Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
nicht ...“
Arrow hielt inne. Die Zeit war gekommen, es ihnen zu sagen. Bon hielt die Luft an. Er wusste, was sie im Begriff war zu erzählen, und obwohl er Verständnis dafür hatte, dass sie sich ihnen anvertrauen musste, hoffte er inständig, dass sie es nicht tun würde.
Sie wandte sich von Dewayne ab. Besorgt schaute Arrow zum Fenster hinaus. Natürlich lag es an ihr, den Satz zu Ende zu bringen, denn etwas tief in ihr drinnen sagte ihr, dass sie jämmerlich zugrunde gehen würde, wenn sie sich nicht endlich öffnete.
„Wenn du nicht …?“, fragte Dewayne hellhörig.
„Wenn ich nicht das Tor geöffnet hätte.“
Bon sackte zusammen. Arrow hatte es tatsächlich gesagt. Nun gab es kein Zurück mehr.
„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Neve stirnrunzelnd.
„Das weißt du genau“, antwortete sie barsch.
Dewayne und Neve wechselten fragende Blicke.
„Damals – in Nebulae Hall. Du weißt doch, dass ich das Tor geöffnet habe, durch das die Dämonen der Wilden Jagd hineingekommen sind.“
Die Elfen schreckten auf.
„Wie meinst du das?“, fragte Row misstrauisch.
Arrow erzählte von der Suche nach ihrem Medaillon und dass sie ihren Freunden in Elm Tree nur einen kurzen Besuch abstatten wollte. Sie erzählte von dem Baum und den Schreien, die sie aus dem Berg gehört hatte, bevor sie bewusstlos geschlagen worden war.
„Und das erzählst du uns erst jetzt?“, rief Dewayne entsetzt. „Wie konntest du uns nur so lange darüber im Unklaren lassen.“
„Aber das habe ich ja nicht getan. Bon und Neve wussten davon und für mich war es nur eine Frage der Zeit, bis es die Runde machen würde.“
„Nichts habe ich gewusst!“, warf Neve erschrocken ein.
„Aber du hast es mir doch gesagt“, erwiderte Arrow ungläubig. „Antworten können Türen schließen und Tore öffnen – das waren deine Worte.“
„Das war nur eine Metapher, Arrow“, verteidigte sich die Elfe. „Ich hatte nicht den leisesten Schimmer!“
Neve sagte die Wahrheit. Das stand ihr über das ganze Gesicht geschrieben. Ganz gerührt stellte Arrow fest, dass sie am Ende doch eine wahre Freundin in der Elfe gefunden hatte. Allerdings machte sich der Gedanke breit, dass diese Freundschaft nach Arrows Geständnis nun schon wieder vorbei sein könnte, bevor ihr das klar wurde.
„Und von mir weißt du auch, dass ich es niemals jemandem erzählt hätte, Arrow“, bemerkte Bon nebenbei.
Sie senkte den Blick. „Natürlich. Das habe ich damit auch gar nicht sagen wollen. Es tut mir leid, wenn ich dich mit meiner Bemerkung verletzt habe. Seit der Sache mit Key … mit 'ihm' sehe ich um mich herum nur noch Gespenster.“
Der Riese nickte ihr zu.
„Zu Arrows Verteidigung muss ich allerdings sagen, dass ich sie darum gebeten habe, diese Sache für sich zu behalten“, sagte Bon an die Elfen gerichtet. „Alles, was sie wollte, war ihren Vater finden und vor allem Antworten. Hätte jemand von ihrer Tat erfahren, hätte sie nie die Chance bekommen, es wiedergutzumachen. Und zusammen haben wir eine Menge erreicht. Kein Nyride hat je zuvor solch einen Mut bewiesen, wie Arrow es getan hat. Alle Gefahren dieser Welt haben sie nicht davon abhalten können, ihre Suche fortzusetzen. Und das soll ihr erstmal einer nachmachen! Deshalb sage ich – und damit spreche ich für alle Zwerge -, dass wir ihr weiterhin folgen werden, selbst wenn die Reise bis ans Ende der Welt geht. Damit endlich der Frühling hierher zurückkehrt!“
Bons Ansprache ließ die Elfen nicht unbeeindruckt, trotzdem ließen sich gewisse Zweifel nicht ausschließen.
„Und was machen wir, wenn es schiefgeht?“, fragte Neve zögerlich.
„Genauso gut könnte es aber auch klappen“, erwiderte Arrow salopp. „Immerhin gibt es da noch die Prophezeiung. Vielleicht bin ich ja wirklich der ersehnte Retter.“ In diesen Worten steckte so viel Ironie, dass sie aufgelacht hätte – hätte sich nicht diese unerträgliche Leere in ihr ausgebreitet.
„Arrow, nach allem, was wir wissen, wäre es möglich, dass die Prophezeiung nur erfunden ist. Nichts von dem könnte wahr sein.“ Als Neve den Satz zu Ende sprach, wurde sie sich erst bewusst, wie schonungslos sie das ihrer Freundin gerade beigebracht hatte, und schon tat es ihr wieder leid. Die Elfe wünschte sich, es zurücknehmen zu können, doch dafür war es zu spät.
Erneut stieg die Verzweiflung in Arrow hoch. Hilflos schaute sie zwischen ihren Freunden hin und her in der Hoffnung, sie würden diese Theorie widerlegen.
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