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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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seiner eigenen Leute zum Wortbrecher.
    »Wo ist Cannek?«, herrschte er Igris an, der unauffällig im Hintergrund stand. Die Frau, die so kläglich versagt hatte, unterstand seinem Befehl, und Igris wusste das so gut wie Kanin.
    Der Angehörige der Jäger-Inkall trat ein, als sein Name fiel. Falls Igris erleichtert war, dass ihm eine Antwort erspart blieb, so zeigte er das nicht.
    »Ihr wolltet mich sprechen?«, fragte Cannek. Er sah sich kurz um und blieb stehen, als er nur einen Stuhl entdeckte. Der Titelerbe ging unruhig auf und ab.
    »Jeder Fährtenleser und jeder Hund, den Ihr habt, sollen ihrer Spur folgen. Findet die beiden und schafft sie her!«
    Cannek nickte. »Die Suche ist eingeleitet, Titelerbe. Sie werden nicht weit kommen. Ein Mädchen und ein Na’kyrim – das dürfte keine allzu schwere Aufgabe für die Jagd sein.«
    »Shraeve versprach, es werde bei dem Angriff auf Kolglas keine Überlebenden des Thangeschlechts geben. Aber einer entkam. Und obwohl es heißt, dass der Junge tödlich getroffen wurde, kann mir niemand seinen Leichnam vorweisen, oder? Sorgt dafür, dass die Jagd bessere Arbeit leistet, Cannek! Ich will dieses Mädchen tot sehen.«
    Der Inkallim ließ sich durch Kanins bittere Worte nicht aus der Ruhe bringen. Er lächelte versöhnlich.
    »Wenn das Schicksal uns hold ist«, murmelte er. »Vielleicht freut es Euch zu erfahren, dass bereits andere unterwegs sind. Die Waldelfen haben in Scharen ihr Lager verlassen; Dutzende von ihnen begeben sich zum Fluss. Was genau diese Aufregung zu bedeuten hat, weiß ich nicht. Aber sie sind gute Fährtenleser. Das hilft uns gewiss.«
    Kanin blieb unvermittelt stehen und starrte den Inkallim an.
    »Waldelfen!«, stieß er hervor. »Ich dulde nicht, dass sie sich einmischen. Sie haben mit dieser Angelegenheit nichts zu tun.«
    Cannek breitete in einer Geste der Ohnmacht die Hände aus. Die an seinen Unterarmen befestigten Messer wiesen schräg nach außen.
    »Ich bin nicht sicher, dass Ihr sie daran hindern könnt, es sei denn mit Gewalt. Wie gesagt, sie sind bereits unterwegs. Und … also, ich hasse es, der Überbringer schlechter Nachrichten zu sein, aber Euer Na’kyrim , der sich in der Großen Halle so auffallend benahm, befindet sich bei ihnen.«
    »Aeglyss ist nicht mein Na’kyrim «, fauchte Kanin. »Hütet er nicht das Krankenlager?«
    »Bis vor Kurzem, ja«, stimmte ihm Cannek zu. »Soviel ich weiß, kümmerten sich die Waldelfen um ihn. Inzwischen scheint er sich erholt zu haben – zumindest so weit, dass er sie zu Pferde bei ihrer Verfolgung begleiten kann.«
    Kanin versetzte dem Stuhl einen Tritt. Mit ungerührter Miene beobachtete Cannek, wie das Möbelstück durch den Raum schlitterte.
    »Er will den anderen Na’kyrim «, erklärte Kanin. »Ich will das Mädchen. Wenn Euch Aeglyss dabei hinderlich ist, tötet ihn ebenfalls.«

    Orisian lehnte sich gegen den Stamm einer mächtigen Eiche. Er kämpfte dagegen an, sich zu übergeben. Die frische Narbe pochte, und er befürchtete, die Wunde könnte erneut aufgebrochen sein. Der Schmerz und der Schwindel der Erschöpfung hatten die Wogen der Übelkeit ausgelöst. Noch nie im Leben war er so weit und so schnell gelaufen.
    Die Flucht vom Fluss hatte das Letzte von ihnen gefordert. Varryn schritt rasch voran. Seine Züge verrieten wenig, aber Orisian wusste, dass den Kyrinin ihre Langsamkeit verdross. Doch das ließ sich nicht ändern. Schon unter gewöhnlichen Umständen konnte es kein Mensch mit der Nachtsicht der Kyrinin oder ihrer Schnelligkeit im Dunkel aufnehmen. Hinzu kam, dass Orisian durch seine kaum verheilte Wunde behindert wurde und Anyara mit ihren Kräften am Ende war. Am schwersten aber wog, dass Rothe Inurian tragen musste.
    Der Kampf am Fluss hatte nicht lange gedauert. Ess’yr und Varryn waren in der Nacht verschwunden, dicht gefolgt von Rothe. Orisian hielt Anyara in den Armen. Im gleichen Moment, da er Inurians zusammengesunkene Gestalt am Boden bemerkte, drangen ihm die Geräusche eines Handgemenges ans Ohr – klatschende Hiebe, erstickte Schreie, Stöhnen und dann eine bleierne, furchterregende Stille. Rothe tauchte als Erster wieder auf. Er stach mit dem Schwert hierhin und dorthin, ohne auf Widerstand zu treffen.
    »Ich konnte sie nicht finden«, murrte er. »Zu dunkel für mich.«
    Dann kehrten Ess’yr und ihr Bruder zurück. Die beiden flüsterten miteinander, und Ess’yr nickte lebhaft.
    »Zum Wald«, sagte sie. Sie wirkte so geistesabwesend, wie Orisian sie

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