarrten und Alex auf einmal nicht mehr wusste, was er Ben sagen wollte.
    „Was willst du?“, war schließlich Bens ernste Frage, die das Schweigen brach.
    „Ich ...“, begann Alex, doch fand er nicht die richtigen Worte, die in dieser Situation angebracht waren. Ben wendete den kühlenden Beutel und drückte nun die andere Seite gegen seinen Kopf.
    „Hast du mal wieder Schiss, dass ich Jo irgendwas erzähle?“, fragte er und klang dabei ungewöhnlich wütend.
    „Nein, ich ...“, versuchte Alex es ein weiteres Mal. Dann atmete er tief durch und fragte schließlich: „Geht’s dir gut?“
    „Den Umständen entsprechend“, erwiderte Ben, wandte den Blick ab und drehte sich wieder mit dem Rücken zu Alex, um aus dem Fenster sehen zu können.
    „Ich wollte das nicht“, sagte Alex ruhig. „Ich hab’ nur so viel Stress momentan und irgendwie bin ich dann ausgerastet.“
    Ben schwieg.
    „Aber, was erwartest du auch?“, fuhr Alex daraufhin fort. „Ich mein’ ... was sollte das eben?“
    „Keine Ahnung“, gab Ben zurück und klang dabei so, als ob es die Wahrheit wäre.
    „Das war schon krass“, sagte Alex. „Das grenzte ja schon

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