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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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den Hals. »Ich weiß noch gut, wie sehr du den Anhänger geliebt hast.«
    »Wie konntest du wissen, dass ich zurückkommen würde?« Als ich zu ihm aufblickte, standen Tränen in meinen Augen.
    »Lainule hat es mir versprochen. Und tief in meinem Herzen wusste ich, dass wir nicht ewig getrennt leben können. Ich habe deine Entscheidung gespürt – durch deine Wolfstätowierung.« Er machte den Verschluss in meinem Nacken zu, und der Anhänger fiel zwischen meine Brüste. Ich steckte ihn unter mein Hemd.
    »He, ihr da drin. Macht ein bisschen schneller. Wir müssen Pläne schmieden.« Ein Hämmern an der Tür ließ uns zusammenfahren.
    »Wir kommen.« Ich zog mich rasch an, hielt jedoch Grieve auf, bevor er die Tür öffnen konnte. »Du sollst etwas wissen. Ich liebe die Kette und das, was sie darstellt. Aber vor allem und noch viel mehr liebe ich das Geschenk, das du mir damals im Goldenen Wald gemacht hast. Du hast mir dein Herz geschenkt, und das bedeutet mir mehr als alles andere. Ich verspreche dir, dass ich deine Liebe niemals missbrauchen werde.« Ich legte eine Hand über den Anhänger und spürte, wie er meine Seele wärmte.
    »Ich könnte jede Folter ertragen, aber nicht den Gedanken, ohne dich leben zu müssen.« Er küsste mich auf die Stirn, dann berührte er den Anhänger unter meinem Hemd. »Trag diesen Talisman, und ich bin immer in deiner Nähe.«
    Wieder hämmerte jemand an die Tür.
    Grieve schenkte mir ein schiefes Lächeln. »Wir sollten wohl wieder zu den anderen gehen. Willst du den letzten Cupcake?«
    Ich betrachtete den Kuchen einen Moment. »Nein, lass ihn hier. Es ist unser Opfer für eine Zukunft voller Kuchen und der aufgeplusterten Leichtigkeit des Sommers.«
    Während die Kerzen flackernd verendeten, öffnete ich die Tür. Sauber und gestärkt kehrten wir zurück zum Hauptraum.

    Lannan war zwar noch da, wollte aber offenbar gerade gehen, wohin auch immer Vampire nachts gingen. Er beobachtete uns ganz genau, als wir die Halle betraten, sagte aber nichts, sondern verschwand lautlos um eine Ecke.
    Grieve sah ihm mürrisch hinterher. »Ich hasse es, dass dein Körper auf ihn reagiert«, flüsterte er.
    »Aber mein Herz nicht. Körper sind nur … körperlich. Und ich kann es nicht ändern. Er ist Vampir, und ich habe sein Blut getrunken. Aber meine Liebe zu dir kann dadurch niemals beeinträchtigt werden.«
    »Dass er dich dazu bringen kann, seine Berührungen auch noch zu genießen, hasse ich noch mehr. Ich würde alles tun, damit das aufhört, aber dazu müsste ich ihn töten, und das willst du ja nicht.«
    »Nein, das geht nicht. Noch nicht. Wir brauchen ihn, so ungern ich das auch zugebe.« Lannan war im Augenblick ein notwendiges Übel, und das wussten wir alle – vor allem Lannan. Was bedeutete, dass er so frech werden konnte, wie er wollte, ohne dass ihm jemand auf die Finger klopfte.
    »Ja, ja, ich weiß. Aber wenn er dir etwas antut, dann vernichte ich ihn, und zwar so grausam und schmerzhaft, wie es möglich ist. Du gehörst mir, und nichts und niemand wird uns trennen.« Grieve schob die Hände in die Taschen und wandte sich von mir ab. »Ich fühle mich eingesperrt wie in einem Käfig.« Aber er musste sich versteckt halten, damit Myst seine Spur nicht fand.
    Luna, die sich bisher im Hintergrund gehalten und uns schweigend beobachtet hatte, trat vor. »Ihr wisst, dass meine Schwester zu den Akazzani gehört. Vielleicht kann sie uns ja helfen. Ich habe euch doch erzählt, dass die Gesellschaft uralte Texte aufbewahrt. Der Aufstieg des Indigo-Hofs kann nicht die einzige Abhandlung sein, die es über die Vampirfeen gibt – es muss mehr geben. Vielleicht findet sich in den Gewölben sogar etwas, mit dem man Grieves Verwandlung umkehren kann. Er ist ja nicht in den Indigo-Hof hineingeboren.«
    Wir wandten uns alle zu ihr um. Sie war eine schöne Frau, kleiner sogar noch als ich, und mollig. Sie trug ihr langes, schwarzes Haar zu einem glatten Pferdeschwanz zusammengefasst. Ihre Augen hatten die gleiche Farbe wie ihre Haare, und um ihre Iris lag ein silbriger Ring. Luna war eine Bardin aus dem Volk der Yummanii – menschlich also –, aber mit größeren magischen Kräften ausgestattet als der durchschnittliche Mensch, und ihre Stimme war wie eine Melodie, die einen Berg erklimmt: kristallklar und glockenhell in einem Moment, kehlig und satt im nächsten. Kaylin hatte sich sofort zu ihr hingezogen gefühlt – man konnte es aus seinem Verhalten entnehmen –, aber ich hatte keine

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