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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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gewesen, dass ich dafür mindestens eine Tracht Prügel bekommen würde, aber wie ich Lannan kannte, hätte er sich wohl etwas Demütigenderes ausgedacht.
    »Nein. Diese Petros macht mir keine Sorgen. Das Konsortium ist so korrupt wie jede größere Institution, aber wenn sie uns Hilfe anbieten, werde ich sie wohl kaum ablehnen. Ehrlich gesagt gibt es wenig, das mich weniger reizt, als Myst zu bekämpfen. Dies ist nicht mein Krieg. Geoffrey hat ihn angezettelt, und ihm ging es vor allem darum, sein angeschlagenes Ego wieder aufzurichten. Jede Hilfe ist also willkommen. Wir brauchen sie vielleicht nicht, aber ich schicke niemanden weg, der mir in der Zukunft noch einmal nützen kann.«
    Und damit stand er auf und deutete zur Tür. Als wir in den Flur traten, bot Lannan mir seinen Arm. Überrascht nahm ich ihn – wenn Lannan sich von seiner galanten Seite zeigte, war es bestimmt klug, sie anzuerkennen –, und wir gingen schweigend die breite Treppe hinab nach unten.
    Mit Absicht hatte ich Lannan nichts von unserem Plan erzählt, Grieve zu helfen, und nun hoffte ich, dass es auch niemand anderes tat. Im Augenblick mussten wir uns darauf konzentrieren, die Einwohner aus der Stadt zu bringen, ohne dass Myst uns daran hinderte. Das Glück war mit mir, als wir eintraten: Alle blickten zu uns auf, aber keiner sagte etwas.
    Über Grieves Miene hing ein dunkler Schatten, und ich wusste, dass er Lannans Avancen einmal mehr gespürt hatte. Als er von ihm zu mir blickte, schüttelte ich leicht den Kopf und schickte meine lautlose Botschaft in den Windschatten. Lass gut sein . Grieve knurrte leise und tat nichts, hielt seinen finsteren Blick aber fest auf den Vampir geheftet.
    »Nun, da ihr alle die Möglichkeit hattet, etwas zu schlafen, sollten wir anfangen zu planen.« Wrath breitete eine Karte auf dem Tisch aus. »Hier ist der Radiosender – im WorldCom-Gebäude in der Innenstadt. Außerdem befinden sich im Haus eine Volksbank und ein paar Einzelunternehmen: ein Architektenbüro, Anwälte und Notare und ein Raumausstatter.«
    Wir betrachteten die Pläne. »Das New-Forest-Radio wird in den Studios im Erdgeschoss produziert. Es gibt mehrere Zugangsmöglichkeiten, zu viele, um sie alle bewachen zu können.«
    »Das denke ich nicht«, sagte Lannan. »Ich habe genügend willige Leute, um jede Tür in diesem Gebäude zu besetzen.« Er blickte uns herausfordernd an.
    »Deine Männer so einzusetzen, ist aber nicht besonders effektiv«, sagte ich. »Du würdest sie zu weit streuen. Wenn an jeder Treppe, an jeder Tür nur einer steht, dann gelingt es den Schattenjägern leicht, sie zu überwältigen. Und obwohl ihr den Vampirfeen bestimmt einiges entgegenzusetzen habt, seid ihr dennoch zu vernichten.«
    Lannan wandte sich mir zu. »Was würdest du denn vorschlagen, meine liebliche Cicely?«
    Ich hob die Schultern. »Ich würde die Studiotüren mit jeweils mehreren Männern bewachen und einige Leute mit Handys auf dem Dach postieren, wo sie Ausschau halten sollen. Schick den Rest der Männer auf die Straße. Denn du kannst sicher sein: Sobald du den Leuten nahelegst, New Forest zu verlassen, werden die Schattenjäger sich holen, wen sie kriegen können. Soviel ich weiß, hat der Regent eine Verpflichtung, in Zeiten wie diesen die Stadt zu beschützen.«
    »Weiß Myst überhaupt, dass Lannan öffentlich eine solche Ankündigung machen will? Woher soll sie ahnen, dass irgendetwas im Busch ist? Ich meine, warum erwarten wir denn ausgerechnet in dieser Nacht einen Kampf?« Peyton lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Ich halte es ja auch für klug, vorbereitet zu sein, aber ich verstehe nicht ganz, was euch glauben macht, dass sie Insiderinformationen besitzt.«
    Lannan wandte sich mit einem Schulterzucken zu Peyton um. »Geoffrey hat noch immer Spione unter den Männern. Ich weiß das, war bisher aber noch nicht in der Lage, alle auszumachen. Ich könnte mir vorstellen, dass er sich nicht zu schade ist, ihr das Gerücht irgendwie zu übermitteln, nur um mich zu sabotieren. Im Übrigen habe ich in der Tageszeitung ankündigen lassen, dass ich heute Abend eine Ansprache halten werde.«
    »Myst hat überall in der Stadt Augen und Ohren.« Ich schüttelte den Kopf. »Sie hat sich garantiert vorbereitet. Und wenn sie kommt, dann wird sie nicht allein sein.«
    »Myst war schon vorher auf einem Rachefeldzug gegen dich persönlich«, warf Rhia ein. »Aber nach deiner kleinen Show in Lainules unterirdischer Halle wird sie sich von nichts mehr

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