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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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breiter und ihr Blick immer strahlender wurde. Kylane grinste.
    »Bier und etwas Ordentliches zu essen!«, verlangte Rothe mit großer Entschiedenheit.
    Das Mädchen starrte ihn an, als habe sie ihn nicht verstanden. Ihr Lächeln geriet ins Wanken.
    »Sehr wohl, Sire«, hauchte sie und machte kehrt, nachdem sie Orisian noch einmal zugenickt hatte.
    »Außerdem Wein und Wasser!«, rief ihr der junge Edelmann nach. Sie warf einen Blick über die Schulter zurück und schenkte ihm erneut ihr schönstes Lächeln.
    Kylane grinste immer noch. »Eure Wirkung auf Frauen ist umwerfend«, stellte der Gardesoldat fest.
    Rothe sah seinen Waffengefährten finster an, aber seine Missbilligung war verschwendet, denn Kylane spähte bereits in der Schankstube umher, ob irgendwo ein Spiel im Gang war oder ob sich ein weibliches Wesen finden ließ, das ihm für eine Nacht seine Gunst schenkte.
    Orisian versetzte Kylane einen freundschaftlichen Tritt gegen das Schienbein. »Das gilt nicht mir«, meinte er, »sondern dem Neffen den Thans.«
    »Ihr seid zu bescheiden«, entgegnete Kylane zerstreut. »Kein Schankmädchen fände Euch hässlich, und wenn Euer Onkel ein Ziegenhirte wäre.«
    Orisian lächelte, nicht nur über das Lob, sondern auch über Rothes streng gerunzelte Stirn. Der Ältere tat oft so, als brächte ihn Kylanes Leichtfertigkeit zur Verzweiflung, aber Orisian wusste, dass die beiden einander großen Respekt entgegenbrachten. Rothe diente ihm seit seinem zehnten Geburtstag als Lehrmeister und Beschützer, während Kylane das Amt eines Leibwächters erst letzten Sommer angetreten hatte – für Orisian ein bedrohlicher Hinweis, dass der alternde Rothe einen Nachfolger anlernte. Es war eine Vertrauensstellung, wie sie nur wenige innehatten. Einen Neffen des Thans zu bewachen, erforderte zwar nicht so viel Verantwortung wie der Schutz des Thans selbst, aber es war auch keine rein zeremonielle Aufgabe. Kylane hatte – wie vor ihm Rothe – geschworen, Orisians Leben stets über das eigene zu stellen.
    Man trug ihnen die besten Speisen und Getränke auf, und der Wirt zierte sich eine ganze Weile, ehe er von Rothe eine Bezahlung annahm. Und sie erhielten die schönsten Zimmer, nachdem man andere Gäste – wie Orisian schuldbewusst vermutete – kurzerhand umquartiert hatte. Kurz bevor er einschlief, wanderten seine Gedanken nach Kolglas. Er sah die von Wogen umspülte Burg vor seinem geistigen Auge und erkannte zu seinem eigenen Staunen, dass er viel lieber heimkehrte, als er erwartet hatte. Der Schlaf kam rasch, und er konnte mit der Erkenntnis nichts mehr anfangen.

    Lekan Tirane dar Lannis-Haig rannte schneller, als er je zuvor gerannt war. Das Entsetzen trieb ihn vorwärts. Er stürmte mit stampfenden Schritten durch den Wald, als wäre ein Rudel der Wolfsrasse hinter ihm her. Er sprang über Wurzeln, geriet ins Stolpern und fing sich wieder. Brombeerranken zerrten an seiner Kleidung, als er sich durch Hecken und Sträucher kämpfte. Ein großes Tier, aufgescheucht von seiner wilden Flucht, stob krachend durch das Unterholz davon. Er bemerkte es kaum. Die Furcht vor seinen Verfolgern schlug wie ein schwerer Hammer auf ihn ein.
    Die Dämmerung brach herein. Bald würde Schwärze den Wald einhüllen, und dann wäre er verloren, denn die Wesen, die hinter ihm her waren, sahen auch bei Dunkelheit gut. Aber noch hatte er einen Funken Hoffnung. Er wusste nicht genau, wo er sich befand oder wie weit er gelaufen war, aber die Straße von Kolglas nach Drinan musste ganz in der Nähe sein. Falls er sie erreichte, begegnete er vielleicht Reisenden, die ihm halfen. Und wenn das nicht gelang, schaffte er es auf der ebenen, ihm gut bekannten Strecke wohl auch allein bis in den Schutz von Kolglas. Die Stadt lag höchstens einige Meilen nördlich von hier. Und das war in gewisser Hinsicht ein Teil seines Entsetzens – seine Verfolger gierten so sehr nach Menschenblut, dass sie sich fast bis an die Garnisonsstadt Kolglas heranwagten. Die Waldelfen waren seit vielen Jahren nicht mehr so kühn, um nicht zu sagen tollkühn gewesen.
    Als Lekan sich am Tag zuvor aufgemacht hatte, um in den Wäldern einen Festtagsbraten für den Winteranfang zu erlegen, wäre es ihm niemals in den Sinn gekommen, dass ihm etwas Gefährlicheres als ein Eber oder Bär begegnen könnte. In der Gegend um Kolglas hatte man seit ewigen Zeiten keine Kyrinin mehr gesehen, und obwohl allgemein bekannt war, dass die Schleiereulen weiter östlich in großen Horden durch die

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