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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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mich gebeten, seine Königin zu sein, wenn das alles hier vorbei war, aber ich hatte es nie wirklich ernst genommen. Langsam jedoch bekam ich eine Ahnung davon, wie unsere Zukunft aussehen würde.
    Ich holte tief Luft und verdrängte die Gedanken an die Jahre, die vor uns lagen. Zuerst mussten wir diese Mission überstehen. Wenn wir Myst nicht vernichteten, würde keiner der weitreichenden Pläne in die Tat umgesetzt werden können. Also konzentrierte ich mich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen, um den Abstieg zu bewältigen.
    Endlich hatten wir den gefrorenen Fluss erreicht. Das Eis war zu dünn, um die zu tragen, die nicht von reinem Feenblut waren, doch die Krieger trugen uns einfach mit blitzartiger Geschwindigkeit auf die andere Seite, und bevor wir uns versahen, konnten wir trockenen Fußes den Anstieg beginnen. Der Schnee war hier so hoch gefallen, dass wir bis zur Brust eingesunken wären, wenn die Krieger uns nicht den Weg gebahnt hätten. Grieve nahm meine Hand, und die Wärme, die ihr entströmte, baute mich auf. Was immer geschah, wir hatten einander, und Myst hatte keinen Einfluss mehr auf ihn, obwohl er nie wieder die Cambyra-Fee sein würde, die er einst gewesen war. Er stellte eine neue Rasse dar und würde über ein neues Königreich herrschen.
    Ich sah zu Lainule und Wrath, die mühelos über den Schnee glitten, und wollte kaum daran denken, dass sie bald schon aus diesem Dasein scheiden würden. Sie wandte sich um, als hätte sie meine Gedanken gelesen, und schickte etwas in den Windschatten. Ich blieb stehen, schloss die Augen und hörte zu.
    Cicely Waters, mir wurde vorausgesagt, dass du meine Retterin und mein Untergang sein würdest. Verzweifle nicht. Es ist der Lauf der Dinge in meiner Welt, es ist mein Schicksal. Ich bin zufrieden und werde es noch mehr sein, wenn wir die Fürstin der Verwüstung aus meinem Reich vertrieben haben. Wrath und ich werden den Rest unseres Lebens in der Sicherheit und Anonymität der Goldenen Insel verbringen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, bevor sie sich wieder umwandte und in Bewegung setzte.

    Zwei Stunden später hatten wir den Hügel erreicht. Zwischen zwei großen Eichen befand sich ein Portal, durch das wir schon einmal ins Reich des Indigo-Hofs gelangt waren. Diesmal jedoch würde ich nicht mit Kaylin durch die Schatten kommen können.
    Wir näherten uns den hoch aufragenden Bäumen, an denen kein Blatt mehr hing. Zwischen ihnen knisterte Energie, und ich holte tief Luft. Jetzt also. Wir waren da.
    Wir warteten, bis unsere Leute zu uns aufgeschlossen hatten. Sie kamen von verschiedenen Pfaden und berichteten von zwei Schattenjägern, die nun nicht mehr unter den Lebenden weilten.
    »Dann gehen wir nun durchs Portal. Denkt daran: Wenn sie geweckt werden, sind sie tödlich. Der Überraschungseffekt wird nicht lange anhalten, und wir haben nur eine sehr kurze Zeitspanne, in der wir so viele töten müssen, wie wir können. Außerdem wissen wir nicht, ob uns nicht Spione beobachtet haben. Aber selbst wenn man sie gewarnt hat, sind sie noch durch das Tageslicht beeinträchtigt.« Wrath sah unbewegt zum Portal.
    »Mein Gemahl. Lass uns eintreten und zurückholen, was uns gehört.« Lainules Stimme war sanft, aber ihre Augen schienen Blitze zu schleudern. »Lass uns nach Hause gehen.«
    Sie winkte die Krieger heran. Bis auf zwölf Mann schoben sie sich vor uns. Ysandra und ihre Leute kamen als Nächstes, dann wir. Die zwölf übrigen Wachen bildeten die Nachhut. Und ohne größeres Gewese liefen die ersten Krieger durchs Portal.
    Es ging los.
    Als wir auf der anderen Seite herauskamen, sahen wir sofort zwei Dinge: Erstens warteten ein paar Schattenjäger auf uns, und zweitens befanden sie sich im Zustand der Raserei. Das Tageslicht bereitete ihnen Schmerzen, was sie umso aggressiver machte. Mit schauderhaftem Geschrei stürzten sie sich auf unsere Krieger, aber die waren darauf gefasst gewesen, und das Gemetzel begann. Während Feen und Schattenjäger miteinander kämpften, schlüpften wir an ihnen vorbei und in den Wohnhügel hinein.
    Grieve winkte uns, ihm zu folgen, also betraten Kaylin, Peyton, Rhia, Chatter, Wrath, Lainule und ich hinter ihm die dunkle Eingangshöhle. Ich bedeutete auch Ysandra nachzukommen, und sie hastete mit einer Handvoll Feenkrieger in ihrem Kielwasser hinter uns her.
    Wir waren schon einmal in diesem Hügel gewesen – vor nicht allzu langer Zeit hatten wir Peyton hier herausgeholt –, doch in dem Labyrinth der

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