Wintermond (German Edition)
scheinbar versuchte, verärgert auszusehen. Ruckartig riss er die Kühlschranktür auf und ließ die Glasflasche laut in die Türhalterung fallen. Ben schluckte stark und spürte, wie sich mit einem Mal ein großer Schwall von Mut in ihm auftat. Er atmete schwer, beobachtete dabei detailliert jede einzelne Bewegung von Alex. Angespannt wartete er in seiner Position. Seine Füße kribbelten, was ihn nur umso mehr zu seinem Handeln anspornte. Wie in Trance beobachtete er, wie Alex seine Hand auf die Außenseite der Kühlschranktür legte und sie daraufhin zudrückte. Dann reagierte er schlagartig und wie ferngesteuert. Er schloss die letzte Lücke zwischen sich und Alex und drängte ihn mit forschen Schritten bis an die Küchenwand. Vor Aufregung musste er laut atmen, sein Herz schlug rasant gegen seinen Brustkorb. Binnen Sekunden drückte er seinen Oberkörper gegen Alex, ergriff dabei die Hände des Blonden und pinnte diese neben dessen Kopf an die Wand. Er schloss die Augen, bewegte sich auf ihn zu und presste seine Lippen fest und hemmungslos auf die von Alex. Dessen Mund war weich und warm. Beiläufig nahm Ben dabei einen herben, aber zugleich süßlichen Duft wahr, der von Alex ausging. Unmengen von Adrenalin durchfluteten ihn so stark, dass Ben fast glaubte, ihm wäre eine Überdosis gespritzt worden. Der Moment der Berührung schien einer halben Ewigkeit zu gleichen, bis Alex sich plötzlich unter seinem festen Griff wand und seine Hände schließlich unter denen von Ben hervor riss und den Dunkelhaarigen daraufhin so kräftig und brutal von sich weg schubste, dass dieser zu Boden stürzte und dabei unsanft mit dem Kopf an einer Tischkante aufschlug. Sofort spürte Ben einen höllisch brennenden Schmerz an seinem Hinterkopf und musste seine Augen daraufhin fest zusammen kneifen. Als er sie kurze Zeit später wieder öffnete und sich unterdessen mit einer Hand an den Kopf fasste und mit einem Unterarm auf den kalten Fliesen abstützte, sah er Alex mit leicht nach hinten geneigtem Kopf vor sich stehen. Der Blonde fuhr sich mehrere Male mit der flachen Hand über die Lippen, als ob er sie von Schmutz befreien wollte. Mit arrogantem und zugleich entwürdigendem Blick stand er da. Seine Gestalt wirkte aus Bens Position betrachtet größer, als sie es eigentlich war. Langsam kehrte die Erkenntnis über sein Handeln in Bens Verstand zurück. Wie erstarrt lag er vor den Füßen des Blonden und war innerlich erschrocken über sich selbst. Der Schmerz an seinem Kopf klang allmählich in Form eines lästigen Pochens ab. Unsicher sah er zu Alex auf und wartete auf dessen Reaktion.
„Lass gefälligst“, begann Alex bedrohlich zischend und sprach dabei übertrieben deutlich, „deine widerlichen Griffel von mir!“
Ben atmete noch immer schwer und musste aufgrund Alex’ Worte schwer schlucken. Er sah, wie der Blonde sich ihm ein weiteres Stück näherte und hasserfüllt auf ihn herabblickte.
„Und das ...“, sagte der Blonde dann, holte mit seinem Bein aus und trat Ben schließlich so hart in den Magen, dass dieser sich augenblicklich vor Schmerz krümmen musste, „... ist mein persönliches Geburtstagsgeschenk.“
Ben kniff seine Augen fest zusammen. Ein unangenehmer Schmerz machte sich in seiner Magengegend breit, begleitet von einer aufsteigenden Übelkeit. Er hustete und musste dabei unkontrolliert würgen. Nur beiläufig nahm er hallende, sich entfernende Schritte wahr, die darauf deuten ließen, dass Alex die Küche verließ.
Er verharrte noch eine ganze Weile in seiner Lage, bevor er langsam und mit aller Kraft aufzustehen versuchte. Er hievte sich an der Sitzfläche eines Stuhles nach oben und stützte sich schließlich auf der Tischkante ab. Dann versuchte er sich zu seiner vollen Größe aufzurichten, doch gelang es ihm nicht. Ihm war schwindelig, sein Kopf schmerzte und die Übelkeit kroch immer weiter in ihm empor. Plötzlich spürte er, wie sein Mund sich mit immer mehr Speichel füllte und sich dabei ein zusammenziehendes Gefühl um seinen Hals schlang. Gerade noch rechtzeitig stolperte er zum Waschbecken, beugte sich vor und übergab sich hustend in dessen Inneres. Mit einer Hand drehte er den Wasserhahn auf, mit der anderen umklammerte er seinen schmerzenden Magen. Immer, wenn er sich wieder aufrichten wollte, überkam ihn ein neuer Würgreiz und riss seinen Oberkörper wie von selbst nach vorn, ließ ihn noch einige weitere Male erbrechen. Sein Mund füllte sich mit einem bitteren Geschmack. In
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