Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
mich heiratest?“ In dem Moment, da Arrow es aussprach, hörte es sich wie ein Scherz an, doch schon im nächsten Augenblick dämmerte ihr, dass es bitterer Ernst war.
Entsetzt wanderten ihre Blicke zwischen den Anwesenden hin und her.
„Du sollst mich heiraten?“, stieß Arrow ungläubig aus. „Ich habe da etwas falsch verstanden, oder?“
Dewayne schüttelte den Kopf. „Dein Vater hat es sich gewünscht.“
Arrow schnappte nach Luft. Ihr fielen tausend Dinge ein, die sie gern dazu gesagt hätte, doch sie konnte sie in ihrem Kopf nicht ordnen.
„Und das soll jetzt was heißen? Dass du mich liebst?“, fuhr sie Dewayne an.
„Ja“, antwortete er wie aus der Pistole geschossen.
Arrow lachte auf. „Das ist eine Lüge!“
„Es ist nicht gelogen“, erwiderte Dewayne.
„Natürlich ist es nicht gelogen, doch uns beide verbindet lediglich die Liebe zwischen Geschwistern! Dewayne, das kann unmöglich dein Ernst sein! Du liebst mich nicht, wie ein Mann eine Frau liebt, und das wissen alle hier im Raum.“ Mit gequältem Gesichtsausdruck versuchte Arrow den Elfen von der Wahrheit zu überzeugen. Als ihr Vater ihm einst dieses Versprechen abgenommen hatte, hatte er Dewayne damit eine große Last aufgebürdet. Er liebte Melchior, als wäre er sein eigener Vater. Und ebenso umgekehrt. Stets war Dewayne Arrows Vater dankbar, dass er ihn einst so liebevoll aufgenommen und dabei immer behandelt hatte, als sei er sein eigener Sohn. Doch die Loyalität, die sich daraus entwickelt hatte, würde sie alle ins Unglück stürzen und das hätte Melchior nie gewollt – da war Arrow sich sicher.
„Das war es, was du mir damals sagen wolltest – an meinem letzten Tag in Elm Tree. Richtig?“, fragte Arrow mit ruhiger Stimme.
Der Elf nickte.
Arrow ging auf ihren Bruder zu und fasste ihn sanft an beide Hände. „Dewayne“, sagte sie mit einem zweifelhaften Lächeln, „deine Ergebenheit ehrt dich wirklich. Niemand weiß so genau wie ich, wie sehr du meinen Vater liebst. Aber auch wenn er mir ebenfalls die Welt bedeutet – ich werde dich nicht heiraten. Du liebst mich nicht und ich liebe dich nicht – jedenfalls nicht auf diese Weise.“
„Und wen liebst du dann?“, fragte er in der traurigen Gewissheit, sein Versprechen nicht halten zu können.
Arrow senkte ihren Blick.
„Oh nein“, sagte der Elf. „Noch immer? Nach allem, was er dir angetan hat?!“
„Ich kann es nicht ändern“, entgegnete Arrow und schon wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. „So sehr ich es auch möchte, kann ich nichts dagegen tun. Ich weiß, dass es nicht richtig ist, aber es ist, wie es ist.“
„Aber er hat dich verraten! Er hat uns alle verraten und vor allem hat er Melchior verraten!“
„Ich weiß“, hauchte Arrow traurig. „Und genau deshalb ist es jetzt so wichtig, nicht noch mehr Leute unglücklich zu machen, als es sowieso schon sind. Würden wir beide den Bund der Ehe eingehen, gäbe es zwei gebrochene Herzen mehr. Tun wir es nicht, beschränkt es sich nur auf meins.“
Fragend schaute der Elf sie an und verstand ihre Worte, als Arrows Blick zu Neve wanderte. Und auch die Elfe wusste es. Ein Funken Hoffnung flammte in ihren Augen auf.
„Dann gebe ich hiermit ein neues Versprechen“, sagte Dewayne. „Ich will mein Glück erst finden, wenn auch du wieder glücklich geworden bist. Das war immer Melchiors Wunsch. Deshalb hat er mich für diese Aufgabe vorgesehen. Dein Vater hat immer gehofft, dass du in mir einen liebevollen loyalen Lebenspartner finden würdest. Vorher werde ich nicht heiraten.“
Arrow rollte mit den Augen und küsste Dewayne auf die Wange. „Ich bin mehr als glücklich, wenn du mir weiterhin ein liebevoller Freund und Bruder sein willst.“
Sie war zufrieden, ihm diese Sache ausgeredet zu haben und beschränkte sich fürs erste damit. Insgeheim fürchtete sie jedoch, sich niemals wieder verlieben oder auch nur einen Funken Vertrauen zu jemandem aufbauen zu können. Deshalb verschob sie es auf ein anderes Mal, ihn davon zu überzeugen, Neve einfach zu heiraten. Würde er auf Arrow warten, würde so viel Zeit vergehen, bis er schwarz wäre. Und wer wollte das schon? Schließlich heiratet niemand einen alten, vermoderten Mann.
„Und was willst du jetzt tun?“, fragte Dewayne besorgt.
Arrow atmete tief ein. „Ich weiß es noch nicht. Aber aufgeben kommt nicht infrage. Ich muss einen Weg finden. Schließlich wären wir nicht an dem Punkt, an dem wir uns hier und heute befinden, wenn ich
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