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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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ihren Gästen oder zu sich selbst sprach. »Er wollte, dass ich etwas wegen dieses Aeglyss unternähme. Vielleicht schickte er euch deshalb hier herauf. Ich habe nämlich nicht den Eindruck, dass ihr meine Hilfe braucht, um nach Koldihrve zu gelangen, solange euch die beiden Füchse als Kindermädchen begleiten.«
    »Aeglyss?« Anyara hob erstaunt den Kopf. »Ihr habt mit Inurian über Aeglyss gesprochen?«
    Yvane nickte. »Als er in Anduran war. Ich beschloss, mir selbst ein Bild von Aeglyss zu machen. Keine besonders guter Einfall, wie ich zugeben muss. Wenn er seine rohe Kraft steuern könnte … Jedenfalls habe ich von der Begegnung immer noch Kopfschmerzen, die sich nicht vertreiben lassen.«
    »Nun, Aeglyss ist unser Verfolger«, erklärte Orisian. »Oder einer unserer Verfolger. Und er trägt die Schuld an Inurians Tod – falls er ihn nicht eigenhändig tötete.«
    Yvane knurrte etwas Unverständliches vor sich hin. »Inurian erwähnte mit keinem Wort, dass ich mich um seine verlorenen Schäfchen kümmern solle. Er bat mich, Highfast einen Fingerzeig zu geben, damit sie dort etwas wegen Aeglyss unternehmen. Das war alles.«
    »Ich dachte, Highfast sei eine Festung«, warf Anyara ein.
    »Eine Festung, die angeblich nie in Feindeshand geriet«, erwiderte Yvane. »Und das könnte durchaus stimmen. Im Krieg der Befleckten wurde sie von Kyrinin belagert, während der Sturmjahre und später in den Glaubenskriegen dann von eurer Rasse. Die Hohe Feste hat alles überstanden. Aber ihre Mauern bergen ein Geheimnis. Die Krieger, die noch dort oben leben, dienen mehr dem Schein als sonst etwas. Der allererste Kilkry-Than überließ die Festung nämlich einigen Na’kyrim , die nach einem verborgenen Zufluchtsort suchten – und ein Zufluchtsort für unsere Rasse ist Highfast bis heute geblieben. Das wissen nur wenige.«
    Sie seufzte schwer. »Es sind einige sehr kluge Leute darunter, aber sie finden längst nicht alle Antworten auf die Fragen des Lebens. Viele sind so modrig wie die Bücherschätze, die sie hüten, und die Hälfte von ihrem Geplapper ergibt nicht mehr Sinn als das Gekrächze ihrer Krähen. Es erfordert schon ein ganz besonderes Naturell, sich mit all den Worten und all dem Wissen abzukapseln. Weder Inurian noch ich hielten es lange dort aus. Irgendwie schade. Für diejenigen, die sich in die Gemeinschaft einfügen können, ist Highfast sehr … beruhigend.«
    »Und Inurian dachte, die Bewohner dort könnten mit Aeglyss fertig werden?«, fragte Orisian.
    »Inurian neigte schon immer dazu, in anderen nur das Gute zu sehen. Vermutlich dachte er, die Weisen von Highfast könnten dem von Aeglyss ausgelösten Unfug ein Ende bereiten, weil er ein Na’kyrim ist wie sie. Er glaubte allem Anschein nach, Aeglyss sei ein bemerkenswerter junger Mann mit außergewöhnlichen Gaben – oder könnte es zumindest sein, wenn man ihn auf den richtigen Weg brächte.«
    Anyara machte eine abfällige Bemerkung, aber so leise, dass Yvane nicht darauf achtete.
    »Wenn Inurian recht hatte«, fuhr Yvane fort, »dann schafft es wohl nur die Na’kyrim -Gemeinschaft, die sich in Highfast zusammengefunden hat, ihm ihre Kräfte entgegenzusetzen.« Ihre Augen trübten sich, und ihre Stimme wurde leise, als folgte sie den Gedanken, die weit weg drifteten. »Oder die Gruppe in Dyrkyrnon … Erwähnte er nicht, dass Aeglyss dort eine Zeit lang gelebt hatte?« Ihr Kopf sank nach vorn.
    »Dyrkynon?«, fragte Orisian.
    Yvane schaute auf, allem Anschein nach überrascht, dass sie nicht allein war.
    »Dyrkyrnon«, verbesserte sie ihn. »Ja. Ein weiteres Versteck für Angehörige meiner Rasse. Allerdings unterscheiden sich die Bewohner dort gründlich von denen in Highfast. Es gibt eben solche und solche Mischlinge. Ein Dyrkyrnon- Na’kyrim kann mitunter so grimmig sein wie ein Bär, der sich einen Dorn in die Tatze getreten hat.«
    Einen Moment lang herrschte Stille. Aber Anyara konnte ihre Ungeduld nicht lange in Zaum halten.
    »Es reicht ja vielleicht, dass Ihr uns die Richtung weist, die wir einschlagen sollen …«, begann sie. Yvane unterbrach sie mit einem heiseren Räuspern.
    »Entschuldigt«, sagte die Na’kyrim . »Die Nässe und Kälte hier oben legen sich mir manchmal schwer auf die Brust. Besonders dann, wenn ich nachdenke.«
    Wieder verfielen sie in ein angespanntes Schweigen. Orisian und Anyara wechselten unbehagliche Blicke.
    »Hatte er noch diese Krähe?«, erkundigte sich Yvane. »Was geschah mit ihr?«
    »Idrin«,

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