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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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als Erstes überlegt habe, was aus ihrem Chefsessel wird, wenn sie ... aufhört. Nicht dass ich scharf drauf wäre, aber ich werde sicher vor diese Wahl gestellt. Ist das nicht Scheiße?«
    »Und was war dein zweiter Gedanke?«
    »Ich hab mir gewünscht, nicht dort sitzen zu müssen, mit dem Wissen, dass man nichts mehr tun kann und dass sie wohl nur noch ein Jahr hat, voller Qualen vielleicht.«
    Er schlug wieder aufs Lenkrad und lachte freudlos auf. »Da hörst du’s, wie ich daherrede. Sie wird sterben und trotzdem geht es mal wieder nur um mich.«
    »Nein. Weißt du, was ich höre? Ich höre jemand mit einem elend schlechten Gewissen, und das ist wirklich egozentrisch. Das bist du, jawohl! Manchmal hab ich das Gefühl, du hast so eine eingebildete Schuld, von der du vielleicht selbst nicht weiß, woher sie eigentlich kommt.«
    Nach einer kurzen Pause fuhr sie mit leiserer Stimme fort: »Ich glaube nicht, dass man sich einen Vorwurf draus machen muss, wenn man Angst vorm Tod hat. Es ist doch nur menschlich, egoistisch zu reagieren, wenn man mit der größten Angst seines Lebens konfrontiert wird.«
    »Du meinst, die größte Angst meines Lebens ist das Sterben?«
    Sie grinste schief. »Wahrscheinlich musst du gar nicht viel zu Ann-Christine sagen. Zur ›Chefin‹.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    »Ich meine es wirklich so. Wie kommst du eigentlich auf die Idee, dass irgendetwas, was du sagst, ihre Situation verändern könnte?«
    Sie wartete ab, um ihm eine Chance zum Antworten zu geben. Als es still blieb, wagte sie weiterzureden. »Aber ich hab etwas gemerkt. Seit du, oder wir, erfahren haben, dass Ann-Christine Östergren krank ist, hast du ... Zumindest erlebe ich es so, als würdest du ihr ausweichen.«
    »Wenn du es sagst, muss es ja wohl stimmen.«
    Seine gequälte Miene nahm dem Sarkasmus die Spitze.
    Diese verdammte Beckman. Das war mal wieder typisch für sie. Dabei wusste sie rein gar nichts von dem Chaos in seinem Leben, oder warum er seiner Chefin im Moment nicht in die Augen sehen konnte.
    »Stopp!«, rief sie plötzlich und deutete auf etwas am Straßenrand. Zwischen den Bäumen glänzte im Licht ihrer Scheinwerfer der Lack eines Autos. Anscheinend hatte jemand sich die Mühe gemacht, seinen Wagen dort zu parken, statt in einer der Haltebuchten am Straßenrand.
    Er stellte den Motor ab. Ein Blick auf die Karte bestätigte ihnen, dass Sven Molins Hof ganz in der Nähe liegen musste. Instinktiv senkten sie die Stimmen zu einem Flüstern, als sie mit ihren Taschenlampen das abgestellte Fahrzeug umkreisten.
    Der Hof bestand aus einem niedrigen Wirtschaftsgebäude aus Wellblech und einem älteren Wohnhaus, das fast völlig im Dunkeln lag, als sie sich zu Fuß mit ausgeschalteten Taschenlampen näherten. Zwischen den beiden Gebäuden hatten Autoreifen tiefe Furchen hinterlassen. Die Außenbeleuchtung an der Schmalseite des Stalls warf einen Lichtkegel auf den Boden, und die kugelförmige Lampe spiegelte sich in der verglasten Veranda. Wenn jemand zu Hause war, versteckte er sich irgendwo im Dunkeln.
    Wie in stummer Übereinkunft hatten beide ihre Dienstwaffen gezückt. Ein Rascheln in den Büschen neben einem Schuppen ließ sie zusammenfahren. Karin Beckman fuhr herum und richtete ihre Waffe auf den Geräteschuppen.
    Als wieder Stille herrschte und ihre Atmung sich normalisiert hatte, schlichen sie weiter aufs Haus zu.
    »Du die Rückseite«, bedeutete Tell seiner Kollegin und ging selbst langsam die Vortreppe zum Wohnhaus hoch. Er beugte sich übers Geländer und spähte durch ein Fenster. Eine dunkle Küche. Nur die Digitalziffern am Kühlschrank und an der Mikrowelle leuchteten.
    Er ließ seine Waffe sinken und steckte sie zurück ins Halfter. Der Garten war eine Schattenlandschaft in einem konturlosen Meer aus Finsternis. Er sah keine Bewegung, bis seine Kollegin neben ihm auftauchte. Auch sie hatte ihre Waffe weggesteckt. »Sieht eigentlich alles ganz ruhig aus«, flüsterte sie. »Hier ist niemand.«
    »Wahrscheinlich ist Molin schon abgehauen.«
    Der Mond glitt hinter seinem Wolkenversteck hervor und vergrößerte ihr Blickfeld. »Wollen wir noch eine Runde drehen, bevor wir wieder fahren?«, schlug er vor.
    Sie nickte. Jetzt, da die Spannung nachließ, drückten sie plötzlich die billigen Sportschuhe, die sie sich eine Woche vor Weihnachten gekauft hatte. Sie sehnte sich nach zu Hause, nach ihren Kindern und nach einem warmen Bad. Einem Glas Wein. Dieser Ausflug hatte sich als Fehlschuss

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