Wintermond (German Edition)
deine Hose zumachen“, sagte er dann lässig und trat unsanft an Ben vorbei, drängelte diesen dabei grob zur Seite. Ben stolperte daraufhin noch zwei weitere Schritte nach hinten. Alex blieb neben dem Kühlschrank stehen. Dann hob er die Glasflasche noch einmal, setzte sie an seine Lippen und trank ein paar kräftige Schlucke. Ben konnte sehen, wie Alex’ Kehlkopf sich dabei auf und ab bewegte. Sein Blick hing nahezu fasziniert an dem Blonden. Er schaffte es einfach nicht, wegzusehen, und nahm dabei nur beiläufig wahr, wie Alex die Flasche einen kurzen Moment später wieder herunternahm. Erst dann erinnerte Ben sich zurück an dessen Worte und führte seine Hände hastig nach vorn, um den Reißverschluss seiner Jeans zuzuziehen und den Knopf zu schließen.
„Hat’s dir die Sprache verschlagen?“, fragte Alex und blickte ihn herausfordernd an.
In Bens Kopf begann es zu rattern. Genau diese Frage wurde ihm heute schon einmal gestellt - von Nick.
Ben fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen und suchte seinen Wortschatz vergeblich nach einer passenden Antwort ab, fand jedoch keine.
„Wolltet ihr’s im Wintergarten miteinander treiben?“, fragte Alex und hob skeptisch eine Augenbraue.
Ben schüttelte kaum merklich den Kopf. Er war Alex keinerlei Rechenschaft schuldig, fühlte sich aber dennoch verantwortlich dafür, seine Situation zu erklären.
„Das ist einfach so passiert“, sagte er ruhig. Er hörte seine Worte in seinem Kopf widerhallen und spürte dabei erneut das fremdartige Gefühl, das ihn sich fremd in seinem eigenen Körper fühlen ließ. Dennoch merkte er, dass die alkoholische Wirkung allmählich nachließ.
„Ist ja abartig“, entgegnete Alex und spuckte die Worte nahezu gehässig aus.
„Er ist mein Ex“, erklärte Ben, obwohl er nicht danach gefragt worden war.
„Das macht es nicht unbedingt besser“, erwiderte Alex und verzog sein Gesicht angewidert. Er hob seine rechte Hand und drehte den silberfarbenen Deckel auf die Wasserflasche.
„Wie kommt’s?“, fragte Ben dann.
„Wie kommt was?“, fragte Alex irritiert zurück.
„Na, dass du nur Nick und nicht mich rausgeworfen und beleidigt hast?“, antwortete Ben.
„Tz“, machte Alex daraufhin. „Es genügt doch, dass er verschwindet. Nur, weil ich dich in diesem Haus ertragen muss, heißt das noch lange nicht, dass ich irgendwelche perversen Sexorgien von zwei Schwuchteln dulden muss.“
Ben ließ diese Worte erst einmal in sich sacken und senkte den Kopf für einen Moment lang nachdenklich. Er wurde aus Alex’ Verhalten nicht schlau, so sehr er sich auch bemühte. Dann sah er wieder auf und blickte zurück in die auffallenden Augen seines Gegenübers.
„Es schien fast, als wärst du eifersüchtig gewesen“, dachte Ben laut. Ihm war bewusst, dass er mit seiner Äußerung einiges wagte. Doch hingegen all seiner Erwartungen erwiderte Alex nichts. Es gab keinen dummen Spruch, keine boshafte Beleidigung. Das einzige, was er tat, war, Ben argwöhnisch zu betrachten. Dieser schien ihn offenbar vollkommen aus dem Konzept gebracht zu haben. Ben konnte Alex’ Gesicht in der Dämmerung nur schwach erkennen. Langsam trat er näher auf den Blonden zu und konnte sehen, wie dieser seine Augenbrauen skeptisch zusammenzog.
„Ich hab’ Recht, oder?“, fuhr Ben selbstbewusst fort. „Du bist eifersüchtig.“
Er ging noch einen weiteren Schritt auf Alex zu, ließ seinen Blick dabei nicht von ihm ab. Es fühlte sich an, als ob eine fremde Macht ihn lenkte und zu dem antrieb, was er vorhatte. Etwa einen halben Meter vor Alex blieb er stehen und spürte erst in jenem Moment wieder den Alkohol in seinem Blut, der seine Haut kribbeln ließ. Parallel dazu füllte ihn ein erotisierendes Gefühl, das ihn benommen werden ließ. Alex stand reglos vor ihm. Das Mondlicht erhellte seine Wangen und ließ ihn mit einem Mal zerbrechlich und hilflos erscheinen. Sein Gesicht wirkte ruhig und nachdenklich, wie von jeglichen Zwängen befreit. Nicht der geringste Ansatz einer hasserfüllten Mimik war in ihm zu erkennen. Ben wartete noch immer auf eine Antwort und hob fragend eine Augenbraue. Dabei versuchte er, möglichst flach zu atmen und spürte, wie sein Herzschlag sich zunehmend beschleunigte. Eine elektrisierende Spannung lag in der Luft. Noch immer wartete er auf eine Reaktion und starrte Alex dabei wie gebannt in die Augen. Ihre Blicke hafteten noch eine ganze Weile aneinander, bis Alex sich plötzlich mit einem Mal abwandte und dabei
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