Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
Vom Netzwerk:
der Säule hervor. Schritt für Schritt steuerte sie auf die Treppe zu. Das Entsetzen und die Enttäuschung standen ihr über das ganze Gesicht geschrieben.
    Keylam rührte sich nicht. Ausdruckslos stand er da und schaute sie an.
    Als Arrow die Treppe hinaufging, funktionierte ihr Körper nur noch. Sie fühlte ihn nicht mehr. Ihre Sinne wurden stumpf. Am liebsten hätte sie losgeschrien, doch sie war unfähig, auch nur einen einzigen Ton über die Lippen zu bringen.
    Beim Betreten der letzten Stufe zog sie langsam ihren Dolch. Einst wurde ihr diese Waffe zur Verteidigung gegeben und nun sollte Keylams Blut das erste sein, das daran kleben würde. Die ganze Zeit über hatte er alles gewusst. Er wusste, wie viel Melchior ihr bedeutete – dass sie nicht komplett war ohne ihn. Und Keylam wusste auch, wie sehr Arrow unter der Ungewissheit litt. Er kannte ihren Schmerz, wusste, wie sehr sie sich jeden Tag aufs Neue quälte, wenn sie sich die Fragen stellte, ob ihr Vater noch am Leben war oder ob es ihm gut ging. Trotzdem hatte er sie im Dunkeln tappen lassen und zu allem Überfluss auch noch in dem Glauben, dass er sie liebte.
    Keylam konnte nicht sehen, wie sehr Arrow zitterte, als sie ihm den Dolch gegen seine Kehle hielt, doch innerlich bebte sie. Noch immer rührte er sich nicht vom Fleck. Er sagte nichts und alles, was er tat, war, ihr in die Augen zu schauen. Dabei blinzelte er nicht einmal. Es war, als würde er ihre Gedanken lesen. Er wusste genau, wie es in ihr aussah, und gerade deshalb hätte sie ihm den Dolch ohne zu zögern in sein Herz rammen sollen. Doch Arrow tat es nicht. Als sie fühlte, wie die Tränen, die hinter der Säule einfach nicht fließen wollten, langsam in ihr aufstiegen, ließ sie von Keylam ab. Nichts wünschte sie sich jetzt mehr, als an einem anderen Ort zu sein.
    Ohne auch nur eine Sekunde den Blick von Keylam zu nehmen, streckte sie ihre Hand nach dem Hirsch aus und plötzlich verschwamm alles vor ihren Augen. Es wurde schwarz, dann Sand und auf einmal Grün.
    Mit einem kräftigen Aufprall purzelte Arrow auf weichen Waldboden. Der Hirsch wehrte eine Bruchlandung mit einem gekonnten Sprung ab.
    Arrow bewegte sich nicht. Stumm lag sie nur da und flehte innerlich, dass dieser unbändige Schmerz nachlassen würde. Mehr noch wünschte sie sich, überhaupt niemals wieder irgendetwas fühlen zu müssen. Sie hatte genug durchgemacht, um nur ein Leben damit zu füllen. Ihre Grenzen waren erreicht.
    Plötzlich strömten die Tränen wie von allein aus ihr heraus. Sie schrie aus Leibeskräften und schluchzte immer wieder. Ihr tauber Körper spürte die Kälte nicht, die plötzlich über die Landschaft streifte. Es begann zu schneien.
    Arrows Tränen fanden kein Ende. Ihre Schreie sollten die Traurigkeit eindämmen, doch mit jedem Laut folgte ein neuer Stich ins Herz.
    Nur dumpf hörte sie die Stimmen, die plötzlich näher kamen. Ihr Körper wurde gestützt und mit einer dicken Decke umwickelt. Behutsam wog Dewayne Arrows Körper in seinen Armen. Immer und immer wieder strich er ihr dabei über das Gesicht.
    Wie in Trance schaute sie zum Himmel auf und nahm nicht wahr, was all die Stimmen ihr sagen wollten. Mehrmals versuchte Dewayne, sie anzusprechen, doch Arrow reagierte nicht.
    „Bring mich nach Hause“, stammelte sie ihm zu, bevor sie erneut in Tränen ausbrach.
    Mit einem Ruck nahm Dewayne sie hoch, doch als sie ganz plötzlich den Hirsch erblickte, sprang sie wie vom Teufel gebissen auf ihre Beine.
    „Isidor!“, stammelte sie. „Niemand rührt ihn an!“ Was sie verlangte, war ein Befehl, und sie schrie ihn so laut, dass er bis weit in den Wald zu hören war. Die nassen Strähnen hingen ihr in das bleiche Gesicht. Die weit aufgerissenen Augen wurden von großen dunklen Rändern unterstrichen. Arrow wirkte wie eine Wahnsinnige.
    Zögerlich und zugleich besorgt näherte Neve sich ihr. „Arrow, was ist denn geschehen?“
    Doch sie antwortete nicht. Die Augen starr auf den Hirsch gerichtet, zitterte sie vor sich hin. Ihre Lippen liefen blau an.
    „Meinst du, sie ist der Wilden Jagd zum Opfer gefallen?“, fragte Neve Dewayne.
    Er schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht. Und ich glaube auch nicht, dass wir in diesem Zustand etwas von ihr erfahren werden. Wir sollten tun, was sie verlangt, und uns vorerst auf den Heimweg machen. Offensichtlich hat sie die Festung und den Perseiden ja jetzt gefunden.“
    Der Hirsch musterte Arrow, als ob sie eine Fremde wäre. Zweifellos gehörte dieser

Weitere Kostenlose Bücher