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Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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alles verstehen, denn so schlimm, wie dir das alles jetzt vorkommt, ist es nicht.“
    „Nicht schlimm? Es ist nicht schlimm? Unzählige Male hast du mir das Versprechen abgenommen, dass ich niemals und unter keinen Umständen den Wald betrete. Arrow, geh niemals auf die andere Seite des Waldes. Die andere Seite ist gefährlich. Niemals Arrow, niemals“, ahmte sie seine Worte nach. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass das nur bei Tageslicht gilt!“
    „Arrow!“, rief Melchior schroff. „Genug jetzt! Ich werde dir alles erklären, wenn wir unser Ziel erreicht haben, und ich werde dir auf alles eine Antwort geben. Aber erst müssen wir weiter. Wir müssen vor Tagesanbruch dort sein.“
    Tränen stiegen Arrow in die Augen. Sie verstand die Welt nicht mehr.
    „Aber wo müssen wir denn sein, Dad? Es war doch alles schön, so wie es war und WO es war.“
    „Kind, du musst mir bitte vertrauen. Ich kann es dir jetzt nicht erklären. Dafür haben wir keine Zeit.“ Er versuchte ruhig zu klingen, doch in seinen Worten hallte ganz deutlich Ungeduld wider.
    Arrow senkte den Blick. Wie ein Bächlein liefen Tränen über ihre Wangen.
    Als Melchior nichts weiter sagte, nickte sie ihm zu und sie setzten den Weg fort. Was hätte sie auch sonst tun sollen? Ihr Vater machte nicht den Eindruck, als würde er umkehren wollen. Er war entschlossen die Reise fortzusetzen. Welche Wahl hätte sie da noch? Allein zurückgehen? An irgendeine Tür klopfen und um Obdach bitten, weil ihr Heim zerstört und ihr Vater von der Idee besessen war, mitten in der Nacht den Wald zu durchqueren? Alle diese Gedanken auf einem Haufen schienen völlig verrückt. Und sie auszusprechen, würde es nicht besser machen.
    Von diesem Moment an redeten sie kein Wort mehr miteinander. Das Ganze wirkte äußerst unheimlich.
    Am helllichten Tage wäre dies sicher ein wunderschöner Ausflug geworden, doch in der Dunkelheit wirkte es wie ein Alptraum. Wölfe heulten in der Ferne und Eulen, die zwischen den Bäumen saßen, bekundeten mit lauten Rufen ihre Anwesenheit. Zweige knackten und das trübe Mondlicht ließ Spuren im Schnee erkennen, die Arrow kaum einem Tier zuordnen konnte.
    Immer und immer wieder spielte sich das soeben erlebte in ihrem Innern ab und dazwischen erklang ständig dieser eine wichtige Satz, der ihr Leben bestimmte, seitdem sie gehen konnte: „Gehe niemals auf die andere Seite des Waldes“.
    Auch ihre Freunde hatten einmal angedeutet, dass jeder von den seltsamen Dingen, die dort geschahen, wüsste. Es redete allerdings niemand offen darüber, da viele, die es einst taten, für verrückt erklärt worden waren. So war dann auch aus ihren Freunden nicht mehr viel herauszubekommen.
    Unzählige Gedanken gingen Arrow immer wieder durch den Kopf und in dem Moment, als sie dachte, dass sie bis zum Morgengrauen wandern würden, blieb Melchior stehen.
    „Wir sind jetzt da“, sagte er.
    Sie standen auf einer kleinen Lichtung mitten im Wald. Außer Bäumen war noch immer nichts weiter zu sehen. Ein großer Hügel auf der Lichtung versperrte allerdings die Sicht zur anderen Seite.
    „Bitte warte hier einen Moment“, sagte Melchior.
    Arrow stand auf der Lichtung, während ihr Vater auf die andere Seite des Hügels ging. Als er nicht mehr zu sehen war, wurde es noch viel unheimlicher als zuvor. Und dabei hatte sie die ganze Zeit gedacht, dass es nicht schlimmer kommen könnte.
    „Dad?“, rief sie ängstlich. Doch Melchior antwortete nicht.
    „Um mich loszuwerden, hättest du mich nicht unbedingt im Wald aussetzen müssen. Eine Heirat hätte es auch getan!“ Anders, als erwartet, half auch ihr Sarkasmus nicht, sie zu beruhigen, doch glücklicherweise tauchte Melchior plötzlich wieder auf der anderen Seite des Hügels auf, ging einmal herum und verschwand dann wieder dahinter.
    Plötzlich dämmerte es Arrow – SIE war gar nicht verrückt geworden, sondern ihr Vater! Nur, dass er bei seinen irren Aktivitäten nicht frieren musste, sondern sich durch Bewegung warm halten konnte...
    Vielleicht wollte er ja einfach warten, bis sie erfroren war. Oder er dachte möglicherweise, er wäre ein Hering. Die schwammen ja schließlich auch immer weiter – sogar in einer Endlosschleife.
    Vielleicht war er aber auch der Annahme, dass er seine Tochter schon lange hinter sich gelassen hatte. Sollte das der Fall sein, würde sie sich nicht wieder bemerkbar machen, bis er vor Erschöpfung umfiel. Zur Strafe würde sie ihn erst dann aus seinem Glauben reißen und ihn

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