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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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wird Zeit, mir einzugestehen, dass sie mir zu klein sind.«
    »Ich glaube, sie war mit Kåre befreundet ... Ich hab die beiden oft zusammen gesehen. Sie gingen nicht miteinander oder so, aber sie waren auf jeden Fall befreundet. Mann, den hab ich auch schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    Hanna schien nachzudenken. »Moment – ich glaube, ich weiß, wen du meinst! Ein ziemlich kleines Mädchen. Sie hatte immer so eine weiße Lederjacke an, weißt du noch?«
    »Genau! Die weiße Lederjacke mit Alice Under auf dem Rücken.«
    »Und rosarote Haare!«
    »Ja, genau, die meine ich.«
    Als sie gedämpfte Geräusche von oben hörte, schlug sie die Hand vor den Mund.
    Hanna erhob sich auf wackligen Beinen und kletterte zu Markus hinauf.
    Seja blieb sitzen und starrte in die flackernde Kerze.
    Hanna kam auf Zehenspitzen zurück in die Küche. »Ich weiß. Sie war eine Weile mit Magnus zusammen. Du weißt schon, Magnus mit dem geflochtenen Bärtchen, der auch Geige spielte.«
    Sie ließ sich auf ihren Stuhl fallen und legte ihre Hand auf Sejas. »Aber jetzt musst du mir erzählen, worum es hier eigentlich geht.«
    Seja blickte auf Hannas Hand. Ihre Nägel waren lang und dunkellila lackiert. Unter ihren eigenen unlackierten Nägeln hatte sich ein Trauerrand aus Stalldreck gesammelt. »Sobald es so weit ist, erzähl ich’s dir. Versprochen. Erst mal will ich nur ihren Namen rausbekommen und wissen, was mit ihr passiert ist.«
    »Du glaubst also, dass ihr was passiert ist?«
    »Mir kam so ein Gerücht zu Ohren, und dann hab ich nur noch gehört, dass sie gestorben ist. Ich muss es einfach rauskriegen, sonst finde ich keine Ruhe, und das Einzige, was mir dabei helfen kann, sind meine verworrenen Erinnerungen und du.«
    »Und die Gästebücher vom Nordbahnhof. Das Verzeichnis der Pseudonyme«, fügte Hanna hinzu.
    »Natürlich. An die hatte ich bis jetzt noch gar nicht gedacht.«
    Hanna musterte sie misstrauisch. »Seja, was hat das alles mit dir zu tun? Bist du sicher, dass ich mir keine Sorgen machen muss?«
    Seja schlug die Hände zusammen. »Nein, du musst dir keine Sorgen machen. Zumindest keine großen. Aber jetzt bezieh ich mein Schlafsofa fertig, und dann kannst du dir mein kleines Bett mit deinem Sohn teilen.«
    Hanna schien nicht mehr genug Energie zu haben, um das Angebot abzulehnen. Sie nickte Seja nur dankbar zu. »Ich bin wirklich todmüde. Und betrunken.«
    Als sie an der Leiter stand, drehte sie sich noch mal um. »Du hast es ja selbst gesagt.«
    »Was?«
    »Die Gästebücher. Ich kenne einen Typ, der kennt einen von denen, die damals das Café am Nordbahnhof betrieben haben. Der hat heute ein Restaurant in einer Seitenstraße der Kungsgata.«
    Nachdem Hanna sich oben hingelegt hatte, ging Seja noch einmal in den Stall. Sie blieb in der Dunkelheit stehen und horchte auf das beruhigende Geräusch eines Mauls, das im Hafer wühlte. Zufriedenes Schnauben. Ihre Müdigkeit und der Rausch fielen von ihr ab und wichen einer unbändigen Energie.
    Als sie wieder ins Haus kam, schaltete sie den Computer ein und begann fieberhaft zu schreiben, bis der Morgen graute.

42
    Karin Beckman war die Aufgabe zugefallen, abends um halb acht noch zum Obdachlosenheim »Klara« zu fahren. Nachdem sie schon zweimal bei Göran und den Kindern hatte anrufen müssen, um ihre Verspätung anzukündigen, hatte sie eigentlich endlich Feierabend machen wollen.
    Die Leiterin der Herberge für obdachlose Frauen hatte kurz nach sieben angerufen, um mitzuteilen, dass Susanne Jensen sich vor zehn Minuten für eine Übernachtung gemeldet hat. Wie üblich, wenn ein Gespräch mit Kindern oder problematischen Frauen anstand, delegierte der Kommissar die Aufgabe rasch an Karin Beckman. Sie mochte ihn wirklich gern, aber er war ziemlich berechenbar.
    Schweigend nahm sie den Auftrag an, obwohl sie wusste, dass Göran ihr einen weiteren Überstundenabend auf ihr Minuskonto schreiben würde, für den ihm zum Ausgleich ein Abend in der Kneipe zustand.
    Ihre Erkältung ließ langsam nach, aber sie war immer noch k.o. und todmüde. Nur ihr Stolz hinderte sie daran, Tell zu bitten, einen Kollegen mit dieser Aufgabe zu betrauen. Dann würde es nur wieder heißen, eine Mutter mit kleinen Kindern könne diesen Beruf eben nicht ausüben. Es machte sie schier wahnsinnig. Andererseits war sie in den letzten Tagen fast so weit, ihnen recht zu geben.
    Als sie zum dritten Mal ihre eigene Festnetznummer wählte, meldete sich nur der Anrufbeantworter. Sie sprach eine

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