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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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bald sehnte er sich nach der Gesellschaft von Rothe und Kylane, die in den Küchengewölben oder sonst wo verschwunden waren.
    Im Lauf des Abends stellte sich bei Orisian immer deutlicher der Verdacht ein, dass Renairans Gemahlin Carienna und ihre junge Tochter über ihn tuschelten. Hin und wieder bemerkte er, dass Carienna ihn über die Landschaft der Fleischplatten, Brotkörbe und Weinkrüge hinweg scharf beobachtete. Aus einem unerklärlichen Grund bereitete ihm das Unbehagen, und er bemühte sich, seine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung zu lenken.
    Der einzige Gast, der seine Neugier weckte, war Edryn Delyne, der Kapitän des Handelsschiffs von Tal Dyre. Orisian waren schon des Öfteren Seeleute jener Insel begegnet, wenn sie in Kolglas Halt machten und seinem Vater einen Höflichkeitsbesuch abstatteten, aber dieser Mann wirkte eindrucksvoller als alle seine Landsleute. Er war hochgewachsen und blond und trug einen kurzen Spitzbart, der – zumindest Gerüchten zufolge – das Kennzeichen der echten Abenteurer von Tal Dyre war.
    Delyne unterhielt die Tischgesellschaft mit Geschichten von den Kämpfen tief unten im Süden. Die Gäste lauschten gespannt, denn viele Krieger von Lannis waren ausgezogen, um Gryvan oc Haig gegen die Aufständischen des Hauses Dargannan zu unterstützen. Delyne versicherte seinen Zuhörern, dass es nicht mehr lange dauern könne, bis Igryn, der aufsässige Than, gefangen oder gefallen sei und der Krieg ein Ende habe. Renairan und seine Gäste, einschließlich Orisian, nahmen diese Nachricht bestenfalls mit gedämpfter Freude auf. Zwischen den Häusern Lannis und Haig herrschte ein gespanntes Verhältnis, und Orisian hatte mehr als einmal die ketzerischen Worte gehört, die zweitausend Mann, die unter Taim Narrans Führung in den Süden marschiert waren, hätten besser daran getan, Gryvans Palast in Vaymouth zu stürmen, als die Bergfesten von Igryn oc Dargannan-Haig anzugreifen.
    Orisians Lider wurden immer schwerer, je weiter der Abend voranschritt. Obwohl er seinen Wein sorgfältig mit Wasser vermischte, schläferten ihn die Wärme des Feuers und die schweren Düfte im Raum allmählich ein. Renairans dröhnende Stimme ließ ihn unvermittelt hochschrecken. Er bemühte sich um einen aufmerksamen Gesichtsausdruck. Das Gelächter des Hafenmeisters verriet ihm, dass er kein Meister der Verstellkunst war.
    »Das war, glaube ich, zu viel des guten Essens und Weins für unseren jungen Gast«, meinte Renairan.
    Orisian lächelte entschuldigend.
    »Verzeiht«, sagte er. »Zwei Tage im Sattel fordern ihren Preis.«
    »Gewiss, gewiss!«, rief Renairan. »Es wird Zeit, dass Ihr Euch zur Ruhe begebt, Orisian. Morgen habt Ihr erneut einen langen Ritt vor Euch.«
    »Vielen Dank für das wunderbare Abendessen!« Orisian erhob sich. Die übrigen Gäste standen ebenfalls auf und verabschiedeten sich mit einem Nicken oder einer kleinen Verbeugung. Als Orisian auf die Tür zusteuerte, sah er, dass ihm Renairans Gemahlin und Tochter den Weg abzuschneiden versuchten. Mühsam widerstand er dem Drang, die Schritte zu beschleunigen und Zuflucht in seinem Schlafgemach zu suchen. Während hinter ihm die Gäste lärmend ihre Tischgespräche wieder aufnahmen, sah sich Orisian von Cariennas heiteren und doch irgendwie aufdringlichen Blicken festgehalten.
    »Wie schade, dass wir gar nicht so richtig zum Plaudern gekommen sind«, sagte sie. »Aber Ihr müsst unbedingt einige Worte mit meiner Tochter wechseln, ehe Ihr Euch zurückzieht.«
    Sie schob das junge Mädchen unauffällig nach vorn.
    »Dies ist Lynna«, stellte Carienna vor. Die sichtlich aufgeregte Kleine räusperte sich verlegen.
    »Es hat mich sehr gefreut, Euch kennenzulernen, gnädiger Herr«, sagte Lynna mit einem zarten Lächeln und einem geübten Knicks.
    »Äh«, entgegnete Orisian.
    »Lynna ist fast fünfzehn«, fuhr Carienna mit honigsüßer und bedeutungsvoller Stimme fort.
    »Tatsächlich. Ich bin …« Orisian geriet ins Stammeln. Einen Augenblick lang fiel ihm nicht mehr ein, wie alt er war.
    »Sechzehn, glaube ich«, ergänzte Carienna gut gelaunt.
    Es dauerte eine Weile, bis Orisian die richtigen Worte fand, um sich zu verabschieden. Rothe wartete vor seinem Gemach. Der Gardesoldat grinste mitleidig, als Orisian ihm von der Begegnung erzählte.
    »Sechzehn ist ein gefährliches Alter für den einzigen unverheirateten Jüngling in der Familie des Thans.«

    Am nächsten Morgen war Kylane ziemlich wortkarg. Er litt unter einem

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