Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
klaren Moment konnte sie ihn noch ansehen, bevor Keylam sie mit aller Wucht aus dem Strudel stieß.
Arrow landete unbequem auf dem harten Waldboden. Nur Sekunden später richtete sie sich wieder auf und rannte auf den Wirbel zu. Dann verschwamm alles und plötzlich war sie wieder drin.
„Bist du verrückt geworden?“, schrie Keylam sie an. „Ich hatte dir doch gesagt, dass du verschwinden sollst!“
Wieder gab er Arrow einen Stoß, doch sie klammerte sich am Baumstamm fest.
Als Keylam erneut zum Schlag ausholen wollte, hielt er inne und löste sich direkt vor Arrows Augen in Luft auf. Wie die Überreste von Isidor flog sein funkelnder Staub davon.
„Keylam?“, fragte Arrow zaghaft.
Sie rührte sich nicht.
„NEIN!“, schrie Arrow so laut, dass es über das ganze Land hallte.
Wieder stiegen Tränen auf und sie brach zusammen.
Plötzlich zerrten die Nyriden an ihr. Sie änderten gerade die Richtung und hatten sie bemerkt.
Wie ein Rudel hungriger Wölfe sich über den Kadaver eines erlegten Rehs hermachte, rissen und zwickten sie Arrow an allen Enden.
Dann auf einmal schleuderte sie wieder aus dem Wirbel und landete auf dem Boden.
Als sie erneut aufstehen und in den Strudel zurückkehren wollte, wurde sie zurück gehalten.
„Arrow, es ist vorbei“, sagte Dewayne. „Wir müssen von hier verschwinden!“
Doch sie hörte nicht auf ihn. Wie vom Wahnsinn gepackt wandte sie sich von ihm ab, um ihren Weg fortzusetzen.
Als Dewayne sie erneut zurückhalten wollte, brachte Arrow ihn mit einem gezielten Faustschlag zu Boden. Eilig erhob sie sich wieder in die Lüfte, doch dieses Mal bekam sie keinen Zutritt zum Wirbel, sondern prallte von ihm ab.
In ihrem Flug packte sie etwas bei den Schultern und trug sie davon. Überrascht schaute Arrow auf. Es war Ardor.
Sie versuchte mit aller Kraft, sich gegen den Drachen zu wehren, doch sie schaffte es nicht, sich zu befreien. Selbst, als sie sich noch so sehr wünschte, ihm wie ein Windhauch zu entwischen, gelang es ihr nicht. Immer und immer wieder schrie sie, dass er sie loslassen solle, doch der Drache setzte seinen Flug unbeeindruckt fort.
Arrow zückte ihren Dolch und rammte ihn mit aller Wucht in Ardors Klauen. Er stieß einen herzzerreißenden Schrei aus und lockerte seinen Griff.
Das Letzte, woran Arrow sich erinnerte, war der Aufprall in einem abgelegenen See. Zwar hatte sie keine Ahnung, wo sie sich zu diesem Zeitpunkt befand, doch eines war sicher – den Holunderwald hatte sie bereits weit hinter sich gelassen.
Als Arrow erwachte, regnete es. Die vielen Tropfen prasselten ungemütlich in Gras und Laub, doch die dicht bewachsenen Äste des Baumes, unter dem sie lag, boten ein wenig Schutz.
Eine große dunkle Gestalt saß vor ihr – Whisper. Er hatte sie gefunden und aus dem Wasser geholt.
Als Arrow sich aufrichten wollte, um sich umzusehen, fuhr ein stechender Schmerz durch ihren Oberarm. Abwesend starrte sie auf die große Wunde und dann breitete sich der Schmerz wieder in ihrem ganzen Körper aus. Es war kein Traum gewesen. Im Holunderwald hatte sie ihren Vater und Keylam sterben sehen.
Tränen sammelten sich in Arrows Augen. Sie ließ sich wieder auf den Waldboden sinken und schluchzte.
Whisper wandte sich ihr ganz bewusst nicht zu. Er konnte sie ohnehin nicht trösten. Doch er hielt Wache und bot ihr Schutz. Auch in ihm hatte sich Trauer ausgebreitet.
Benommen griff sie nach dem kleinen Beutel, den Anne ihr auf dem Weg zum Holunderwald gegeben hatte, und streute sich etwas von dem Schlafpulver über das Gesicht. Lange hallten Arrows schmerzliche Klagerufe durch den Wald, bevor sie wieder einschlief.
Vogelgezwitscher drang an Arrows Ohren und holte sie aus dem Schlaf. Die Sonne schien so hell, dass sie eine Weile brauchte, um sich an das Licht zu gewöhnen.
Neben ihr scharrte Whisper mit den Hufen.
Als Arrow sich aufrichtete, fand sie vor sich im Gras drei saftige Äpfel, die sie nur nebenbei bemerkte. Traurig starrte sie das pralle Obst an, dessen Umrissen vor ihren Augen verschwammen. Wieder begann sie zu weinen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
Whisper beugte sich zu Arrow herunter und stupste sie sanft mit seiner weichen Schnauze an, doch sie stieß ihn weg.
Als die Tränen immer schneller kamen und der in ihr sich ausbreitende Schmerz sie innerlich zu zerreißen drohte, legte sie sich wieder hin.
Als ihr Körper leer an Tränen und Gefühlen war, nahm sie das Pulver und schlief ein.
Der Ruck, den Arrow
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