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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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nichts.
    Obwohl ihm klar war, dass ihnen die Ignoranz der Massenmedien zugute kam, befiel ihn eine gewisse irrationale Enttäuschung.
    Er war ungewöhnlich stolz, dass alles nach Plan gelaufen war und er etwas erledigt hatte, was mehr Mut erforderte, als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben aufbrachten. Er hatte zwei Männer getötet, nein, zwei Kotzbrocken, die mit ihrer Existenz nur die Erde beleidigt hatten, über die sie gingen, und die Luft, die sie atmeten. Dass er das fertiggebracht hatte, gab ihm das Gefühl, sich langsam dem Punkt zu nähern, an dem er Carolines Liebe und auch die seiner Mutter annehmen konnte und sie auch wirklich verdiente. Denn darum ging es schließlich ja – sich verdient zu machen.
    Diesmal fuhr er ein Auto einer anderen Marke, das er sich zur Sicherheit in der Gegend von Varberg ausgeliehen hatte. Er wollte eigentlich ein bisschen am Strand von Skrea bleiben, in den Sanddünen liegen und der Brandung und dem Wind lauschen. Dann gönnte er sich aber doch nur eine langsame Fahrt über die Strandpromenade. Er stellte den Motor eine Weile aus und ließ den Blick über den graublauen Horizont schweifen.
    Mit dem Anblick dieses Horizonts, der von keiner Schäreninsel durchbrochen wurde, verband er die einzige deutliche Erinnerung seiner Kindheit. Der Rest bestand aus verschwommenen Fragmenten, die ihn bestenfalls gleichgültig ließen und die er schlimmstenfalls lieber vergessen hätte.
    Als My und er über den Sommer zu der Familie in Falkenberg geschickt wurden, war er noch so klein, dass er sich eigentlich nicht hätte erinnern dürfen – und dennoch waren die Bilder überraschend scharf, mit deutlich voneinander abgegrenzten Farbflächen wie in einem Katalog. In Skrea ist das Wasser klar und blau, der Sand herrlich sonnenheiß und von der Farbe heißer Schokolade mit Sahne. Die Badehose, die er vor der Abreise im Supermarkt gekauft hatte, war knallrot.
    Eigentlich hätten sie auch die nächsten beiden Sommer und vielleicht sogar die Weihnachtsferien dort verbringen sollen. Aber dann zog Solveig ihren Antrag wieder zurück. Wahrscheinlich hatte ihr die kinderlose Zeit doch nicht so gut gefallen, wie sie gedacht hatte. Also kein Skrea mehr für Sebastian. Kein azurblaues Meer – bis heute, denn jetzt hatte er endlich beschlossen, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
    Er entschied, die Nerze in ihren Käfigen zu lassen. Warum Chaos verursachen und die Polizei zu früh auf den abgelegenen Hof aufmerksam machen?
    Als er in der Ferne ein Motorengeräusch hörte, hob er das Fernglas vor die Augen. Eine Staubwolke umgab den Lastwagen, der jetzt an der Wegbiegung auftauchte. Molin kam zurück, genau zwei Stunden nachdem er die asiatische Frau und die Kinder evakuiert hatte.
    Sebastian folgerte, dass Molin Wind vom Schicksal seiner ehemaligen Freunde bekommen hatte und Unheil witterte. Wie es aussah, wollte er auch untertauchen. Vorhin hatte er schon einen Schlafsack und eine Tüte mit Lebensmitteln auf den Rücksitz seines Autos geworfen.
    Seltsamerweise machten Molins Vorbereitungen Sebastian überhaupt nicht nervös. Er genoss es eher, die Angst förmlich riechen zu können. Das war sein Lohn. Molin hatte eins und eins zusammengezählt und wusste, warum sein Leben in Gefahr war. Dass er flüchten wollte, spielte keine Rolle – weit würde er sowieso nicht kommen.
    Sebastian sah sich jedoch gezwungen, seine Vorgehensweise zu ändern. Anscheinend war Molin bekannt, dass die beiden ersten Opfer aus einem Auto heraus erschossen worden waren, daher würde er sein Jagdgewehr mitnehmen. Mit anderen Worten, es würde schwierig werden, ihm so nahe zu kommen, dass er ihn hinrichten konnte, selbst wenn er einen guten Vorwand fand. Sebastians Schießkünste waren gelinde gesagt begrenzt.
    Sich die Waffe zu besorgen war lächerlich einfach gewesen, da der kriminelle Vater eines Kumpels Sebastians vage Begründung sofort geglaubt hatte: Er habe Spielschulden, werde von Geldeintreibern bedroht und brauche die Waffe, um sich Respekt bei diesen Leuten zu verschaffen. Nachdem die Pistole in seinen Besitz gelangt war, hatte er ein paar Probeschüsse im Wald abgefeuert. Dabei hatte er kaum genug Routine erworben, um auch nur aus allernächster Nähe zu treffen.
    Es war ihm zwar ein Vergnügen gewesen, Edell und Pilgren im Adrenalinrausch zu erschießen und zu überfahren, zu hören, wie ihre Knochen splitterten und ihre Körper zermalmt wurden. Doch nichts ließ sich mit dem Gefühl vergleichen, aus

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