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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Regeln.«
    Aber als traue er seinen Worten selbst nicht über den Weg, schielte Leug über die Schulter in Metas Richtung, die Hagen nicht aus den Augen ließ. Der hatte sich inzwischen wieder zu seiner vollen Größe aufgerichtet und betrachtete abwechselnd Meta, David und den lauernden, immer noch deutlich umrissenen Schattenwolf.
    Als David langsam ein paar Schritte auf den Rudelführer zutrat, setzte sein Wolf zum Sprung an und verschmolz einen Moment später mit ihm. Schwer aufkeuchend sank David in die Knie und blieb so mit gesenktem Kopf hocken.
    Ein gieriges Glimmen funkelte in Hagens Augen auf, aber in diesem Moment durchschnitt Metas klare Stimme den Raum. »Wenn du angreifen solltest, ehe David zum Kampf bereit ist, hetze ich dir deinen eigenen Wolf auf den Hals, Hagen. Und glaube mir, damit täte ich dem Dämon einen Gefallen. Er lauert nur darauf, dir nach all den gemeinsamen Jahren die Fänge ins Fleisch zu schlagen.«
    David begriff nicht, was geschehen war, aber sein Wolf musste in seiner Abwesenheit einen weiteren Wandel durchlebt haben. Zu groß war der Schmerz bei ihrer Vereinigung, schneidend und kurz. Für eine Spanne, die sich nicht in Zeit messen ließ, wurde er von einer undurchdringlichen Finsternis umhüllt - dann war der Moment vorüber.Als er die Augen öffnete und den Kopf in den Nacken legte, erblickte er einen in Blutrot getauchten Nachthimmel, von dem rötliche Flecken heruntertanzten. Verwirrt blinzelte er, doch der rote Schein wollte nicht weichen. Sein Wolf grummelte, und zum  ersten Mal seit seiner Kindheit ließ David sich ohne Vorbehalte von ihm beruhigen. Er ließ es sogar zu, dass der Wolf seine Wahrnehmung veränderte, während er den Kopf senkte und Hagen betrachtete, der ihn abwartend anstierte. Die Hände zu Fäusten geballt, stand er da, und doch verriet seine Köperhaltung eine gewisse Unschlüssigkeit, gerade so, als ergreife er gleich die Flucht. Genau das würde David auf keinen Fall zulassen.
    »Ich bin so weit«, sagte er. Der aufkommende Wind trug seine raue Stimme zur Kuppel hinaus.
    In diesem Moment erscholl irgendwo draußen im Park ein Wolfsgeheul, das alle Köpfe herumfahren und in die schneedurchwehte Nacht blicken ließ. Es war eine Herausforderung, das hatte selbst der Schwächste unter ihnen begriffen.
    »Sascha ist auf dem Weg hierher.« Maggie war bis an den Beckenrand vorgetreten, und kurz sah es so aus, als würde sie herunterspringen, um zu David zu laufen und sich an seine Seite zu drängen.
    Hagen schob seinen Unterkiefer vor und schluckte sichtbar. »Sascha kommt hierher? Das wird ja immer besser. Allein mit dieser verfluchten Frau an deiner Seite kann es schon keinen fairen Kampf geben, David. Du hast gehört, womit sie mir gedroht hat: Sie wird meinen Wolf manipulieren, anstatt ihn um sein Recht kämpfen zu lassen.«
    »Eigentlich hast du ja auch keinen fairen Kampf verdient«, sagte David. »Aber falls es dich beruhigt: Das hier werden wir beide allein ausfechten.«
    David blickte zu Meta hoch, die jedoch zögerte. Hagen hatte ihr im Audienzsaal viel Leid zugefügt, und sie sehnte sich nach Wiedergutmachung. Außerdem befürchtete sie, dass der geschunden aussehende David den Kampf trotz der Hilfe seines Dämons nicht überstehen könnte. Dann kamen ihr Rahels Worte in den Sinn, dass der Wolf in einem Rudel leben  musste.Was auch immer sich in dieser Arena zwischen David und Hagen abspielen mochte, es ging um ebendiesen Punkt. Sie täte David keinen Gefallen, wenn sie sich hier dazwischendrängte. Außerdem beherrschte sie die Macht, die sie gerade erst kennengelernt hatte, kaum. Deshalb nickte sie widerwillig. »Das hier ist eine Angelegenheit des Rudels - ich werde mich nicht einmischen.«
    Als wolle er Zeit schinden, hob Hagen rasch den Arm. »Wenn ich das richtig verstehe, hat diese Frau dort oben dafür gesorgt, dass dein verdammter Wolf Amelia erlegt hat. Es war ihre Macht, die eben auf dich übergegangen ist …« Unvermittelt hielt Hagen inne, dann stieß er ein hohes Wehklagen aus, das sich nach und nach in ein Lachen verwandelte. »Das ist perfekt! Wenn ich deinen aufgerissenen Kadaver endlich unter mir liegen habe, David, dann wird Amelia wieder mir gehören.«
    David schüttelte nur stumm den Kopf. Er würde keine weitere Zeit mehr damit verschwenden, sich Hagens Wahnsinn anzuhören, während Sascha, angelockt von der freigesetzten Macht des Dämons, Maggies Revier überrannte. Was auch immer Amelias Tod für den Dämon bedeutete,

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