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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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einjagte, hatte Regina etwas an sich, das ich respektierte. Auch sie war wie Lannan genussorientiert, aber zuallererst war sie ihrem Job verpflichtet. Sie nahm ihre Rolle als Botschafterin sehr ernst, und ich bewunderte ihre Arbeitsmoral, obwohl ich von Vampiren nun wirklich wenig hielt.
    Und so bedachte sie mich auch mit einem überraschten Blick, doch dann umspielte ein distanziertes Lächeln ihre Lippen. »Cicely. Du siehst gut aus. Ich habe gehört, dass Geoffrey versucht hat, dich und deine Cousine zu entführen. Das dürfen wir nicht zulassen, daher habe ich Lannan gesagt, er solle euch herbringen.«
    Ich blinzelte. »Sie haben Lannan …« Dann brach ich ab. Lannan hatte uns glauben lassen, dass es seine Idee gewesen war, aber offenbar stimmte das nicht. Ich erwiderte das Lächeln. »Danke für Ihr Angebot. Ich hoffe, wir sind Ihnen nicht allzu lästig.«
    »Die Lebenden sind immer auf die eine oder andere Art lästig, aber im Moment ist das durchaus zu akzeptieren.« Und mit diesem zweifelhaften Kompliment wandte sie sich wieder Lannan zu. »Ich habe Befehle von der Krone. Du sollst deine Pläne, die Stadt zu evakuieren, durchführen. Myst darf weder die Kontrolle über die Stadt übernehmen noch die Bewohner töten. Ihre Machtübernahme würde unsere Position schwächen und all unsere Abkommen und Verträge mit Yummanii und Magiegeborenen verletzen.«
    Ysandra nickte. »Genau deshalb sind wir hier. Die Gesetze des Konsortiums verbieten es uns wegzusehen, wenn Mitglieder bedroht sind – entweder direkt oder, wie in diesem Fall, durch eine Macht, die versucht, die übergeordnete Regierung zu stürzen. Und da Sie die hiesige Regierung darstellen –«
    »Wir stellen gar nichts dar«, begann Lannan zu protestieren, doch Ysandra machte eine abwehrende Geste.
    »Versuchen Sie nicht, mich zu täuschen. Mir ist absolut bewusst, dass die Vampirnation einen großen Anteil an Städten regiert, die sich in ihrem Regentschaftsbereich befinden. Das Konsortium macht es nicht anders, wenn auch nicht so plakativ. Auch wenn ihr und wir überall Marionetten sitzen haben, ist die Welt doch größtenteils zwischen euch und uns aufgeteilt.« Sie warf mir einen ironischen Blick zu. »Mach den Mund wieder zu, Mädchen, das steht dir besser. Der Einfluss, den Magiegeborene und Vampire haben, wird dir doch nicht entgangen sein.«
    Ich presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Und endlich fand ich auch meine Stimme wieder. »Der Einfluss nicht, die Regierungsmacht schon. Aber ich habe den größten Teil meines bisherigen Lebens in großen Städten auf der Straße verbracht. Wissen Sie noch? Meine Mutter und ich haben alles gegeben, um so wenig Kontakt wie möglich mit Behörden und Gesetzeshütern zu haben.«
    Lannan, Regina und Ysandra starrten mich einen Moment lang an, dann schüttelten sie den Kopf und widmeten sich wieder ihren politischen Themen. Ich bewegte mich unauffällig von ihnen weg und stellte mich neben Luna und Zoey.
    Zoey trug einen merkwürdigen Gesichtsausdruck zur Schau. »Aus diesem Grund machen wir penibel Aufzeichnungen«, sagte sie leise. »Dieses jämmerliche Gezänk, wer über wen oder was Macht besitzt! Sie alle wären überrascht, wenn sie bestimmte Chroniken lesen würden, die in der Akazzani-Festung verwahrt werden. In dieser Welt wirken noch viel ältere Kräfte als die Vampire oder das Konsortium. Und nein, damit meine ich keine Feenwesen.«
    Ich warf ihr einen Blick zu und hätte sie gern ausgefragt, aber in diesem Moment kehrte Wrath zurück. Lainule befand sich an seiner Seite, und hinter ihnen trat das Kontingent der Feen ein.
    Sie blickten ernst und wirkten neutral, als sie sich in zwei Reihen hinter König und Königin stellten. Während ich sie betrachtete, öffnete sich mein Herz, und Stolz schwoll in meiner Brust. Ich identifizierte mich immer stärker mit meinem Feenerbe.
    Lannan sah zu den Feen, dann zu den Magiegeborenen. »Tja, ich denke, wir sollten uns einen größeren Saal suchen und meine Leute ebenfalls hereinholen. Wir müssen eine Strategie entwickeln, damit wir uns nicht alle nachher noch selbst erschießen.« Und damit verließen Regina und er den Raum, und wir folgten ihnen in einen der Ballsäle, wo wir uns ausbreiten und die Lage besprechen konnten.

    Die nächste Stunde verstrich in intensiven Gesprächen und Absprachen mit Lannan, Regina, Lainule, Wrath, Ysandra und meiner kleinen Truppe. Die Krieger – Feen, Vampire und Magiegeborene – standen schweigend da

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