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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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groß unsere Macht tatsächlich ist. Und das darf unseretwegen so bleiben, bis sie eines Tages den schlafenden Drachen wecken.«
    Ihre Lippen hörten auf, sich zu bewegen, aber ich hörte ihre Stimme noch weiterhin in meinem Kopf. Cicely, wisse: Wenn es hart auf hart kommt, können die Vampire nicht gegen uns gewinnen. Und auch gegen Myst sollten wir ein recht solides Bollwerk errichten können. Wir besitzen eine Elite-Einsatztruppe, mit der ich das Problem besprechen werde. Mehr kann ich momentan dazu nicht sagen. Behalte dieses Wissen für dich, und weihe weder Lannan noch einen anderen Vampir ein. Wir werden in Kürze Hilfe schicken.
    Ich sah Kaylin und Rhiannon an. Ihre verdutzten Mienen ließen darauf schließen, dass auch sie die Worte gehört hatten. Wir nickten.
    Als wir auf die Tür zugingen, fragte ich: »Mit welcher Art Magie arbeiten Sie eigentlich? Sie sind doch Magiegeborene, oder?«
    Sie nickte. »Das bin ich. Mein Bereich ist reine Energie. Gedanken, Kommunikation, Blitze.«
    Ich drückte die Tür auf, und wir traten hinaus in den Schnee. Als wir uns gerade trennen wollten, um zu unseren jeweiligen Wagen zu gehen, hörte ich plötzlich ein tiefes, drohendes Grollen.
    Achtung. Werwölfe kommen. Mindestens fünf .
    Dreck. Ich war nicht aufs Kämpfen vorbereitet. Mein Bauch war zu voll, und ich war von der morgendlichen Auseinandersetzung mit den Tagesboten noch ziemlich geschafft. Ich wirbelte herum und sah das Rudel auf uns zukommen.
    »Werwölfe!« Sie sahen nicht aus, als gehörten sie zum Lupa-Klan. Irgendwie wirkten sie gemeiner, gefährlicher!
    »Ich wittere den Gestank von Magiegeborenen.« Der Größte der Truppe trat vor, und bevor ich noch ein Wort sagen konnte, holte er aus, schlug mich in den Magen und schickte mich in den Schnee.
    In einem Sekundenbruchteil hatte Kaylin seine Wurfsterne herausgeholt, und Rhiannon stimmte einen leisen Singsang an, während ich mich wieder aufrappelte.
    Ysandra stellte ganz ruhig Aktenmappe und Handtasche hinter sich in den Schnee, streckte den Arm aus und schob ihre Handfläche in Richtung der Lykanthropen. Sie wollten gerade geschlossen auf Ysandra zugehen, als eine plötzliche Schockwelle uns alle zu Boden stieß. Verdattert schauten die Werwölfe einander an.
    Kaylin packte Rhiannons Arm und half ihr auf, dann mir.
    Ysandra stand noch immer da.
    »Ihr habt die Wahl.« Ihre Stimme war ruhig und so kalt, dass selbst ich Angst bekam. »Entweder ihr verschwindet und lasst uns zufrieden, oder ihr verliert für immer Gehör und Gleichgewichtssinn. Falls ihr glaubt, das läge nicht in meiner Macht, lasst es darauf ankommen. Ich bin keine jugendliche Hexe, die noch zu lernen hat.«
    Einer der Werwölfe setzte sich erneut in Bewegung, aber ihr Anführer schüttelte den Kopf und packte den Mann am Arm. »Konsortium« war alles, was er sagte, und die fünf wichen mit erhobenen Händen zurück.
    »Steigt in euren Wagen und fahrt«, sagte Ysandra mit einem kleinen Nicken in unsere Richtung. »Tut, was ich sage.«
    »Aber was ist mit Ihnen?« Wir konnten sie bei all den Gefahren doch nicht einfach allein zurücklassen.
    Sie stieß ein kaltes, hartes Lachen aus, das nicht zu ihrem Äußeren passen wollte. »Der schöne Schein kann täuschen, Cicely Waters. Vertrau lieber deinen Instinkten.«
    Kaylin zeigte zum Wagen. »Steigt schon ein. Sie hat recht.«
    Ich wollte protestieren, aber Ulean wehte wie ein Strudel um mich herum.
    Hör auf das, was Kaylin sagt. Hör auf das, was die Hexe sagt. Sie ist mehr, als du wahrnehmen kannst – ich sehe jetzt ihre Energie, und ihre Macht ist erschreckend. Sie könnte das Gehör der Werwölfe mit nur einem Pfiff vernichten, ihre Trommelfelle mit einem Klatschen der Hände zerreißen. Sie braucht unsere Hilfe nicht.
    Uleans Gedanken hatten eine solch drängende Wucht, dass sie mich wie ein Fausthieb trafen. Sie machte keine Witze. Ich nickte und wich langsam zu unserem Wagen zurück, während ich ein Auge auf die Werwölfe hielt, die neben ihrem Truck standen und uns beobachteten. Rhiannon und ich stiegen ein, während Kaylin den Motor startete.
    Ysandra rief etwas – ich erfasste die Worte nicht, weil ich zu sehr mit Glotzen beschäftigt war, statt im Windschatten zu lauschen –, und die Werwölfe wandten sich um, sprangen in ihr Auto und fuhren vom Parkplatz.
    Während wir in die entgegengesetzte Richtung davonfuhren, sah ich in den Rückspiegel. Ysandra nahm Tasche und Aktenmappe auf, als sei nichts weiter geschehen, ging zu

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