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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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gehabt hatten –, aber ich fühlte mich dennoch etwas gehemmt. Ysandra meine schmutzigen kleinen Geheimnisse anzuvertrauen, schlug mir auf den Magen. Während die Kellnerin uns alle versorgte, spielte ich mit meinem Burger.
    »Greifen Sie zu. Sie brauchen Ihre Kraft. Ich verurteile Sie nicht, Cicely.« Ysandras Stimme war sanft, ihre Miene mitfühlend.
    Sie sagt die Wahrheit. Gib ihr eine Chance. Ihre Energie ist mächtig – und hilfreich. Sie denkt erst, bevor sie redet. Wenn sie etwas sagt, dann meint sie es auch so . Als Ulean um mich herumwehte, zog Ysandra fröstelnd die Schultern hoch.
    »Cicely, könnten Sie Ihr Elementar bitten, weniger Wind zu machen? Ich finde es auch so schon kalt genug.«
    Ich fuhr zusammen. »Woher wissen Sie von meinem Elementar? Wie haben Sie das herausgekriegt?«
    »Sie sollten sich eher Sorgen machen, wenn es mir entgangen wäre.« Sie tunkte ihren Löffel in die Suppe. »Essen Sie. Dann sehen Sie die Dokumente durch, damit wir wieder verschwinden können. Je schneller ich zurück beim Konsortium bin, umso eher können wir besprechen, wie wir Ihnen helfen können.«
    Ich biss in mein Brötchen und hielt es in der Rechten, während ich mit links die Formulare ausfüllte. Mir dämmerte langsam, dass einige der Gruselgeschichten, die man sich über das Konsortium erzählte, vermutlich von denen in die Welt gesetzt worden waren, die die Organisation abgelehnt hatte.
    Rhiannon trank ihre Tasse leer, dann schlug sie die Broschüre auf, die Ysandra uns hingelegt hatte. »Regeln und Bestimmungen?«
    Ysandra nickte. »Es gibt natürlich ein gewisses Maß an Etikette. Wer Mitglied ist, muss sich an Vorschriften halten, sofern er das Konsortium vertritt. Wenn die Mondweber als Gruppe etwas tun, tun sie das eben auch als Mitglieder des Konsortiums. Und die Regeln erstrecken sich auch auf Ihre Geschäfte, Cicely. Es gibt gewisse ethische Grundsätze, die einzuhalten Sie sich verpflichten.«
    »Tja, ich zweifle daran, dass wir diese Regeln brauchen, da sowohl mein als auch Peytons Unternehmen in Rauch aufgegangen sind.« Ich lächelte traurig. »Natürlich können wir Haus und Geschäft wieder aufbauen, aber dafür brauchen wir Geld, das wir nicht haben. Und wir müssen zunächst Myst vernichten. Wenn wir ins Haus zurückkehren würden, würde sie einfach nur die nächste Fuhre Schattenjäger schicken.«
    Ysandra tupfte sich die Mundwinkel mit der Serviette ab. »Geld muss nicht zwingend ein Thema sein. Das Konsortium hat weltweit verschiedene Geldinstitute für seine Mitglieder. Wir geben unsere eigenen Karten aus, bewilligen Kredite, bieten einen kompletten Service an – alles, was nötig ist. Was aber nur für Mitglieder und deren direkte Angehörige gilt.«
    Verdattert lachte ich. Die plötzliche Wende in der Unterhaltung schien von dem, was wir zuvor besprochen hatten, so unfassbar weit entfernt. »Kriegt man bei Ihnen auch einen Toaster zur Kontoneueröffnung?«
    Ysandra lachte leise, während sie die Papiere in ihre Aktenmappe schob. »Keinen Toaster, nein. Aber einen Wohlstandszauber und ein Dutzend Kerzen – würde das reichen?« Und damit war das Eis gebrochen, und wir beendeten unsere Mahlzeit in ungezwungener Stimmung.
    Kaylin warf einen Blick auf die Armbanduhr. »Wir sollten jetzt los. Es wird bald dunkel, und die Straßen sind trügerisch. Außerdem wird es nach Einbruch der Dunkelheit gefährlich.«
    Als Ysandra sich erheben wollte, hielt ich sie auf. »Sie hatten die Formulare schon vorbereitet. Und Sie scheinen nicht … na ja, ich weiß nicht. Als ich von Myst erzählte, haben Sie zwar nichts gesagt, wirkten aber nicht überrascht.«
    Ihr Blick glitt von mir zu Rhiannon, dann zu Kaylin. »Das Konsortium hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich über alles zu informieren, was wir wissen müssen. Es stand fest, dass ich Ihnen heute die Urkunde geben würde. Einer unserer Seher hat uns gesagt, dass es notwendig sei. Und was Myst betrifft … wie ich schon sagte: Dass es die Indigo-Feen gibt, wussten wir bereits.«
    Ich muss verdattert ausgesehen haben, denn sie lachte leicht und berührte mich am Arm. Ein Kribbeln lief durch meinen Körper wie ein Stromstoß – nicht schmerzhaft, aber doch stark genug, um mich aus der Bahn zu werfen.
    »Die Vampire haben keinesfalls allein Zugang zu solchem Wissen. Die Blutfürsten meinen, sie hätten den obersten Platz in der Nahrungskette inne, doch bisher haben sie dem Konsortium noch nicht ernsthaft Konkurrenz gemacht. Sie wissen nicht, wie

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