Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
ganz deutlich seine Spuren zu erkennen. In der einen Hand eine Laterne haltend und die andere Hand immer griffbereit am Dolch folgte sie ihnen. Einige Stunden vergingen und Arrow musste ihren Körper dazu zwingen, die drohende Erschöpfung zu unterdrücken. Schon bald fand sie sich in einem regelrechten Labyrinth innerhalb des Zwergenreiches wieder. Einen dermaßen verwirrenden Pfad hatte sie hier unten noch nie entdeckt. Wenn sie hier jemals wieder rauskommen wollte, musste sie wachsam sein.
Ganz plötzlich spürte sie einen seichten Windzug. Die Luft schmeckte nach Schwefel. Vor ihr lag ein Ausgang und er war weder durch einen Zauber getarnt noch durch ein Tor versperrt.
Mit einem unguten Gefühl verließ sie das Zwergenreich, und was sie dort draußen sah, ließ ihr den Atem stocken. Doch lag es nicht etwa an der Luft, denn vor ihr lag die Eisenfestung.
Die Elfen hatten Recht – auf den ersten Blick sah sie aus, als wäre sie lediglich aus Stein errichtet. Dort gab es keine Fenster. Das ganze Gemäuer war nichts als ein gewaltiger quadratischer Klotz in der Landschaft, dessen Wände so glatt waren wie die Oberfläche eines Sees an einem windstillen Tag.
Ein merkwürdiges Gefühl überkam Arrow. Die Gerüchte stimmten – an diesem trostlosen Ort befand sich ein Perseide. Arrow fühlte es genau. Aber sie spürte auch noch etwas Anderes und es bereitete ihr großes Unbehagen. Das Tor der Festung stand offen – nicht sehr weit, nur gerade genug, dass sie eintreten konnte. Kaum hörbar schloss es sich hinter ihr.
Aufmerksam sah Arrow sich zu allen Seiten um. Hier gab es nichts. Innen war die Luft klarer und die schwarzen Marmorwände spiegelten ihr Bild wider. Ansonsten waren die endlos hohen Räume leer.
Ein langer Gang führte ins Zentrum der Festung. Der Perseide war nun nicht mehr weit. Und er war mächtig – das fühlte sie.
Als Arrow am Ende des Ganges einen Durchgang passierte, hielt sie inne. Vor ihr lag der bisher größte aller Räume. Riesige Säulen säumten seinen Rand. Von der Decke leuchtete gleißend helles Licht. Und dann sah sie ihn. Der Blick seiner pechschwarzen Augen ließ Arrow einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Sein Geweih präsentierte die unbeschreibliche Macht, die in diesem Wesen ruhte, und er wirkte beinahe so groß wie Whisper.
„Isidor“, hauchte Arrow.
Der weiße Hirsch drehte ihr den Rücken zu und verschwand durch den Durchgang auf der gegenüberliegenden Seite. Arrow folgte ihm.
Ungeachtet der Gefahren, die dort lauern könnten, lief sie dem Perseiden hinterher. Endlich hatte sie ihn gefunden – den Wächter ihres Vaters. Sie fühlte genau, dass er zu ihm gehörte, und keine Macht der Welt hätte sie jetzt noch aufhalten können. Ein bisschen hoffte sie, sogar ihren Vater selbst hier finden zu können.
Als Arrow einen weiteren großen Raum betrat, schaute sie sich um – da stand der Hirsch, auf der obersten Stufe einer Treppe, die einen Podest hinaufführte. Dort oben befanden sich auch allerhand übergroße Statuen. Es bot einen wahrlich schaurigen Anblick. Überraschenderweise war der Hirsch nicht allein. Jemand stand neben ihm. Der Rücken der Person war Arrow zugewandt, so dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Zu allem entschlossen, legte sie eine Hand an ihren Dolch und ging zielstrebig auf die Treppe zu.
Die Person drehte sich um und Arrow erstarrte. Geschockt, von dem was sie sah, flüchtete sie sich hinter eine der Säulen. Sie war den Tränen nahe. Übelkeit stieg in ihr hoch. Keylam hatte sie verraten. Er war hier! Die ganze Zeit über hatte er den Weg zur Festung gekannt, in welcher der Perseide ihres Vaters gefangen gehalten wurde. Aber konnte das wirklich sein? Und warum?
Die Minuten rinnen dahin. Alles war unverändert. Arrow verharrte weiterhin hinter der Säule und redete sich immer wieder ein, dass alles nur ein böser Traum sein konnte. Sie wollte aufwachen. Ihr war heiß und doch zitterte sie am ganzen Körper. Sie wollte weinen, doch es ging nicht. Ihr Atem war unregelmäßig und verursachte Schwindelgefühle.
Immer wieder kniff sie ihre Augen fest zusammen, in der Hoffnung, sich woanders zu befinden, sobald sie sie wieder öffnen würde. Schnell atmend fasste sie sich beunruhigt an Kopf, Brust und den kühlen Stein, gegen den sie lehnte. Doch die Kälte verschaffte keine Linderung.
Als Arrow nach endlos scheinenden Augenblicken endlich begriff, dass sie so nicht aus dieser Sache heraus kommen würde, trat sie langsam hinter
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