Winternacht
Herzens überließ, und ich wusste, dass ich niemals mehr frei von ihm sein würde – ob ich nun zehntausend Meilen entfernt oder nur im nächsten Zimmer war. Ich gehörte Grieve, und er gehörte mir.
Sobald Lannan den Raum verlassen hatte, warf ich Grieve einen Blick zu.
Er winkte mich zu sich. »Ich muss dir was zeigen. Es dauert nicht lange.« Er hielt mir seine Hand hin, und ich nahm sie und ließ mich von ihm durch den Raum führen. Die anderen widmeten sich wieder unseren Fundstücken.
»Lannan ist ein Mistkerl. Lass dich nicht von ihm provozieren.«
»Ich würde ihn gern aufspießen, aber du lässt mich ja nicht. Irgendwann allerdings habe ich genug von diesem Kerl, und dann kriegt er einen Pflock mitten durchs Herz.« Wir kamen an eine Reihe von Türen im hinteren Teil des Raumes, der eigentlich eine Halle war. »Mach die Augen zu. Oder ich muss sie verbinden.«
Gespannt gehorchte ich und schloss die Augen. Ich hörte das Quietschen einer Tür, und Grieve führte mich hindurch, dann quietschte die Tür hinter mir erneut. »Wir sind fast da«, sagte er. »Nur noch ein Stückchen.«
Und dann roch ich es – Vanille. Grieve umfasste meine Handgelenke, beugte sich zu mir und flüsterte: »Und jetzt mach die Augen auf.«
Ich blinzelte. Wir befanden uns in einem kleinen Zimmer, in dessen Mitte eine Badewanne mit Klauenfüßen stand. Ich konnte nirgendwo Armaturen sehen, und doch war sie randvoll mit dampfend heißem Wasser, auf dem sich duftender Schaum türmte. Gut zwanzig Kerzen tauchten die Kammer in ein warmes, dämmriges Licht, und in der Luft hing schwer der Geruch von Vanille und Gardenie.
»Aber wie … wo …?«
»Während ihr unterwegs wart, habe ich mir überlegt, dass du dringend ein heißes Bad zum Entspannen gebrauchen könntest. Ich weiß, wie ungern du dich hier versteckst und wie wichtig dir das Haus der Schleier gewesen ist. Und du hast Baden doch immer geliebt.« Er schmiegte sich an meinen Rücken und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge, als er die Arme um meine Taille schlang. »Die anderen wissen Bescheid – wir werden eine Weile nicht gestört werden.«
Ich sog den Duft ein, der aus der Wanne stieg, und konnte nicht mehr widerstehen. Schnell legte ich meine Kleider ab und zitterte in der Kälte. »Du bist der aufmerksamste, liebevollste Mann, den ich kenne, Feenprinz hin oder her.«
Er lächelte zufrieden. »Ich hatte gehofft, dass du es dir gönnen würdest.«
»Machst du Witze? Als würde ich mir ein Schaumbad entgehen lassen! Und dann noch eins mit dir …« Ich wandte mich zu ihm um und zog ihn an seinem Kragen zu mir. »Grieve, ich liebe dich. Ich hoffe, du weißt, wie sehr ich dich liebe.«
Er nahm meine Hand und führte sie an seine Lippen. »Doch, das weiß ich, glaub mir.«
»Also – kommst du mit mir?« Ich stieg in die große Wanne und ließ mich mit einem Seufzer ins Wasser sinken. Eine unglaubliche Wonne – Luxus pur.
»Gleich. Ich habe noch eine Überraschung für dich.«
Er bewegte sich aus der Reichweite der Kerzen heraus, und ich hörte ihn mit etwas Klirrendem hantieren, als ich mich zurücklehnte und in der duftenden Wärme schwelgte. Mir war, als habe mich jemand in den Arm genommen und würde sich jetzt sanft mit mir wiegen.
Nach einem Augenblick kehrte Grieve mit einem Tablett zurück, das er neben der Wanne abstellte. Auf dem Tablett stand ein Teller mit Cupcakes und eine Thermoskanne, der der Duft von Pfefferminztee entströmte.
»Es tut mir leid, dass es nur gekauftes Junkfood ist, aber …«
Mein Lächeln war so breit, dass mir das Gesicht schmerzte, als ich mir die Hände an einem Handtuch neben der Wanne abtrocknete und nach einem Kuchen griff. »Geht’s noch? Die sind traumhaft! Und jetzt komm endlich.«
Grieve lachte, und im nächsten Moment war er nackt – einfach so. Er stieg zu mir in die Wanne und legte sich mit einem spitzbübischen Grinsen ebenfalls zurück. »So mag ich das. Du und ich zusammen im heißen Wasser.« Er schüttelte den Kopf. »Wie kannst du so was essen? Das ist doch nur Zucker und aufgeplustertes Mehl.«
»Ich mag Zucker und aufgeplustertes Mehl.« Ich biss in den Cupcake und schloss die Augen. Einen Moment darauf spürte ich unter Wasser eine Hand, die mein Bein aufwärtsglitt. »Hm, herrlich. Am liebsten würde ich ewig hier drin bleiben und die Welt draußen vergessen.«
»Ewig wird wohl nicht gehen, aber für einen Augenblick können wir durchaus alles andere ignorieren.« Und dann beugte er sich vor,
Weitere Kostenlose Bücher