Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
zugrunde geht.“
Mit diesen Worten drehte er Arrow den Rücken zu und ließ sie wieder allein.
Der winzige Schimmer der Illusion. Wusste Harold etwa von der letzten Nacht? War es möglich, dass er auch auf dem Ball gewesen war und sie beobachtet hatte? Aber wer außer Keylam sollte ihr sonst etwas so Persönliches sagen? Ihr kam niemand in den Sinn, der sie so gut kennen könnte. Oder gab es vielleicht doch jemanden?
Die vielen Fragen raubten ihr regelrecht den Atem.
„Arrow?“, hörte sie Keylam rufen.
Wie angewurzelt stand sie da, als er sie fand.
Besorgt musterte er sie. „Geht es dir gut?“, fragte Keylam als er seine Hand auf ihren Arm legte.
Völlig verloren suchte sie mit ihren Blicken seinen Hals ab. Ein Teil der Kette musste doch da sein. Irgendwo musste sie doch durchschimmern. Harold musste sich irren. Noch immer fühlte sich alles genauso an, wie in der vergangenen Nacht. Oder dachte sie das nur, weil sie es sich so sehr wünschte?
„Ich glaube, ich fühle mich nicht sehr wohl. Ich brauche frische Luft“, stammelte sie und stürmte aus dem Zimmer.
Eilig griff sie nach dem Beutel, den Sally ihr schon am Tage zuvor für Stone zusammengepackt hatte, und verschwand.
Sie ging einfach in den Wald, ohne darüber nachzudenken, wohin sie wollte. Als es ihr wieder einfiel, bemerkte sie, dass sie sich verlaufen hatte. Während sie gegangen war, hatte sie jedes Gefühl für Zeit und Entfernung verloren. Ärgerlich versuchte Arrow, den Heimweg zu finden.
Als es bereits dämmerte, gab es noch immer keinen Anhaltspunkt, wo sie sich befinden könnte. Sich zu orientieren, war ohnehin nicht ihre Stärke. Nie zuvor war sie so unaufmerksam durch den Wald gestreift oder hatte sich auch nur einen Schritt zu weit vom Dorf entfernt.
Die Temperaturen sanken erschreckend schnell. Darauf war sie nicht vorbereitet. Es wurde immer kälter und dunkler. Arrow war der Verzweiflung nahe.
Als es im Gebüsch raschelte, blieb ihr Herz beinahe stehen. „Ist da jemand?“, fragte sie verängstigt.
Es kam keine Antwort.
„Stone?“
Rose hatte einst gesagt, dass er sie beschützen würde, doch es war überhaupt nicht seine Art, sich auf ihren Ruf hin weiter zu verstecken.
Erneut raschelte es. Die Kälte war vergessen, die Stille im Wald erdrückend.
Plötzlich spürte Arrow einen stechenden Schmerz im Kopf. Ein Bild tauchte auf. Ein Baum, der in einem Zimmer stand. Äpfel und merkwürdige Kugeln befanden sich daran. Und eine Frau! Sie stand ihr gegenüber und sah genauso aus wie sie, nur viel schöner. Die Frau trug ein wallendes blaues Kleid und kleine funkelnde Spangen in den Haaren. Sie sahen aus wie Eiskristalle.
Der Schmerz wurde immer schlimmer. Beinahe wollte Arrow schreien. Es war so unerträglich, dass der dunkle Wald und die Kälte völlig vergessen waren.
Dann folgte ein schriller Schrei durch die Nacht. Die Kopfschmerzen verschwanden augenblicklich, und was immer in den Büschen gelauert hatte, suchte ebenfalls das Weite.
Bevor sie über das nachdenken konnte, was geschehen war, vernahm Arrow einen vertraut strengen Geruch, den sie nur allzu sehr liebte.
Mit viel Gesabber wurde sie von Stone beschnuppert. Als er sicher war, die richtige Person vor sich zu haben, machte er sich über Arrows Beutel her, und als er fertig war, führte er die völlig abwesende Arrow nach Hause. Er wich ihr nicht von der Seite, bis sie am Schloss angekommen waren, wo sie auch zum ersten Mal bemerkte, dass es schneite.
Mit einer dankbaren Umarmung verabschiedete sie ihn und ging hinein.
Ungehalten stürzte Rose ihr in die Arme.
„Kind! Ist alles in Ordnung? Wir haben uns solche Sorgen gemacht!“
Arrow konnte nicht antworten und brach unter Tränen zusammen.
Die Tür sprang auf und Keylam stürmte hinein. Eilig riss er sich die Kapuze herunter und ließ sich zu Arrow auf den Boden nieder.
„Was hat sie?“, fragte er aufgeregt.
Rose kämpfte mit den Tränen. „Ich weiß es nicht. Sie ist gerade eben rein gekommen.“
Keylam nickte. „Ich weiß. Ich habe das Kelpie gesehen.“
Völlig hilflos packte er Arrow an den Armen. „Kannst du mir sagen, was geschehen ist? Hat dir jemand etwas angetan?“ Er versuchte, so sanft, wie möglich zu klingen, doch die Aufregung war unüberhörbar.
Arrow weinte nur und weinte.
„Sie ist völlig unterkühlt“, bemerkte Keylam. „Sally, bring sofort Tee und Suppe. Rose, besorg schnellstmöglich Decken. Wir müssen sie wärmen.“
Keylam half Arrow auf und führte sie zum
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